Donnerstag, 10. Dezember 2009

SA, Bilanz


Dezember 2009, Therwil, Schweiz, km 11’269

· Wir waren 134 Tagen auf Tour, davon waren 34 Ruhetage.
· Insgesamt sind wir 11’269 km weit gefahren, das sind durchschnittlich 84(103)km/Tag (ohne Ruhetage).
· Wir haben 95'525 Höhenmeter überwunden, das sind durchschnittlich 713(955)m/Tag.
· 25 Mal haben wir im Hotel, 41 Mal in Herbergen, 40 Mal auf Zeltplätzen und 28 im Busch übernachtet

Technisch würde ich die Tour bis auf ein paar wenige Ausnahmen als anspruchslos bezeichnen.

Physisch ist sicher mein Gewichtsverlust das augenfälligsten. Vom Tag an, an dem ich entschieden habe, die Tour mitzumachen bis nach Quito habe ich an die 20kg abgenommen (die meisten natürlich am Anfang). Am meisten Fortschritte habe ich in der extrem kurzen Erholungszeit gemacht. So nach einem schweren Tag reichen meist ca. 2 Stunden, um sich komplett zu erholen. Die Nacht war immer ausreichend. Andere, ungeübte, brauchen Wochen!

Mental war die Tour extrem anspruchsvoll. Was das genau bedeutet, kann ich nicht erklären. Die Tatsache, dass diverse Leute völlig unerwartete Sachen gemacht haben, sind ein deutliches Zeichen, wie schwer es für uns alle war. Natürlich verändert sich viel während einer solchen Tour. Am meisten beeindruckt hat mich, dass es andere Lebenskonzepte gibt, die auf anderen Werten fussen und ein ganz anderes Lebensgefühl hervorrufen.

Die Ausrüstung war ok, aber natürlich habe ich viel zu viele Wäsche mitgenommen. Mit meinem Bike war ich äusserst zufrieden. Es war genau das richtige. Leider gibt es kein Zubehör, dass den Belastungen einer solchen Tour standhält (ausser meiner Lenkertasche und mein Rucksack).

Gesamtbilanz: sofort wieder!!!

SA, Transit Quito-Basel


10. Dezember 2009, Therwil, Schweiz, km 11’269

Frühmorgens nehmen wir ein Taxi zum Flughafen. Sorgfältig haben wir dem Receptionisten erklärt, dass wir ein SEHR grosses Taxi brauchen, das sicher unser gesamtes Gepäck inkl. 2 grosse Bikeboxen befördern kann. Das klappt dann auch. Sofort checke ich ein und bezahle 330 US$ für mein Übergepäck!!! Danach schnell einen Snack zum Frühstück und dann kommt schon die Security, die ich rechtzeitig passiere. So geht die Zeit schnell vorbei und im Nu sitze ich im Flugzeug und wir heben ab. Unterwegs gibt es noch einen Zwischenhalt mit Aus- und Einsteigen auf einer kleinen holländischen Insel (ich fliege mit KLM), wo es drückend heiss ist. Auf dem Flug schaue ich mir noch den alten Film „Die Brücke am Kwai“ an und empfinde diesen als sehr rassistisch. So ein einfaches Schema wäre heute wohl kaum mehr möglich. Bald schlafe ich ein und erreiche Amsterdam sehr früh morgens. Ich habe gute 7 Stunden Aufenthalt, die ich mit schlafen, essen, Zeitung lesen und Internet totschlage. Kurz vor dem boarding eröffnet uns irgend ein zufällig vorbeikommender, dass der Flug annulliert ist. Dafür habe ich die 7 Stunden gewartet!!! Ich bin stinkesauer und bin aus Ärger der erste am KLM-Schalter, der einen Ersatzflug über Paris gebucht bekommt (manchmal kann auch ich sehr rücksichtslos sein). Obschon man mir versichert, dass das Gepäck folgen wird, weiss ich bereits jetzt genau, dass ich mein Gepäck bei der Ankunft in Basel nicht haben werde. Das wäre aber wichtig, weil Barbara ein grosses Auto organisiert hat und weil ich unmittelbar bei meiner Ankunft mit ihr ein paar Tage in den Bergen verbringen werde. Ich liege also über Paris nach Basel, was eigentlich ganz gut klappt. In Basel ist natürlich mein Gepäck nicht da und ich muss lange dafür kämpfen, dass mir mein Gepäck erst in ein paar Tagen nach Hause nachgeliefert wird, was dann schlussendlich irgendwie auch klappen wird. Endlich bin ich zu Hause angekommen und werde herzlichst von Barbara begrüsst. Home sweet home.

