Mittwoch, 23. Februar 2011

IA, Tag 025: Janjira-Harnai


Tag 25: 22. Februar 2011, Harnai, Indien, km 02’102

Schon frühmorgens geht’s auf die Fähre. Das verkürzt zwar unsere Fahrt distanzmässig, verlängert sie aber erheblich zeitmässig. Das bedeutet, dass wir nach dem Mittag in der grössten Hitze fahren müssen. Die Belastung ist ernorm. Es geht der Küste entlang. Aber nicht etwa immer auf Meereshöhe, nein, die Strasse führt immer wieder rauf und runter, sehr ermüdend, speziell in dieser Hitze. Erschöpft kommen wir an und geniessen die Kühle im Meer.

Dienstag, 22. Februar 2011

IA, Tag 024: Mumbai-Janjira



Tag 24: 21. Februar 2011, Janjira, Indien, km 02’006

Wir verlassen Mumbai frühmorgens direkt mit der Fähre ab dem Triumphbogen. Da wir doch etliche Personen sind, haben wir ein Boot für uns alleine gemietet. Frühstück gibt es auf dem Boot. Unglücklicherweise haben sie das Brot vergessen! Und keiner von uns motzt. Das haben wir gemeinsam. In jeder anderen Gesellschaft würde doch mindestens einer ausrufen, die Organisation als unfähig erklären etc. etc. Hier nicht. Es gibt kein Brot zum Frühstück? Ok, dann behilft man sich halt anders. Erdnussbutter und Nutella wird direkt ab der Gabel gegessen. Andere streichen es auf ihre Banane, wieder andere verzichten schweigend.
Die Fahrt danach ist unterhaltsam. Südlich von Mumbai ist einmal mehr alles anders. Die Strasse, der Verkehr, die Leute, die Häuser, die Dörfer, die Geschmäcker. Viel gepflegter, viel geordneter, aber viel Umweltverschmutzung, speziell die Luft ist extrem schlecht. Überall wird Abfall verbrannt. Indien ist sehr verschieden.
Erstmals bade ich im Indischen Ozean. Das Wasser ist fast zu warm, um uns wirklich abzukühlen. Irgendwie finde ich das spannend: vor ein paar Monaten war ich noch in Kapstadt, auf der anderen Seite des Ozeans, und jetzt bin ich hier!

Montag, 21. Februar 2011

IA, Tag 023: Ruhetag in Mumbai



Tag 23: 20. Februar 2011, Mumbai, Indien, km 01’936

Mumbai ist eine wunderschöne Stadt, zumindest im Quartier wo wir untergebracht sind, unmittelbar in der Nähe des Taj Hotels.
Den ganzen Tag gehe ich im Quartier herum. Es sind hier viele schöne Gebäude im Art Deco Stil, leider heruntergekommen. Schade.
Wenn immer möglich esse ich hier westlich, weil es meinem Magen gut tut und ich meinen Appetit sofort wieder finde.

Sonntag, 20. Februar 2011

IA, Tag 022: Nashik-Mumbai



Tag 22: 19. Februar 2011, Mumbai, Indien, km 01’936

Ursprünglich sollten wir heute ein Stück mit dem Bike fahren, aber die Organisation hat sich umstimmen lassen. Alle wollen schnell nach Mumbai. Also fahren wir mit dem Bus. Ich steige als erster ein und wähle bewusst einen Platz ganz vorne beim Fahrer. Die Fahrerkabine ist riesig, und drei fahren vorne mit. Der Fahrer selbst, der per Definition fährt, und dann noch je ein Hilfsfahrer links und rechts, die bei jeder Richtungsänderung den Arm raushalten. Die Türe schliesst nicht richtig und ich zweifle ernsthaft daran, dass das kleine „Riegeli“ die Türe wirklich zuhält. Aber tatsächlich, nichts passiert, keiner geht verloren. Für die 170 km benötigen wir fast 6 Stunden, und das, obschon die Bus riesig ist und damit überall Vortritt geniesst. Ich habe mich bewusst beim Chauffeur gesetzt, weil ich ihm zusehen will. Tatsächlich ist das hyperinteressant. Immer wieder stehen dem Bus Verkehrsteilnehmer im Weg, und der Bus muss manchmal völlig unnötigerweise runterbremsen. Der Fahrer nimmt das mit einer Engelsgeduld auf sich. Nicht einmal verschwindet das Lächeln auf seinem Gesicht, keine Spur von Ärger!!! Es ist für uns Zentraleuropäer fast nicht fassbar, dass man mit derartiger Geduld und Hilfsbereitschaft stundenlang im Verkehr unterwegs sein kann.
Die Einfahrt eingangs Mumbai ist schrecklich. An Slums vorbei, die eine Schande sind für die gesamte Menschheit. So was dürfte es gar nicht geben. Später werden die Quartiere, die wir durchfahren, etwas nobler und am Schluss fahren wir sogar am Taj vorbei, ein Riesenpalast, aber sehr schön anzusehen. Leiter liegt unsere Unterkunft etwas weiter und ist etwas mehr „basic“, wie man auf englisch sagt.

Samstag, 19. Februar 2011

IA, Tag 021: Saputera-Nashik


Tag 21: 18. Februar 2011, Nashik, Indien, km 01’936

Es ist eindeutig, wir nähern uns der Metropole Mumbai. Die Strasse wird zusehens besser und verkehrsreicher. Heute Morgen bin ich mit viel Ungewissheit aufs Bike gestiegen. Die ganze Nacht hatte ich den Eindruck, einen vollen Magen zu habe. Irgendwie hat meine Verdauung ausgesetzt. Deshalb habe ich aufs Morgenessen verzichtet. Die Beine sind gut und ich erreiche schnell die Stadt Nashik. Eingangs Stadt fahre ich über eine grosse Brücke. Der Ausblick ist überwältigend. Unterhalb der Brücke ist ein See, wo sich viele Leute aufhalten. Manche waschen sich, andere waschen ihren Teppich. Ich schiesse ein paar Fotos. Dabei sprechen mich zwei Deutsche, ältere Touristen, an. Speziell mein Bike erregt ihre Aufmerksamkeit. In allem Ernst wollen sie mich vom Biken abhalten. Viel zu gefährlich, hier in Indien. Wie falsch sie doch liegen. Na ja, jeder muss selber wissen, was er glaubt und was er weiss. Kurz darauf spricht mich ein junger Inder an. Er will wissen, wie ich heisse. Auf meine Antwort hin will er wissen, was ich in der Hand halte. „Meine Fotokamera“, antworte ich. Worauf er ganz erstaunt ist über das Aussehen einer Kamera. Was es denn hier zu fotografieren gibt?
Kurz darauf lande ich im Hotel. Schnell nehme ich meine Dusche und kehre zurück zur Brücke. Ich steige herunter zum See und verweile dort vielleicht zwei Stunden, auf einer Treppe sitzend. Es ist unglaublich, was da abgeht. Der See dient hier als Badezimmer, Waschküche, Pilgerort, Kinderspielplatz und Bestattungsstelle.

