Montag, 31. Januar 2011

IA, Tag 002: Bharatpur-Sariska


Tag 02: 30. Januar 2011, Sariska, Indien, km 00’434

Der heutige Tag führt über 150 km auf zum Teil extrem schlechten Strassen. Bald merke ich, dass es noch knapp werden könnte, vor Sonnenuntergang am Zielort einzutreffen, und fahre zügig. Zum Glück finde ich den Weg auf Anhieb und die Strasse wird zum Schluss doch etwas besser, so dass ich zu einer vernünftigen Zeit ankomme. Das gilt aber nicht für alle. Eine Gruppe trifft unmittelbar bei Sonnenuntergang ein. Andere fahren mit den Transportfahrzeugen, weil sie nicht mehr mögen. Einer hat sich sogar total verfahren und trifft erst spät in der Nacht mit dem Taxi ein. Hier in Indien ist es nicht einfach. Wie gesagt sind die Strassen zT extrem schlecht, aber auch die Navigation ist sehr schwer, weil es hier überall Strassen gibt, die in alle Richtungen führen. Man kann nicht nach der allgemeinen Richtung fahren. Und die Leute auf dem Land wissen oft nicht recht, wohin ihre Strasse führt. Meist können sie überhaupt kein Englisch. Das erklärt auch, warum sie einem zu jeder Tageszeit „goodmorning“ nachrufen. Überhaupt rufen sie einem alles nach, was englisch tönt. Manche Männer rufen mir sogar „iloveyou“ nach. Hauptsache englisch.

Sonntag, 30. Januar 2011

IA, Tag 001: Agra-Bharatpur



Tag 01: 29. Januar 2011, Bharatpur, Indien, km 0’289

Endlich geht es heute richtig los. Ich amüsiere mich damit, den anderen zuzusehen, wie sie sich auf die heutige Jungfernfahrt vorbereiten. Mit meiner Erfahrung weiss ich langsam, dass weniger mehr ist. Es ist einfach unglaublich, mit welcher Betriebsamkeit die anderen Teilnehmer der Gruppe sich vorbereiten. Und was sie alles mitnehmen! Es ist offensichtlich, dass es ihnen sehr schwer fällt, sich von ihren vertrauten Gegenständen wie Natel, GPS, Blackberry und dergleichen zu trennen. Und auf keinen Fall wollen sie auf der Fahrt etwas entbehren müssen, wie etwa jede Menge sperrige und unnötige Ersatzteile oder Riesenschlösser, um das Bike abzuschliessen (kein Inder denkt auch nur im Entferntesten daran, unsere hightech super sofisticated Bikes nur anzufassen). Alles muss mit, keiner will sein vertrautes und gesichertes Umfeld vermissen.
Da ich in einem anderen (schöner, heller, sauberer, ruhiger, günstiger) Hotel (Tipp für Tina: Sheela Inn, 600 Rp/Nacht mit Bad und Doppelbett, Sicht auf Taj von der Terasse aus) übernachte, darf ich auf keinen Fall verschlafen. Alles kein Problem! Um 5.30h bin ich beim Frühstück am vereinbarten Treffpunkt. Danach geht’s zum Taj. Vorgesehen ist, dass wir mit unseren Bikes vor dem Taj ein Gruppenfoto machen. Denk’ste, nicht mal die Helme dürfen wir mitnehmen. Aber das Gruppenbild haben machen wir trotzdem. Danach geht’s im Convoy raus aus Agra, Richtung Jaipur. Für die unerfahrenen unter uns eine gute Gelegenheit, sich mit dem hiesigen Verkehrt vertraut zu machen!
Die Fahrt ist angenehm, ohne besondre Herausforderung, wenn man mal von der Navigation absieht, denn viele verpassen eine wichtige Abzweigung, so dass sie schnell verloren gehen, aber alle kommen früher oder später am Ziel an.
Unterwegs grüssen mich viele Leute. Manche wollen, dass ich ein Foto von ihnen mache, andere laden mich zu einem Glas Milch ein. Diese schwarzen Kühe, welche wie Büffel aussehen, geben eine unheimlich cremige Milch. Man glaubt, flüssiges Panne Cotta zu trinken. Dazu bekomme ich etwas zu essen, so etwas wie ein gefülltes Naan. Unheimlich scharf, was alle anwesenden in eine gute Stimmung versetzt. Der Gastgeben ist Arzt, die Gaststube seine Clinic, die etwa die grösse einer mitteleuropäischen Garage hat. Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, und schon haben wir besagte indische Clinic. Einmal mehr sind die Leute extrem gastfreundlich.
Obschon ich SEHR langsam fahre und immer wieder anhalte, treffe ich als erster im Hotel ein. Die Zimmer sind grosszügig und sehr sauber. Das wird sich in den nächsten Tagen wohl sehr schnell ändern, vermute ich.