SA, Quito






10. Dezember 2009, Quito, Ecuador, km 11’269

Nun ist alles vorbei. Nein nicht ganz alles, denn ich fliege erst am 10. Dezember frühmorgens ab. Es bleiben noch drei Tage in Quito. Diese verbringe ich mit Lorry, die auch am 10. nur wenige Stunden vor mir nach Calgary abfliegt. Die erste Nacht verbringe ich im SwissHotel. Das gönne ich mir nach all den Strapazen. Für die beiden übrigen Nächte zügle ich in eine wunderschöne Herberge, das ist bedeutend billiger.
Irgendwie wird man fast depressiv, nach einem solchen Abendteuer. Es ist schwer, nicht in ein Loch zu fallen. Um uns abzulenken, gehen wir gerne zu Kaffee und Kuchen oder sonst gut essen (ist nicht immer ganz einfach, da sie hier regelmässig den Strom abstellen). Quito ist voller schöner und guter Restaurants sowie ausgefallener Bars. Pisco Sauer bleibt unser Lieblingsgetränk. Zwischendurch schauen wir uns aber auch die Stadt an, insbesondere die Altstadt. Den letzten Abend verbringen wir wieder mit Freunden von Lorry.
Nebst dem Vergnügen müssen wir aber noch unser Gepäck für die Rückreise vorbereiten und vor allen Dingen unser Bike in eine Box verpacken. Nach langem Suchen gelingt es der Organisation doch noch, Kantonboxen aufzutreiben. Irgendwann ist dann plötzlich der 10te. Der Abschied von Quito und Lorry fällt mir extrem schwer.

Montag, 7. Dezember 2009

SA, Tag 134: Papalacta-Quito




Tag 134: 6. Dezember 2009, Quito, Ecuador, km 11’269

Heute fahren wir den letzten Tag. Es soll aber ein schwieriger Tag werden. Die Steigungen sind lange und extrem steil. Nochmals fahren wir auf 4000 müM und da oben ist es bitter kalt. Unsere letzte Herausforderung. Überhaupt machen wir viele Sachen zum letzten Mal, und irgendwie macht das jedes Mal ein bisschen weh.
Beim Lunch treffen wir uns alle und ziehen unser spezielles Vuelta-Leibchen an, das ich nicht besonders schön finde. Dann fahren wir im Convoy nach Quito. Kurz vor der Stadt treffen wir noch auf lokale Biker, die uns ins Zentrum lotsen, unsere beiden EFIs voraus. Die Einfahrt ist beeindruckend, weil der Verkehr gesperrt ist. Irgendwie feiern die da was, aber so genau weiss keiner Bescheid. Dann die letzte Meile, und fertig. Es ist geschafft, alle freuen sich. Ich bin eher traurig, dass es fertig ist. Irgendwie ein komisches Gefühl, dass jetzt alles anders werden soll. Die Tagesstruktur st weg, das Tagesziel gibt es nicht mehr. Plötzlich bin ich Herr über meinen Tag. Das ist total ungewohnt, ich hätte noch lange so weiterfahren können. Hätte ich das? Insgeheim bin ich mir da nicht so sicher. Und nicht umsonst habe ich meine nächste Tour, die Tour d’Afrique, die im Januar hätte starten sollen, abgesagt. Irgendwie wird mir das alles zu viel, zumindest mental. Körperlich wohl kein Problem, aber mental für mich zu viel.
Im Hotel teile ich das Zimmer mit Maxime. Seit der Siegerehrung ist er sehr still und ich frage ihn, ob er ein Problem hat. Nach einigem hin und her gesteht er mir, dass er während des heutigen Tages bei einem Lastwagen angehängt hat und dass ihn jemand dabei gesehen hat. Das bedeutet „EFI weg“, auf den letzten Metern!!! Ich kann es kaum glauben, dabei habe ich doch einiges getan, um Maxims’ EFI sicherzustellen. Mir ist auch völlig klar, dass er ein Geständnis ablegen kann, denn ich höre bereits Gerüchte einen anderen Kanal. Das Ganze wird sicher aufplatzen, wenn er den EFI-Titel entgegennimmt. Das sage ich ihm auch.
Am Abend findet das Fest statt mit allen Ehrungen, und tatsächlich, Maxime legt ein Geständnis ab. Lorry ist der einzige EFI! Alle sind völlig platt. Die Stimmung ist gedrückt.
Meine Präsentation kommt gut, danach kommt der Film von Sandra, der nochmals manche Emotion wach weckt. Das ist nun definitiv das Ende!