Freitag, 18. Februar 2011

IA, Tag 020: Songath-Saputera


Tag 20: 17. Februar 2011, Saputera, Indien, km 01’846

Heute ist ein schwerer Tag angemeldet. Und tatsächlich fahren wir 110 km über steile Berge. Viele steigen gar nicht aufs Bike, sondern nehmen den Bus.
Der letzte Aufstieg ist extrem steil, weshalb ich einfach vom Bike steige und gehe. Das ist viel angenehmer und nicht viel langsamer. Viele spotten mich deswegen aus, aber was soll’s?
Abends gibt es schon wieder Buffet. Ich kann es langsam nicht mehr sehen. Also entscheide ich, nur Spaghetti zu essen und gehe gleich früh ins Bett. Viele tun es mir nach, weil wir in einem alkoholfreien Bezirk sind und sie sich ohne ihr Bier langweilen. Aber morgen soll es wieder gesellig werden, dann gibt es wieder Alkohol?!?

Donnerstag, 17. Februar 2011

IA, Tag 019: Narmada Dam-Songath


Tag 19: 16. Februar 2011, Songath, Indien, km 01’736

145 km in der Hitze, schlechte Strassen und zum Teil Gegenwind. Als Belohnung landen wir in einem Zeltlager. Zwar sind Duschen und Toiletten montiert, aber nichts läuft. Dafür sehen diese Zelte toll aus und sind sehr grosszügig ausgestattet. Das mit der Dusche ist nur halb so schlimm, wir waschen uns direkt aus Kübeln, das geht auch. Nur auf die vielen Moskitos in der Nacht hätte ich gerne verzichtet.

Mittwoch, 16. Februar 2011

IA, Tag 018: Jambughoda-Narmada Dam


Tag 18: 15. Februar 2011, Narmada Dam, Indien, km 01’593

Die Hitze wird immer schwerer zu ertragen. Um der Hitze zu entgehen, fahre ich frühmorgens ab und komme zum Glück zu einer vernünftigen Zeit an.
Hier gibt es viel Wasser und damit auch viele Kanäle und Dämme. Viele sehen sich den nahe gelegenen Damm an. Ich bleibe lieber im Hotelgarten und sehe mir die Kobras an, welche uns Einheimische zur Ansicht mitbringen.

Dienstag, 15. Februar 2011

IA, Tag 017: Ruhetag in Jambughoda


Tag 17: 14. Februar 2011, Jambughoda, Indien, km 01’523

Heute ist wieder mal Ruhetag. Der Ort ist perfekt, um nichts zu tun. Trotzdem fahren die meisten weg und sehen sich Champaner an, eine alte indische Siedlung. Allerdings sind viele kurz darauf wieder zurück, weil sie sich langweilen. Zum Glück hatte ich das vorher bereits geahnt und bin in meine schönen Palast geblieben (mit der Zeit habe ich ein Flair dafür entwickelt, was sehenswert ist und was nicht).

Montag, 14. Februar 2011

IA, Tag 016: Godhra-Jambughoda


Tag 16: 13. Februar 2011, Jambughoda, Indien, km 01’523

Zum Glück ist es heute nicht so weit, damit entkommen wir der Hitze, die sich mehr und mehr bemerkbar macht.
Die Umweltbelastung ist hier immens. Speziell die Luftverschmutzung macht mir immer wieder zu schaffen. Frühmorgens sieht man alle Frauen, wie sie den Boden wischen. Dabei entwickeln sie einen Riesenstaub. Der ganze Müll, der dabei anfällt, wird danach einfach angezündet, egal was darin vermischt ist. Dabei entsteht von den PET-Flaschen ein beissender Rauch, der in den Lungen beisst. Und das vor jedem Haus, tausende male, nein Millionen Male in ganz Indien.
Heute landen wir vin einem alten, indischen Palast, herrlich. Die Räume sind irre hoch und man sieht direkt unter die Ziegel. Ganz speziell.