Samstag, 29. Januar 2011

IA, Eintrag 4: Agra


Eintrag 4: 28. Januar 2011, Agra, Indien, km 0’224

In Agra besuche ich natürlich die Sehenswürdigkeiten. Allen voran das Taj Mahal. Von aussen schon sehr eindrücklich. Und das alles für eine einzige Frau! Das Gebäude ist ideal positioniert, hier stimmt einfach alles. Da haben sie aus dem vollen geschöpft. Innen hingegen muss ich sagen, dass ich von gothischen Kathedralen mehr beeindruckt bin, obschon sie älter sind, da waren unsere europäschen Baukünste mindestens so gut. Aber lassen wir das, schliesslich ist es kein Wettbewerb. Ich lasse mich also vom Taj hinreissen. Später besuche ich auch das Fort und die vielen Märkte, die hier absolut chaotisch sind. Auch entgeht mir kein Bazar in ganz Agra.
Die Leute sind hier extrem aufdringlich. Immer wollen sie mir etwas verkaufen. Und wenn man absagt, wollen sie einem in die Pflicht nehmen für später oder den nächsten Tag. Auch sind sie extrem vernetzt. Wenn man zB mit einem Tucktuck von A nach B fährt, so kann man sicher sein, dass bei B bereits alle wissen, woher man kommt, in welchem Hotel man übernachtet und was mich veranlasst hat, die Reise von A nach B anzutreten. Man kann kaum ein Tucktuck benutzen, ohne dass man in einem Bazar landet. Langsam nervt mich das und ich gehe zu Fuss, um meine Intimität zu wahren. Mit der Zeit wissen das alle und ich habe etwas Ruhe um mich.
Wenn man zu Fuss geht, hat man zudem den Vorteil, dass man den Leuten viel näher kommt. So habe ich heute mit einer Gruppe Karten gespielt. Kein Problem, denn sie haben dieselben Karten wie wir und dieselben Regeln wie wir beim Jass. Später habe ich noch ein paar Kindern geholfen, Früchte von einem Baum zu holen. Da ich der grösste war, war es für mich ein leichtes Spiel. Dann habe ich noch Touristen Postkartenh verkauft „Weritschiipweritschiip“. In einem Restaurant habe mit dem Chef gesprochen und einen Eintrag ins Gestebuch geschrieben. Bestimmt freut er sich, wenn Tina auch bei ihm vorbei kommt (Relax in Relax, nahe beim East-Gate des Taj Mahals). Und dann bin ich noch Rikscha gefahren. Ich bin selbst in die Pedale getreten und der eigentliche Fahrer ist hinter mir gesessen. Wir hatten einen Heidenspass. Danach hat er sich revanchiert und als ich ein paar Früchte gekauft habe, hat er mir beim Bezahlen immer wieder ein paar Zeichen gegeben, so dass ich schlussendlich einen passablen Preis bezahlt habe. Heute habe ich die Inder so richtig gespürt.