Sonntag, 6. Dezember 2009

SA, Tag 133: Soccer Camp-Papalacta


Tag 133: 5. Dezember 2009, Papalacta, Ecuador, km 11’199

Zweitletzter Tag, ich fahre wieder mit Lorry. Irgendwie soll es ein langer Tag geben, mit nochmals 2200 Höhenmetern. Wir teilen uns den Tag schön ein, die Fahrt ist wunderschön und führt durch ein relativ kühles Tal und wir erreichen Papalacta ohne allzu grosse Schwierigkeiten. In der nähe gibt es Thermalbäder, aber ich verzichte darauf und töckne lieber mein Zelt, da es für die nächsten Tage nicht mehr benutzt wird. Der Rest ist schnell erzählt. Essen und Präsentation für den letzten Tag vorbereiten. Die Nacht wird kurz werden.

Samstag, 5. Dezember 2009

SA, Tag 132: Puyo-Soccer Camp




Tag 132: 4. Dezember 2009, Soccer Camp, Ecuador, km 11’119

Gestern war unser letzter Restday. Der nächste freie Tag wird nach dem Ziel in Quito sein. Den Morgen verbringe ich damit, mich mit Mathijes zu duellieren. Es regnet wie aus Kübeln und bergab bin ich mit meinen Pneus der schnellere. Fast verpasse ich den Lunchstop. Nach dem Lunch passiert etwas völlig unerwartetes. Gerhard, der sonst immer mit Lorry zusammenfährt, fährt nach dem Lunch ohne Ansage einfach alleine weiter. Keiner versteht das!!! Obschon Lorry ganz anders fährt als ich, schliesse ich mich ihr an. Unterwegs fängt es plötzlich an zu regnen, wie ich es noch nie gesehen habe, einfach unglaublich und es ist unmöglich, weiterzufahren. Wir finden Unterschlupf in einem klitzekleinen Kiosk und warten auf besseres Wetter, das nach ein paar Minuten einsetzt. Die Weiterfahrt ist anstrengend, immerhin sind 2200 Höhenmeter zu überwinden. Unterwegs halten wir noch an und gewähren uns ein Cola. Sofort ist das kleine Dorf alarmiert und alle Kinder müssen mindestens einmal an unseren Rädern herumgefummelt haben. Nach einem langen Anstieg erreichen wir endlich den versprochenen Fussballplatz, der unter Wasser steht. Ich stelle mein Zelt unmittelbar neben dem Truck auf, dort bin ich vor den Fluten sicher.