Sonntag, 13. Februar 2011

IA, Tag 015: Dungarpur-Godhra


Tag 15: 12. Februar 2011, Godhra, Indien, km 01’448

Heute überschreiten wir die Grenze zwischen zwei Provinzen: wir fahren raus aus Rajasthan und hinein in Gujarat. Der Unterschied ist frappant. Die Leute sind viel weniger freundlich, antworten nur selten, wenn man sie auf der Strasse begrüsst. Auch sind sie hier viel schmutziger. Auch das Personal in den Hotels ist nicht mehr so zuvorkommend. Gerne schauen sie einem zu, wie wir unser Gepäck mehrere Stöcke hinauf tragen. Im Rajasthan durfte man dagegen seine Taschen nicht selbst tragen. Tat man es dennoch, war das Personal gleich beleidigt.
Auf den Feldern werden hier viele Gewürze angepflanzt. Es schmeckt nach Anis und Liebstöckel. Auch der Verkehr ist anders, nicht mehr so gemütlich und rücksichtsvoll, aber immer noch viel ruhiger als in der Schweiz!
Das Hotel, in dem wir heute untergebracht sind, ist katastrophal. Vom absoluten Klassehotel gestern direkt in eine Höhle ohne nichts. Keine Dusche, kein Toilettenpapier (Toilette? Ja doch! Irgendwo im „Badezimmer“ ist ein Loch, dass diesem Zweck zu dienen scheint), keine Schlösser an den Türen, keine Leintücher, keine Badetücher, einfach nichts. Ah doch, da war doch noch etwas. Ein Kabel-Geklüngel, das einen Kasten vor dem Herunterfallen rettet. Ältere Generationen erinnern sich noch, dass man früher damit telefonieren konnte. Und da war noch eine Decke über dem Bett. Sehr dünn, sehr sehr dünn. So dünn, dass ich sie heute Nacht ohne Schaden zu nehmen hätte rauchen können.
Aber genug des Spotts, schliesslich sind wir in Indien und manch Einheimischer wäre froh, er könnte in einer solchen Behausung wie unser Hotel leben. Da das Hotel auch kein Restaurant hat, müssen wir zum Nachtessen in ein nahe gelegenes Restaurant wechseln. Per Tucktuck, für 20 Rupies pro Fahrt, das sind pro Person 20/3 Rupies, oder umgerechnet weniger als 15 Rp. pro Person (und wir in der Schweiz rühmen uns über die günstigen öffentlichen Verkehrsmittel!). Obschon der Tourverantwortliche Stunden vorher angerufen hat und genaue Anweisungen gegeben hat, ist natürlich nichts bereit. Wir versammeln uns in einem leeren Raum. Mit der Zeit kommen Stühle, später ein paar Tische. Nach ein bisschen mehr Zeit sogar Tischtücher. Der Versuch, die Tischtücher umzudrehen, um sie weniger schmutzig erscheinen zu lassen, missglückt leider. Mit der Zeit kommen Colaflaschen, Wasserflaschen (alles bereits in der Küche geöffnet, was einzelne von uns etwas nervös macht) und … das Buffet, das ausgezeichnet schmeckt, wenn für viele auch ein bisschen zu scharf. Die Nase läuft, aber wenn man ein paar mal danach fragt und lange genug wartet, gibt es auch Servietten. Nur muss man diese mit schweren Gegenständen beschweren, sonst fliegen sie wegen den vielen und starken Ventilatoren gleich weg. Hier in Indien ist das Personal extrem flink, was das Abräumen angeht. Kaum macht eine Flasche den Anschein, als könnte sie leer sein, kaum ist ein Teller ohne bedeutenden Inhalt, kaum ein Besteck aus der Hand gelegt, wird abgeräumt. Und zwar ganz hinterhältig, von hinten, ohne Vorwarnung, so dass man es sicher zu spät merkt. Und schon ist der so begehrte letzte Schluck Cola, der letzte beiseite geschobene Lieblingsbissen weg!
Nach der Rückfahrt zum Hotel besuchen wir noch einen Vergnügungspark, etwas wie unsere Herbstmesse, einfach viel kleiner … und älter, so sieht es von ferne zumindest aus. Aber es ist nicht unbedingt viel älter. Es sind Nachbauten von Bahnen, wie wir sie vielleicht von 20-30 Jahren hatten. Nicht dumm, die Inder, um das ganze vier billiger zu bauen, lassen sie alles Unwichtige weg. Geländer sucht man vergebens. Überhaupt fehlen alle Sicherheitsvorkehrungen wie mechanische und elektrische Abdeckungen. Eine Zeitlang schaue ich einem kleinen Knaben zu, wie er in einem kleinen Auto seine Kreise zieht. Die Anlage besteht aus einer zentralen Achse, die einfach im Boden steckt. Daran befestig eine horizontale Stange, die am anderen Ende das kleine Auto hält, in dem besagter Junge sitzt. Ein Draht führt von einem Pfosten, der gleichzeitig als Schalter dient (man legt einfach den blanken Draht auf eine unter Strom stehende Platte), ins Zentrum, wo sich der nackte Antrieb befindet. Da der rückführende Draht fehlt, springt der Strom wahllos vom Antrieb auf die nächstgelegenen Gegenstände, die den Strom in die Erde zurückführen. Im Dunkeln sieht man Lichtbögen in allen Farben, zentimeterlang. Alle haben ihren Spass, insbesondere der Junge in seinem Auto.
Natürlich falle ich sofort auf und da die Inder sehr neugierig aber nicht ängstlich sind, bin ich immer gleich von einer Gruppe von jugendlichen Männern umgeben (Frauen bleiben fern, das lässt ihre Kultur nicht zu). Wo ich herkomme ist immer die erste Frage. Wenn ich „Switzerland“ antworte, habe ich schnell wieder meine Ruhe, da sie die Schweiz nicht richtig einordnen können und sie sich das nicht anmerken lassen wollen. Sage ich hingegen „Germany“ oder „Canada“, geht das Gespräch weiter. Anhand einer mir sehr schwer verständlicher Zeichen- und Körpersprache ringen sie mir ein „Indiaisbiutivul“ ab, was sie dann gleich in Extase versetzt. Wie immer sind sie total friedlich, Gewalt kennen sie hier nicht. Und zudem haben sie Respekt vor mir, bin ja zwei Kopf grösser und mindestens 30kg schwerer.

Samstag, 12. Februar 2011

IA, Tag 014: Udaipur-Dungarpur



Tag 14: 11. Februar 2011, Dungarpur, Indien, km 01’298

Ich gebe es definitiv auf, die schönsten Zimmer miteinander zu vergleichen. Das heutige Zimmer erkläre ich zum schönsten Zimmer aller Zeiten und damit hat es sich.
Die Fahrt hierher war fast etwas langweilig, aber wie schon oft hat die Unterkunft für vieles entschädigt. Der Höhepunkt heute ist eindeutig das Dinner, das wir auf einem riesigen Tisch aus Marmor einnehmen. In der Mitte des Tisches ist ein Wasserbecken, das mit Lotusblüten geschmückt ist.

Freitag, 11. Februar 2011

IA, Tag 013: Ruhetag in Udaipur


Tag 13: 10. Februar 2011, Udaipur, Indien, km 01’193

Ruhetag in Udaipur. Ich besuche das City Palace und bin einmal mehr überrascht, wie wenig wir über diese Kultur Bescheid wissen. Danach gehe ich ziellos durch die Stadt und esse im kleinen Prinzen z’Nacht. Alle sprechen sie hier französisch, sogar der Tucktuck-Fahrer, der bei der Fahrt zurück ins Hotel alle Rekorde bricht. Die Fahrt erinnert mich an ein Videospiel, so schnell fährt er zwischen Fussgängern, Motorrädern, Autos und anderen Tucktucks. Es ist atemberaubend, aber ich fühle mich doch recht sicher dabei. Mit zittrigen Knien steige ich im Hotel aus.
Im Hotelgarten findet eine kleine Feier statt, ein Polterabend. 4'000 Leute und eine Riesenbühne. Den Generator für die Stromproduktion haben sie gleich selber mitgebracht. Pünktlich um 22.00h stellen sie die Musik ab, alle gehen nach Hause. Die Inder kennen definitiv kein Nachtleben!

Donnerstag, 10. Februar 2011

IA, Tag 012: Kombhol Castle-Udaipur



Tag 12: 9. Februar 2011, Udaipur, Indien, km 01’193

Heute sind wir weiterhin in den Bergen, bis wir kurz vor Udaipur zurück in die Ebene zurückfinden. Die Fahrt ist berauschend, die Landschaft auch. Viel Grün, viele Seen und viele grossen Bäume. Wir fahren durch Dörfer und es ist nicht schwer zu erkennen, dass sie hier noch nie einen Weissen gesehen haben. Ihre Überraschung ist gross, speziell die der Kinder. Aber im Allgemeinen werden wir herzlich empfangen und viele grüssen spontan.