Mittwoch, 26. Januar 2011

IA, Eintrag 3: Delhi-Agra



Eintrag 3: 25. Januar 2011, Agra, Indien, km 0’224

Und schon wieder Linksverkehr!!! Da denkt man als Zentraleuropäer doch, dass die Engländer die einzigen sind, die auf der falschen Seite fahren. Dabei fährt die halbe Welt links. Aber langsam bin ich mir es gewohnt, NICHT zu wissen, wo jetzt die richtige Seite ist. Zur Sicherheit schaue ich in alle Richtungen. Hier ist es eh egal, Links- oder Rechtsverkehr, Hauptsache, es ist genug Platz da zum fahren. Es ist erstaunlich. Die Schweizer sollen ja für ihre Präzision bekannt sein, aber eigentlich sind die Inder noch viel präziser und werden weltweit massiv unterschätzt. Die fahren sogar dort durch, wo längst kein Platz mehr ist. Wie sie das machen, bleibt ihr Geheimnis. Sicher ist nur, dass man dabei ausgiebig seine Hupe benutzen muss. Und zwar nicht nur für ein kurzes „Tüt“, sondern für einen ewig andauernden „TÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜ“. Der Lärm ist ohrenbetäubend, im ursprünglichsten Sinn des Wortes.
Wir flüchten aus Delhi. Um dem Verkehre zu entgehen, fahren wir sonntags um 8.00h raus. Den Fluchtweg haben wir vorsichtig mit dem Hotelbesitzer diskutiert, nichts kann mehr schief gehen. Wir folgen also dem vereinbarten Weg bis zur Hauptstrasse. Tatsächlich hat es nur wenig Verkehr. Nach einer Viertelstunde erreichen wir die grosse Strasse, die uns aus Delhi führen soll. Jetzt gibt es nur noch ein kleines, unvorhergesehenes Problem. Die Strasse ist eine Autobahn und in der Mitte ist eine Insel. Mit unserem Gepäck unüberwindbar! Wir müssen einen anderen Weg finden und prompt sind wir in dieser Stadt verloren. Das geht unheimlich schnell hier, denn überall sieht es gleich aus. Jede Strasse, jede Ecke, jede Hauszeile. Sogar Einheimische sollen sich hier verirren. Strassenschilder gibt es hier nicht, und wenn man die Leute nach dem Weg fragt, haben sie keine Ahnung, welche Strasse wohin führt. Wir fahren also wieder zurück, weil wir nicht noch mehr verloren gehen wollen und so kommt es, dass wir um 10.00h wieder dort sind, wo wir gestartet sind, aber ein paar Erfahrungen reicher.