Freitag, 4. Dezember 2009

SA, Tag 131: Ruhetag in Puyo


Tag 131: 3. Dezember 2009, Puyo, Ecuador, km 10’989

Da ich mich erholen will, mache ich heute überhaupt nichts, ausser vielleicht ein paar dringende e-mails. Abends nochmals kurz ins Camp, um den morgigen Tag vorzubereiten und sicherzustellen, dass alles bereit ist zur nächsten Fahrt. Dann nochmals ein gutes Nachtessen, das Taxi bestellen und ab in die Federn.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

SA, Tag 130: Macas-Puyo


Tag 130: 2. Dezember 2009, Puyo, Ecuador, km 10’989

In Quito soll am letzten Tag noch ein Fest stattfinden un d Randy hat mich gefragt, ob ich da etwas präsentieren könnte. Da ich von (fast) jedem Tag sowohl von der Unterkunft als auch vom Board ein Foto habe, will ich das Ganze zu einer Dia-Show zusammenhängen. Zusätzlich will jedes Mal, wenn wir eine Grenze überschritten haben, die entsprechenden Fahnen einblenden. Zudem soll pro Sektion jeweils eine Zusammenfassung erscheinen und dann will ich noch eine Gesamtstatistik zeigen. Kurzum eine doch recht umfangreiche Arbeit. Um Zeit zu gewinnen, werde ich die heutige Fahrt im Truck verbringen. Ich komme gut voran und merke fast nicht, dass wir auf einer Baustelle stecken bleiben. Zum Glück kann und ein Backer mit Hilfe eines Kabels herausziehen.
An Puyo fahren wir vorbei und beziehen unser Camp ein paar km weiter in einer schönen Anlage, wo es aber weder Zimmer noch etwas zu essen gibt. An Wäschewaschen ist schon gar nicht zu denken. Das hat uns alles die Organisation eingebrockt, die ursprünglich von Toronto aus unsere Residenz in der falschen Stadt gebucht hat. Lorry, mit der ich die meisten Restdays verbringe, und ich entscheiden, dass wir in die Stadt fahren und uns eine andere Unterkunft suchen. Wir sind beide erschöpft und wollen uns abseits des grossen Haufens erholen können. Und tatsächlich finden wir eine wunderschöne Residenz. Wir leisten uns ein gutes Nachtessen und ein paar Pisco Saur.

Mittwoch, 2. Dezember 2009

SA, Tag 129: Limon-Macas


Tag 129: 1. Dezember 2009, Macas, Ecuador, km 10’855

Der Regen ist jetzt vorbei. Wir verbringen einen wunderschönen Tag auf unseren Bikes und nach der letzten ruppigen Steigung werden wir auf einem sehr schönen Zeltplatz empfangen, mit Swimming Pool! Das haben wir nötig, denn langsam sind alle müde und vor allem mental erschöpft (das ist sehr schwer zu erklären). Es wird immer schwerer, sich jeden morgen von neuem zu motivieren, obschon ja nur noch ein paar Tage bis zum Ziel verbleiben.

Dienstag, 1. Dezember 2009

SA, Tag 128: Gravel Pit-Limon


Tag 128: 30. November 2009, Limon, Ecuador, km 10’740

Hier stehen die Hühner bereits um 2.30h auf, habe ich mir sagen lassen. Ich höre nichts und schlafe wie ein Stein, bis der Regen einsetzt. Es regnet wie aus Kübeln und windet extrem stark. Zum Glück habe ich meinen Platz vorsichtig ausgesucht, so dass ich nicht in einer wassergefüllten Mulde schlafen muss, wie andere. Trotzdem ist heute morgen alles feucht und ungemütlich.
Der heutige Tag ist anspruchsvoll. Die Strasse ist sehr rutschig und wir haben drei Steigungen zu überwinden. Zum Glück wird die Strasse fortlaufend besser. Unterwegs halte ich aus Langeweile an einem Bach an und wasche alles: meinen Helm, meinen Rucksack, meine Handschuhe, mein Bike. Alles ist jetzt sauber, und das motiviert mich etwas. Bei der Ankunft werden wir in eine Herberge verwiesen, und nicht auf einen Zeltplatz, was eine Riesenerleichterung ist. Denn wenn es regnet, ist es sehr mühsam, das Zelt aufzustellen und alles trocken zuhalten.