Mittwoch, 9. Februar 2011

IA, Tag 011: Fort Dhamli-Kombhol Castle


Tag 11: 8. Februar 2011, Kombhol Castle, Indien, km 01’113

Endlich Berge, und zwar anständige. Ansonsten war es heute bis zum Lunch eher langweilig. Beim Lunch sind wir von Affen umzingelt. Sie warten nur auf die richtige Gelegenheit, um unseren Lunchtisch zu stürmen. Mit Steinen halten wir sie fern.
Obschon hier im Rajasthan alles so friedlich wirkt, stehen überall Burgen und Festungen. So auch in Kombhol. Nachts sind Fort und die umliegende Mauer beleuchtet, was ein wunderschönes Spektakel abgibt. Die Mauer misst 36 km Länge und ist somit nach der Chinesischen Mauer die zweitlängste der Welt. Wirklich sehr eindrücklich!!!

Dienstag, 8. Februar 2011

IA, Tag 010: Jodhpur-Fort Dhamli






Tag 10: 7. Februar 2011, Fort Dhamli, Indien, km 01’017

Die Fahrt war heute etwas langweilig. Dafür war der Aufenthalt in Fort Dhamli umso aufregender. Wir sind im tiefsten Indien, weit und breit kein Hotel, ausser einem alten Fort. Dieses ist aber zu klein, um uns allen ein Zimmer anzubieten, weshalb viele von uns auf der Terrasse unter dem Zelt schlafen, was an sich nicht unbedingt schlecht ist. Am späteren Nachmittag führt uns der Hotelbesitzer, der gleichzeitig Stadtbesitzer ist, durch die Stadt. Wir besuchen die Schule und sehen, wie die Schülerinnen das Alphabet lernen. 54 indische Buchstaben, die Armen. Die Ausbildung führt hier über die Mädchen und zukünftigen Mütter. Davon sind sie hier überzeugt, weil diese das Wissen eher weitergeben als die Jungs/Männer. Wenn man die Männer hier sieht, glaubt man sofort, dass der Ansatz richtig ist. Überall sieht man die Frauen arbeiten. Die Männer fahren lieber wichtig mit ihren Motorrädern herum oder rauchen zusammen eine Zigarette am Strassenrand. Alles andere ist viel zu anstrengend, da lassen sie lieber die Frauen ran. Aber manche Männer sind da schon etwas fortschrittlicher und unterhalten sich mit den Frauen, die in den Feldern arbeiten. Manche helfen sogar den Frauen, ihre schwere Last auf den Kopf zu zirkeln. Immerhin.
Später in der Schule singen sie uns ein Lied und sprechen uns in den verschiedensten Sprachen (deutsch, französisch, dänisch) nach. Auch sehen wir später Rapsmühle, wo händisch Rapsöl gewonnen wird und auch haben wir die Gelegenheit, verschiedene Häuser von innen zu sehen. Ganze Familien auf engstem Raum, ein paar Pfannen, schöne Kleider, das ist alles. Alles superinteressant!!! Gleichzeitig gibt es mir die Gelegenheit, die vielen Leute und Kinder von Nahe zu fotografieren.

Montag, 7. Februar 2011

IA, Tag 009: Ruhetag in Jodhpur



Tag 09: 6. Februar 2011, Jodhpur, Indien, km 00’897

Heute spiele ich Tourist, buche eine Stadtrundfahrt, die sich vorwiegend auf dem Fort abspielt. Ich bin beeindruckt, wie gut es die Herrscher bereits im 18. Jahrhundert hier hatten. Auch ist vom Fort aus deutlich zu erkennen, weshalb Jodhpur mit ihren 1.5 Mio Einwohnern die blaue Stadt genannt wird.

Sonntag, 6. Februar 2011

IA, Tag 008: Kherjarela-Jodhpur


Tag 08: 5. Februar 2011, Jodhpur, Indien, km 00’897

Die Strecke ist heute eher langweilig. Wir nähern uns der Wüste Tharr, das bekommen wir zu spüren. Die Hitze hat in den letzten Tagen deutlich zugenommen. Deshalb versuche ich, morgens vor 11.00h so viele km wie möglich zurückzulegen, denn danach kommt die grosse Hitze, die verbunden mit dem vielen Staub einem wirklich zu schaffen macht. Abends gehe ich noch mit zwei anderen Essen. Da das anvisierte Restaurant im Lonely Planet ist, treffe ich die ganze Truppe dort wieder. Durch einen Zufall bekomme ich einen Tisch für zwei Personen und somit verbringe ich schlussendlich doch einen durch ein persönliches Gespräch geprägten Abend, genauso wie ich es mag.

Samstag, 5. Februar 2011

IA, Tag 007: Pushkar-Kherjarela



Tag 07: 4. Februar 2011, Kherjarela, Indien, km 00’817

Was ich für unmöglich gehalten habe, ist eingetroffen. Unglaublich, aber wahr. Das Zimmer heute Abend ist noch schöner, grosszügiger und luxuriöser als in Kishangarh. Und diesmal werden wir vom Maharaja persönlich empfangen. Ein älterer, selbstsicherer und sehr wahrscheinlich sehr reicher Mann. Er erzählt die Geschichte seiner Familie und wie sie zu ihrem Besitz vor 22 Generationen gekommen ist, und das in aller Bescheidenheit. Es muss komisch sein, in diesem Land reich zu sein, wo die Armut allgegenwärtig ist.
Ansonsten war der Tag nicht besonders aufregend, ja schon fast etwas langweilig. Schon auf den ersten km habe ich mich verfahren. Nach wenigen km habe ich es gemerkt und bin gleich wieder zurück zum Hotel gefahren. Aber da war niemand mehr. Also Neustart, solo. Es hat mich viel Energie gekostet, um wieder an die letzten anzuschliessen. Umso grösser war die Freunde, meine Mitfahrer wieder zusehen.
Heute habe ich die Hitze so richtig zu spüren bekommen. Und das war erst der Anfang!