Wir ändern unsere Strategie, wohl wissend, dass wir diesmal von links auf die Autobahn auftreffen müssen, und diesmal klappt es auf Anhieb. Wir lassen uns mit dem immer heftig werdenden Verkehr treiben und nach ca. 50km wird es langsam ländlich. Sieht man mal von den dichteren Gebieten mal ab, so fährt es sich hier auf dem Land eigentlich ganz gut. Der Verkehr ist zwar dicht und oft kommen uns Fahrzeuge aller Art entgegen, aber alle fahren sehr rücksichtsvoll und wohlwollend. Keine Aggressivität! Es ist mehr die Masse, die es einem schwer macht. Den Höhepunkt erreichen wir am zweiten Tag. Einfahrt in Mathura: Anfangs sind wir auf der Autobahn. Dann kommt die Landstrasse, später die Stadt, immer dichter und dichter. Unvorstellbar. Nochmals: unvorstellbar. Was da abgeht, das kann man sich, wenn man es mit blossen Augen nicht gesehen hat, unmöglich vorstellen. Der Verkehr ist derart intensiv, dass man ganz vergisst, ein Foto zu schiessen. Man denkt gar nicht daran, so konzentriert muss man sein, speziell auf einem Bike mit Clip-Pedalen. Da ist schon einmal die Strasse, die in einem jämmerlichen Zustand ist, meist geteert, aber mit Schlaglöchern durchzogen. Aber das ist völlig unwichtig, weil man die Strasse gar nicht sieht, zu dicht stehen Tucktucks, Velos, Dreiräder, anfangs Autos (später keine Autos mehr, weil zu eng), fahrbare Verkaufsstände mit sich türmenden Waren. Dazu kommen Fussgänger, Polizisten (manche davon versuchen mit viel Aufwand aber vergebens, einen Hauch von Ordnung in diese sich durchdringende Strömungen zu bringen, Soldaten mit Gewehren und aufgesetzten Bajonetten (in diesem Gekneuel völlig unbrauchbar), Kinder (meist aufdringlich bettelnd), Bettler (immer sehr aufdringlich bettelnd), Behinderte (entweder mit allen denkbaren Untersätzen oder sich am Boden wälzend, in allen Fällen bettelnd), ganz wenige Touristen (um genau zu sein ein einziger, den wir nach dem Weg fragen und der uns auch wirklich behilflich ist, da er, wie sich spätrer erweisen wird, der einzige ist, der im selben Hotel wie wir übernachtet). Nicht vergessen wollen wir die Katzen, Hunde, Schweine, Ziegen, Pfaue (zum Glück nicht balzend) heiligen Kühe en masse, Kamele, Elefanten, Affen und Esel. Natürlich sind Strassenschilder hier völlig inexistent, aber darum können wir uns ohnehin nicht auch noch kümmern. Genausowenig wie um die fehlenden Dohlendeckel und den ganzen Abfall am Boden. Manchmal überqueren wir ausrangierte Bahnübergänge, welche völlig ausgewaschen sind und ein echtes Hindernis darstellen. Um Gegensatz dazu die noch betriebenen Bahnübergänge, die kein Hindernis darstellen, weil man ja über die dasuernd geschlossenen Barrieren ja überklettern kann.
Achtung, macht süchtig, aber nichts für Anfänger.