Freitag, 4. Februar 2011

IA, Tag 006: Kishangar-Pushkar



Tag 06: 3. Februar 2011, Pushkar, Indien, km 00’700

50 km beträgt heute die Distanz zum nächsten Hotel. Damit habe ich jede Menge Zeit. Unterwegs halte ich am Strassenrand an und mache viele Fotos von vorbeifahrenden. Einheimische und Biker landen in meinem Kasten. Die Einheimischen sind hier überhaupt nicht scheu und viele winken und lachen beim vorbeifahren, wenn sie mich mit meiner Kamera sehen.
Früh morgens bereits erreichen wir Pushkar, ein Pilgerort, wo Bhagwan verehrt wird (natürlich steckt da mehr dahinter, ich werde mich zu Hause informieren müssen. Überhaupt will ich mehr und mehr über dieses Volk und deren Religion erfahren). Die Stadt ist heilig. Praktisch heisst das, dass es in der Stadt nur vegetarische Nahrung gibt und dass Alkohol verboten ist! In gewissen Tempeln ist das mitführen von Tabakwahren, Feuerzeug und Lederwaren verboten (ja, mitführen verboten)! Natürlich wird allen Touristen hinter vorgehaltener Hand Bier angeboten, dass dann in Alufolie gewickelt serviert wird (warum sollen die Inder anders sein als wir? Wenn sie Gewinn wittern, tun sie alles).
Am Nachmittag gehe ich noch durch die Stadt, besuche da und dort einige der unzähligen Tempel, werfe Blumen (Lotusblüten, danach sind sie hier ganz wild) in den heiligen See (wie es Bhagwan damals auch gemacht hat), werde dafür so was wie selig gesprochen (kostet mich etliche Rupies, um den Kerl wieder loszuwerden); die Zeit des Ablasses scheint hier noch nicht erreicht zu sein) und lande im Pink Floyd Cafe auf der Dachterrasse. Leider fehlt hier die Musik, Stromausfall, was hier immer wieder vorkommt, speziell am Tag.
In dieser Stadt sind auffällig viele junge Touristen zu sehen, viele davon Hippies. Bestimmt sind sie nicht nur wegen Pink Floyd hier.

Donnerstag, 3. Februar 2011

IA, Tag 005: Jaipur-Kishangarh




Tag 05: 2. Februar 2011, Kishangarh, Indien, km 00’650

Heute Morgen bin ich der letzte, der Jaipur verlässt. Bereits nach wenigen km fahre ich auf eine Gruppe auf, die am Strasserand steht. Plattfuss! Ich helfe dem Betroffenen beim Schlauch wechseln, denn er stellt sich sehr ungeschickt an. Ich staune immer wieder, wie unbeholfen die Biker hier manchmal sein können. Eigentlich ist es fahrlässig, mit solcher Unkenntnis in einem fremden Land unterwegs zu sein.
Vor dem Lunch führt die Strasse über Land. Die Landschaft ist schon fast wüstenhaft. Und überall trifft man auf ausgediente Tempel. Später wird die Landschaft immer grüner und erinnert immer mehr an zu Hause. Nur der Zielort ist dann wieder typisch indisch: Kishangarh. Der Spaziergang durch das kleine Städtchen ist fast peinlich. Alle schauen mich an und die jungen Leute lachen hinter meinem Rücken. Hier sehen sie nicht jeden Tag Touristen, das wird mir sofort klar. Irgendwie scheint die Zeit hier stehen geblieben sein. Zwar haben sie hier alle Fernsehen, Natel, ein Motorrad etc., aber wenn man sieht, in welchen Behausungen sie leben und Geschäfte treiben, hat man den Eindruck, ins Mittelalter zurückversetzt zu sein.
Wir sind alle im einzigen Hotel untergebracht, einer alten Maharaja-Residenz. Ich kann mich nicht daran erinnern, je ein so schönes und grosszügiges Zimmer bezogen zu haben. Schade ist es nur für eine Nacht.

Mittwoch, 2. Februar 2011

IA, Tag 004: Ruhetag in Jaipur




Tag 04: 1. Februar 2011, Jaipur, Indien, km 00’540

Mit gemischten Gefühlen stehe ich heute morgen auf und mache mich nach dem Morgenessen auf den Weg zum Puppenhersteller. Aber dort ist niemand. Der Laden ist geschlossen und auf mein Rufen bekomme ich keine Antwort. Schade, aber irgendwie bin ich auch erleichtert, denn wenn die Leute hier auch extrem freundlich sind, habe ich eine Portion Argwohn behalten. Ich bin mir bis jetzt noch nicht ganz sicher, ob da nicht etwas unkoscheres dahinter steckt.
Na ja. Ich ziehe also in Richtung Altstadt los und gehe stundenlang durch diese Gassen. Überall gibt es etwas zu sehen. Auf der Strasse sieht man viele Handwerker arbeiten. Da wird genäht, Marmor bearbeitet und Motorräder geflickt. Alles von Hand, versteht sich.
Immer wieder frage ich nach dem weg zum berühmten Observatorium, aber keiner weiss Bescheid. So kommt es, dass ich mein Ziel erst nach Stunden finde. Interessant, was die im 18. Jahrhundert schon alles entwickelt haben, um Zeit, Standort und vieles andere zu messen.
Auf dem Heimweg kaufe ich mir noch ein Paar Flipflops, ganz schöne, für 199 Rupies, also wieder mal für 3 x nichts.
The Pink City, die rosarote Stadt, so wird Jaipur auch genannt. Dabei sind die Stadtmauern eher orange, oder gar braun.

Dienstag, 1. Februar 2011

IA, Tag 003: Sariska-Jaipur



Tag 03: 31. Januar 2011, Jaipur, Indien, km 00’540

Viele sind vom Vortag noch müde. So sind wir alle froh, dass wir einigermassen gute Strassen haben und der Weg relativ vernünftig lang ist. 100 km nach Jaipur, wobei die letzten durch die Stadt führen. Eingangs Stadt warte ich auf eine Gruppe und wir fahren alle gemeinsam durch die Strassen. Da es wie immer überall gleich aussieht und die Strassen nicht angeschrieben sind, müssen wir immer wieder nach dem Weg fragen. Es ist erstaunlich, wie schlecht die Leute über ihre eigene Stadt Bescheid wissen. Aber irgendwie bekommen wir es hin und erreichen unser Hotel, das wie eine Ruheoase in dieser lauten Stadt ist.
Nachdem ich alles erledigt habe (Bike etwas herrichten, Kette schmieren, Wäsche, Batterien aufladen etc), mache ich mich auf dem Weg zum Nachtessen. Da ich der letzte bin, bis ich alleine. Das ist hier in Indien überhaupt kein Problem. Ich meine sicherheitstechnisch. Noch nie habe ich mich irgendwie bedroht gefühlt oder irgendeine Aggression erfahren. Unterwegs spricht mich ein Inder an, der Puppen verkauft. Ich frage ihn nach einem Restaurant und somit kommen wir ins Gespräch. Er spricht englisch und französisch, was ich erstaunlich finde. Auf die Frage, wo er das gelernt hat, führt er mich zu seinem Lehrer. Dieser ist Puppenhersteller und er erklärt mir, dass er mal in Avignon am Filmfestival mit seinen Puppen aufgetreten ist. Dort hat er dann auch französisch gelernt. Überhaupt spricht er alle Sprachen und scheint vieles zu wissen. Nach einem langen Gespräch lade ich noch den Puppenverkäufer zum Nachtessen ein. In einem einfachen Lokal essen wir dann indische Köstlichkeiten. Dabei erklärt er mir, wie man in Indien ohne Besteck ist und vieles mehr. Nach dem Essen kehren wir nochmals zum Lehrer zurück. Es gibt Kaffee und er erklärt mir, dass er arme Kinder unterstützt. Ob ich daran interessiert sei, sein Projekt zu sehen. Natürlich bin ich interessiert und wir vereinbaren, dass wir uns am nächsten Tag um 11.00h in seinem Puppenladen treffen.

Montag, 31. Januar 2011

IA, Tag 002: Bharatpur-Sariska


Tag 02: 30. Januar 2011, Sariska, Indien, km 00’434

Der heutige Tag führt über 150 km auf zum Teil extrem schlechten Strassen. Bald merke ich, dass es noch knapp werden könnte, vor Sonnenuntergang am Zielort einzutreffen, und fahre zügig. Zum Glück finde ich den Weg auf Anhieb und die Strasse wird zum Schluss doch etwas besser, so dass ich zu einer vernünftigen Zeit ankomme. Das gilt aber nicht für alle. Eine Gruppe trifft unmittelbar bei Sonnenuntergang ein. Andere fahren mit den Transportfahrzeugen, weil sie nicht mehr mögen. Einer hat sich sogar total verfahren und trifft erst spät in der Nacht mit dem Taxi ein. Hier in Indien ist es nicht einfach. Wie gesagt sind die Strassen zT extrem schlecht, aber auch die Navigation ist sehr schwer, weil es hier überall Strassen gibt, die in alle Richtungen führen. Man kann nicht nach der allgemeinen Richtung fahren. Und die Leute auf dem Land wissen oft nicht recht, wohin ihre Strasse führt. Meist können sie überhaupt kein Englisch. Das erklärt auch, warum sie einem zu jeder Tageszeit „goodmorning“ nachrufen. Überhaupt rufen sie einem alles nach, was englisch tönt. Manche Männer rufen mir sogar „iloveyou“ nach. Hauptsache englisch.

Sonntag, 30. Januar 2011

IA, Tag 001: Agra-Bharatpur



Tag 01: 29. Januar 2011, Bharatpur, Indien, km 0’289

Endlich geht es heute richtig los. Ich amüsiere mich damit, den anderen zuzusehen, wie sie sich auf die heutige Jungfernfahrt vorbereiten. Mit meiner Erfahrung weiss ich langsam, dass weniger mehr ist. Es ist einfach unglaublich, mit welcher Betriebsamkeit die anderen Teilnehmer der Gruppe sich vorbereiten. Und was sie alles mitnehmen! Es ist offensichtlich, dass es ihnen sehr schwer fällt, sich von ihren vertrauten Gegenständen wie Natel, GPS, Blackberry und dergleichen zu trennen. Und auf keinen Fall wollen sie auf der Fahrt etwas entbehren müssen, wie etwa jede Menge sperrige und unnötige Ersatzteile oder Riesenschlösser, um das Bike abzuschliessen (kein Inder denkt auch nur im Entferntesten daran, unsere hightech super sofisticated Bikes nur anzufassen). Alles muss mit, keiner will sein vertrautes und gesichertes Umfeld vermissen.
Da ich in einem anderen (schöner, heller, sauberer, ruhiger, günstiger) Hotel (Tipp für Tina: Sheela Inn, 600 Rp/Nacht mit Bad und Doppelbett, Sicht auf Taj von der Terasse aus) übernachte, darf ich auf keinen Fall verschlafen. Alles kein Problem! Um 5.30h bin ich beim Frühstück am vereinbarten Treffpunkt. Danach geht’s zum Taj. Vorgesehen ist, dass wir mit unseren Bikes vor dem Taj ein Gruppenfoto machen. Denk’ste, nicht mal die Helme dürfen wir mitnehmen. Aber das Gruppenbild haben machen wir trotzdem. Danach geht’s im Convoy raus aus Agra, Richtung Jaipur. Für die unerfahrenen unter uns eine gute Gelegenheit, sich mit dem hiesigen Verkehrt vertraut zu machen!
Die Fahrt ist angenehm, ohne besondre Herausforderung, wenn man mal von der Navigation absieht, denn viele verpassen eine wichtige Abzweigung, so dass sie schnell verloren gehen, aber alle kommen früher oder später am Ziel an.
Unterwegs grüssen mich viele Leute. Manche wollen, dass ich ein Foto von ihnen mache, andere laden mich zu einem Glas Milch ein. Diese schwarzen Kühe, welche wie Büffel aussehen, geben eine unheimlich cremige Milch. Man glaubt, flüssiges Panne Cotta zu trinken. Dazu bekomme ich etwas zu essen, so etwas wie ein gefülltes Naan. Unheimlich scharf, was alle anwesenden in eine gute Stimmung versetzt. Der Gastgeben ist Arzt, die Gaststube seine Clinic, die etwa die grösse einer mitteleuropäischen Garage hat. Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, und schon haben wir besagte indische Clinic. Einmal mehr sind die Leute extrem gastfreundlich.
Obschon ich SEHR langsam fahre und immer wieder anhalte, treffe ich als erster im Hotel ein. Die Zimmer sind grosszügig und sehr sauber. Das wird sich in den nächsten Tagen wohl sehr schnell ändern, vermute ich.