Sonntag, 23. Januar 2011

IA, Eintrag 2: Delhi



Eintrag 2: 22. Januar 2011, Delhi, Indien, km 0’000

Delhi hat eine ganz interessante Geschichte, die ich hier nicht ausführen kann, aber ich empfehle jedem, der sich für fremde Länder interessiert, die Geschichte mal nachzulesen. Auf jeden Fall gibt es hier zwei Delhi, nämlich Old-Delhi und New-Delhi. Die alte Stadt ist wirklich alt, total verwinkelt, eng und dunkel. Alles ist voll mit Läden und Buden, alles Mikro. X-Tausende Leute sind hier und wollen dir etwas verkaufen. Irgendetwas, egal was!
Und dann gibt es das New-Delhi, das anfangs des 20. Jahrhundert von den Engländern grosszügig geplant und gebaut wurde. Was für Gegensätze!
Überhaupt ist Indien ein Land der Gegensätze. Armut und Reichtum sind hier unheimlich nahe beieinander. In der Nähe des Lotus-Tempels, das stark an die Oper von Sydney erinnert, komme ich erstmals so richtig in Kontakt mit armen Leuten. Ausser Staub, Schmutz und viel Unrat gibt es hier nichts. Gerne wüsste ich, was die Leute hier den ganzen Tag treiben.
Eigentlich fühlt man sich hier in der Stadt sicher. Die Leute sind extrem friedlich, nirgends sieht man Aggressivität, alles geht ruhig aneinander vorbei. Sogar in der Metro, die ich ausgiebig benutze, hört man im Gedränge kein böses Wort, obschon dazu Anlass genug da wäre, denn am Zugeingang ist es wirklich sehr sehr eng, speziell in der rush hour, wenn 500 Leute gleichzeitig einsteigen wollen. Hier gibt es speziell für die Frauen reservierte Wagen. Und an jedem Metro-Eingang, das in der rush hour durch Riesenschlangen besetzt ist, müssen die Passagiere durch ein Tor, wie beim Flughafen. Bei jedem piepst es in allen Tönen, aber keiner kümmert sich darum. Grundsätzlich gibt es ohnehin eine Leibesvisitation. Aber auch die ist nur sehr oberflächlich. Die Handtaschen und Rucksäcke werden ausnahmslos gescannt. Das Militär ist hier allgegenwärtig, hinter Sandsäcken verschanzt und Gewehr im Anschlag!
Ich besuche viele Sehenswürdigkeiten, aber eigentlich interessieren mich die Leute mehr. Der Einfluss der Briten ist nicht zu übersehen, immer sehr höflich und respektvoll. Mit der Befreiung Indiens in den 40ern sind auch alle Briten wieder verschwunden. Nirgends sieht man Briten, höchstens als Touristen.
Natürlich sieht man mir sofort an, dass ich ein Tourist bin. Bisher habe ich noch nicht herausgefunden, wie ich mich tarnen könnte. Und als Tourist hat man es im Zentrum Delhis wirklich schwer. Regelmässig wird man „spontan“ angesprochen (auf den ersten Blick glaubt man wirklich daran, dass man spontan angesprochen wurde) und auf irgendein Touristikbüro geführt. Dort will man mir jedes Mal eine Reise oder sonst was verkaufen. Bis ich sage, dass ich mit dem Bike unterwegs bin. Da bricht das Gespräch meist abrupt ab, denn diese Inder wissen, dass es bei mir nichts abzuholen gibt. Mit der Zeit erkenne ich die „Lotsen“ und falle nicht mehr auf ihre Tricks mehr rein, obschon sie manchmal raffiniert vorgehen.
Delhi ist eigentlich keine Stadt, sondern eine Ansammlung von vielen Riesendörfern. Überall gibt es alles, so dass alle Quartiere unabhängig sind. Es gibt keine Vernetzung wie in unseren Städten. Viele Parks und Grünanlagen. Zum Glück, denn die Inder pissen gerne überall hin, es ist schauderhaft. Aber auch ohne Grünanlagen sieht man sie nach vorne gebückt dastehen. Jede Wand und jeder Baum ist gut genug, egal wo sie stehen. Und in der Not brünselt man auch auf offener Strasse.
Bei Gelegenheit kaufe ich mir in einem offiziell aussehenden Vodafon-Laden eine SIM-Karte, die aber nicht funktionieren will. Offenbar muss man auch hier vorsichtig sein. Schade, weniger ums Geld (15 Rupies=3 x nichts) als vielmehr um die Stunde, in der ich die vielen Formulare ausfüllen musste. Zur Info: In Indien braucht es für den Kauf einer lausigen SIM-Karte einen gültigen Pass inkl. Visum, ein Foto, Hoteladresse und eine handschriftliche Bestätigung vom Hotel, dass man auch wirklich dort wohnt. Dann füllt man Formulare aus mit Fragen wie „Vorname des Vaters“ oder „Geburtsort der Mutter“ etc. aus. Nimmt mich ja wunder, ob sie in Indien wissen, wo Bougon liegt.

Donnerstag, 20. Januar 2011

IA, Eintrag 1; Transfer Basel-Delhi



Eintrag 1: 20. Januar 2011, Delhi, Indien, km 0’000

Der Flug Basel-London erfolgt ohne Probleme. Christian bringt mich zum Flughafen und nachdem ich mein wenig Gepäck abgegeben habe, trinken wir noch einen Kaffee. Weil ich schreckliches Kopfweh habe, schlafe ich fast auf dem ganzen Flug. Rechtzeitig erwache ich zum Anflug in London. Offenbar ist der Flughafen ziemlich ausgebucht, denn wir fliegen ein paar Extraschlaufen über die Vororte von London. Die Landschaft ist dank dem klaren Himmel traumhaft. Die vielen weissen Reihenhäuser wechseln sich mit den unzähligen dunkelgrünen Hecken und den mäandrierenden Bachläufen ab. Zu guter Letzt fliegen wir doch noch nach Heathrow. Dabei überfliegen wie das Zentrum von London. Hier sind die Leute nicht so sensibel, denn wir fliegen unmittelbar an Tower Bridge, an Victoria Station und sogar am Riesenrad vorbei. Beim Buckingham Palace winkt mir die Königin zum Fenster raus. Sie wollte mich noch zum The einladen, aber ich habe abgesagt, wollte keine Umstände machen, mit meinem Bike und so. Also, wie gesagt, alles in greifbarer Nähe. Unglaublich! Das hat mir das Sightseeing in London erspart und so konnte ich einmal mehr (zum siebten Mal in den letzten 18 Monaten) den Terminal 5 stundenlange geniessen. Echt! Ich liebe es, den Leuten zuzusehen. Und wenn sie dann noch etwas nervös sind (wegen dem Fliegen), dann ist es nochmals spannender, ihnen zuzusehen.
Der Flug von London nach Delhi ist unspektakulär. Das einzig auffällige sind die vielen Inder im Flugzeug. Wen wundert es, bei der gigantischen Anzahl der Bevölkerung (weit über einer Milliarde oder 200 x die Schweiz).
Mit dem Taxi fahre ich zur Pension. Obschon ausdrücklich ein GROSSES Taxi (wegen der Bikebox) bestellt war, erwartet mich ein sagen wir mal für unsere Verhältnisse mittleres Taxi. Weil der Fahrer sein Auto in der Flughafeneinfahrt abgestellt hat, müssen wir in aller Windeseile die Box auf dem Dach festbinden (innen hat sie natürlich keinen Platz) und sofort wegfahren. Nach einem ersten Stück Autobahn mit mässig befestigter Velobox auf dem Dach hält der Fahrer nochmals an und wir bringen das Ganze auf dem Pannenstreifen in Ordnung. Zum Glück hat es an diesem Morgen nur wenig Verkehr.
Das Gasthaus ist schnell gefunden. Grosszügig und sauber. Bestimmt werde ich hier in Delhi ein paar tolle Tage verbringen.
Übrigens: Delhi spricht sich nicht wie Dehli aus (da liegen wir deutschsprachigen komplett falsch). Richtig sagt man Delli, wie etwa Gopferdelli oder Leuedelli.

Sonntag, 2. Januar 2011

IA, Eintrag 0: Vorhaben


Eintrag 0: 1. Januar 2011, Therwil, Schweiz, km 0’000

Ursprünglich sollte ich letztes Jahr im Januar die Tour d’Afrique ab Kairo in Angriff nehmen. Nach der vorangehenden Südamerika-Tour habe ich es mir anders überlegt und bin erst in Nairobi im März 2010 zur Afrika-Tour gestartet. Damit wäre es an sich logisch gewesen, den fehlenden Teil zwischen Kairo und Nairobi dieses Jahr zu fahren.
Aber die Indian Adventure Tour, welche vom 29. Jan bis zum 19. März 2011 von Agra zur Südspitze Indiens führt, hat mich viel mehr gereizt. Also habe ich das Ganze einmal mehr umgebucht und jetzt bin ich an den Vorbereitungen.
In Indien gibt es keine Campings, jede Nacht verbringen wir in einem Guest-House, Hotel oder dergleichen. Das macht das Ganze einfacher, denn damit können wir auf Zelt, Schlafsack etc. verzichten.
Auf dieser Reise will ich so wenig wie möglich mitnehmen. Mit wie wenig kann man mit einem Bike in Indien reisen? Wir werden es bald wissen.