Samstag, 29. Januar 2011

IA, Eintrag 4: Agra


Eintrag 4: 28. Januar 2011, Agra, Indien, km 0’224

In Agra besuche ich natürlich die Sehenswürdigkeiten. Allen voran das Taj Mahal. Von aussen schon sehr eindrücklich. Und das alles für eine einzige Frau! Das Gebäude ist ideal positioniert, hier stimmt einfach alles. Da haben sie aus dem vollen geschöpft. Innen hingegen muss ich sagen, dass ich von gothischen Kathedralen mehr beeindruckt bin, obschon sie älter sind, da waren unsere europäschen Baukünste mindestens so gut. Aber lassen wir das, schliesslich ist es kein Wettbewerb. Ich lasse mich also vom Taj hinreissen. Später besuche ich auch das Fort und die vielen Märkte, die hier absolut chaotisch sind. Auch entgeht mir kein Bazar in ganz Agra.
Die Leute sind hier extrem aufdringlich. Immer wollen sie mir etwas verkaufen. Und wenn man absagt, wollen sie einem in die Pflicht nehmen für später oder den nächsten Tag. Auch sind sie extrem vernetzt. Wenn man zB mit einem Tucktuck von A nach B fährt, so kann man sicher sein, dass bei B bereits alle wissen, woher man kommt, in welchem Hotel man übernachtet und was mich veranlasst hat, die Reise von A nach B anzutreten. Man kann kaum ein Tucktuck benutzen, ohne dass man in einem Bazar landet. Langsam nervt mich das und ich gehe zu Fuss, um meine Intimität zu wahren. Mit der Zeit wissen das alle und ich habe etwas Ruhe um mich.
Wenn man zu Fuss geht, hat man zudem den Vorteil, dass man den Leuten viel näher kommt. So habe ich heute mit einer Gruppe Karten gespielt. Kein Problem, denn sie haben dieselben Karten wie wir und dieselben Regeln wie wir beim Jass. Später habe ich noch ein paar Kindern geholfen, Früchte von einem Baum zu holen. Da ich der grösste war, war es für mich ein leichtes Spiel. Dann habe ich noch Touristen Postkartenh verkauft „Weritschiipweritschiip“. In einem Restaurant habe mit dem Chef gesprochen und einen Eintrag ins Gestebuch geschrieben. Bestimmt freut er sich, wenn Tina auch bei ihm vorbei kommt (Relax in Relax, nahe beim East-Gate des Taj Mahals). Und dann bin ich noch Rikscha gefahren. Ich bin selbst in die Pedale getreten und der eigentliche Fahrer ist hinter mir gesessen. Wir hatten einen Heidenspass. Danach hat er sich revanchiert und als ich ein paar Früchte gekauft habe, hat er mir beim Bezahlen immer wieder ein paar Zeichen gegeben, so dass ich schlussendlich einen passablen Preis bezahlt habe. Heute habe ich die Inder so richtig gespürt.

Mittwoch, 26. Januar 2011

IA, Eintrag 3: Delhi-Agra



Eintrag 3: 25. Januar 2011, Agra, Indien, km 0’224

Und schon wieder Linksverkehr!!! Da denkt man als Zentraleuropäer doch, dass die Engländer die einzigen sind, die auf der falschen Seite fahren. Dabei fährt die halbe Welt links. Aber langsam bin ich mir es gewohnt, NICHT zu wissen, wo jetzt die richtige Seite ist. Zur Sicherheit schaue ich in alle Richtungen. Hier ist es eh egal, Links- oder Rechtsverkehr, Hauptsache, es ist genug Platz da zum fahren. Es ist erstaunlich. Die Schweizer sollen ja für ihre Präzision bekannt sein, aber eigentlich sind die Inder noch viel präziser und werden weltweit massiv unterschätzt. Die fahren sogar dort durch, wo längst kein Platz mehr ist. Wie sie das machen, bleibt ihr Geheimnis. Sicher ist nur, dass man dabei ausgiebig seine Hupe benutzen muss. Und zwar nicht nur für ein kurzes „Tüt“, sondern für einen ewig andauernden „TÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜ“. Der Lärm ist ohrenbetäubend, im ursprünglichsten Sinn des Wortes.
Wir flüchten aus Delhi. Um dem Verkehre zu entgehen, fahren wir sonntags um 8.00h raus. Den Fluchtweg haben wir vorsichtig mit dem Hotelbesitzer diskutiert, nichts kann mehr schief gehen. Wir folgen also dem vereinbarten Weg bis zur Hauptstrasse. Tatsächlich hat es nur wenig Verkehr. Nach einer Viertelstunde erreichen wir die grosse Strasse, die uns aus Delhi führen soll. Jetzt gibt es nur noch ein kleines, unvorhergesehenes Problem. Die Strasse ist eine Autobahn und in der Mitte ist eine Insel. Mit unserem Gepäck unüberwindbar! Wir müssen einen anderen Weg finden und prompt sind wir in dieser Stadt verloren. Das geht unheimlich schnell hier, denn überall sieht es gleich aus. Jede Strasse, jede Ecke, jede Hauszeile. Sogar Einheimische sollen sich hier verirren. Strassenschilder gibt es hier nicht, und wenn man die Leute nach dem Weg fragt, haben sie keine Ahnung, welche Strasse wohin führt. Wir fahren also wieder zurück, weil wir nicht noch mehr verloren gehen wollen und so kommt es, dass wir um 10.00h wieder dort sind, wo wir gestartet sind, aber ein paar Erfahrungen reicher.
Wir ändern unsere Strategie, wohl wissend, dass wir diesmal von links auf die Autobahn auftreffen müssen, und diesmal klappt es auf Anhieb. Wir lassen uns mit dem immer heftig werdenden Verkehr treiben und nach ca. 50km wird es langsam ländlich. Sieht man mal von den dichteren Gebieten mal ab, so fährt es sich hier auf dem Land eigentlich ganz gut. Der Verkehr ist zwar dicht und oft kommen uns Fahrzeuge aller Art entgegen, aber alle fahren sehr rücksichtsvoll und wohlwollend. Keine Aggressivität! Es ist mehr die Masse, die es einem schwer macht. Den Höhepunkt erreichen wir am zweiten Tag. Einfahrt in Mathura: Anfangs sind wir auf der Autobahn. Dann kommt die Landstrasse, später die Stadt, immer dichter und dichter. Unvorstellbar. Nochmals: unvorstellbar. Was da abgeht, das kann man sich, wenn man es mit blossen Augen nicht gesehen hat, unmöglich vorstellen. Der Verkehr ist derart intensiv, dass man ganz vergisst, ein Foto zu schiessen. Man denkt gar nicht daran, so konzentriert muss man sein, speziell auf einem Bike mit Clip-Pedalen. Da ist schon einmal die Strasse, die in einem jämmerlichen Zustand ist, meist geteert, aber mit Schlaglöchern durchzogen. Aber das ist völlig unwichtig, weil man die Strasse gar nicht sieht, zu dicht stehen Tucktucks, Velos, Dreiräder, anfangs Autos (später keine Autos mehr, weil zu eng), fahrbare Verkaufsstände mit sich türmenden Waren. Dazu kommen Fussgänger, Polizisten (manche davon versuchen mit viel Aufwand aber vergebens, einen Hauch von Ordnung in diese sich durchdringende Strömungen zu bringen, Soldaten mit Gewehren und aufgesetzten Bajonetten (in diesem Gekneuel völlig unbrauchbar), Kinder (meist aufdringlich bettelnd), Bettler (immer sehr aufdringlich bettelnd), Behinderte (entweder mit allen denkbaren Untersätzen oder sich am Boden wälzend, in allen Fällen bettelnd), ganz wenige Touristen (um genau zu sein ein einziger, den wir nach dem Weg fragen und der uns auch wirklich behilflich ist, da er, wie sich spätrer erweisen wird, der einzige ist, der im selben Hotel wie wir übernachtet). Nicht vergessen wollen wir die Katzen, Hunde, Schweine, Ziegen, Pfaue (zum Glück nicht balzend) heiligen Kühe en masse, Kamele, Elefanten, Affen und Esel. Natürlich sind Strassenschilder hier völlig inexistent, aber darum können wir uns ohnehin nicht auch noch kümmern. Genausowenig wie um die fehlenden Dohlendeckel und den ganzen Abfall am Boden. Manchmal überqueren wir ausrangierte Bahnübergänge, welche völlig ausgewaschen sind und ein echtes Hindernis darstellen. Um Gegensatz dazu die noch betriebenen Bahnübergänge, die kein Hindernis darstellen, weil man ja über die dasuernd geschlossenen Barrieren ja überklettern kann.
Achtung, macht süchtig, aber nichts für Anfänger.

Sonntag, 23. Januar 2011

IA, Eintrag 2: Delhi



Eintrag 2: 22. Januar 2011, Delhi, Indien, km 0’000

Delhi hat eine ganz interessante Geschichte, die ich hier nicht ausführen kann, aber ich empfehle jedem, der sich für fremde Länder interessiert, die Geschichte mal nachzulesen. Auf jeden Fall gibt es hier zwei Delhi, nämlich Old-Delhi und New-Delhi. Die alte Stadt ist wirklich alt, total verwinkelt, eng und dunkel. Alles ist voll mit Läden und Buden, alles Mikro. X-Tausende Leute sind hier und wollen dir etwas verkaufen. Irgendetwas, egal was!
Und dann gibt es das New-Delhi, das anfangs des 20. Jahrhundert von den Engländern grosszügig geplant und gebaut wurde. Was für Gegensätze!
Überhaupt ist Indien ein Land der Gegensätze. Armut und Reichtum sind hier unheimlich nahe beieinander. In der Nähe des Lotus-Tempels, das stark an die Oper von Sydney erinnert, komme ich erstmals so richtig in Kontakt mit armen Leuten. Ausser Staub, Schmutz und viel Unrat gibt es hier nichts. Gerne wüsste ich, was die Leute hier den ganzen Tag treiben.
Eigentlich fühlt man sich hier in der Stadt sicher. Die Leute sind extrem friedlich, nirgends sieht man Aggressivität, alles geht ruhig aneinander vorbei. Sogar in der Metro, die ich ausgiebig benutze, hört man im Gedränge kein böses Wort, obschon dazu Anlass genug da wäre, denn am Zugeingang ist es wirklich sehr sehr eng, speziell in der rush hour, wenn 500 Leute gleichzeitig einsteigen wollen. Hier gibt es speziell für die Frauen reservierte Wagen. Und an jedem Metro-Eingang, das in der rush hour durch Riesenschlangen besetzt ist, müssen die Passagiere durch ein Tor, wie beim Flughafen. Bei jedem piepst es in allen Tönen, aber keiner kümmert sich darum. Grundsätzlich gibt es ohnehin eine Leibesvisitation. Aber auch die ist nur sehr oberflächlich. Die Handtaschen und Rucksäcke werden ausnahmslos gescannt. Das Militär ist hier allgegenwärtig, hinter Sandsäcken verschanzt und Gewehr im Anschlag!
Ich besuche viele Sehenswürdigkeiten, aber eigentlich interessieren mich die Leute mehr. Der Einfluss der Briten ist nicht zu übersehen, immer sehr höflich und respektvoll. Mit der Befreiung Indiens in den 40ern sind auch alle Briten wieder verschwunden. Nirgends sieht man Briten, höchstens als Touristen.
Natürlich sieht man mir sofort an, dass ich ein Tourist bin. Bisher habe ich noch nicht herausgefunden, wie ich mich tarnen könnte. Und als Tourist hat man es im Zentrum Delhis wirklich schwer. Regelmässig wird man „spontan“ angesprochen (auf den ersten Blick glaubt man wirklich daran, dass man spontan angesprochen wurde) und auf irgendein Touristikbüro geführt. Dort will man mir jedes Mal eine Reise oder sonst was verkaufen. Bis ich sage, dass ich mit dem Bike unterwegs bin. Da bricht das Gespräch meist abrupt ab, denn diese Inder wissen, dass es bei mir nichts abzuholen gibt. Mit der Zeit erkenne ich die „Lotsen“ und falle nicht mehr auf ihre Tricks mehr rein, obschon sie manchmal raffiniert vorgehen.
Delhi ist eigentlich keine Stadt, sondern eine Ansammlung von vielen Riesendörfern. Überall gibt es alles, so dass alle Quartiere unabhängig sind. Es gibt keine Vernetzung wie in unseren Städten. Viele Parks und Grünanlagen. Zum Glück, denn die Inder pissen gerne überall hin, es ist schauderhaft. Aber auch ohne Grünanlagen sieht man sie nach vorne gebückt dastehen. Jede Wand und jeder Baum ist gut genug, egal wo sie stehen. Und in der Not brünselt man auch auf offener Strasse.
Bei Gelegenheit kaufe ich mir in einem offiziell aussehenden Vodafon-Laden eine SIM-Karte, die aber nicht funktionieren will. Offenbar muss man auch hier vorsichtig sein. Schade, weniger ums Geld (15 Rupies=3 x nichts) als vielmehr um die Stunde, in der ich die vielen Formulare ausfüllen musste. Zur Info: In Indien braucht es für den Kauf einer lausigen SIM-Karte einen gültigen Pass inkl. Visum, ein Foto, Hoteladresse und eine handschriftliche Bestätigung vom Hotel, dass man auch wirklich dort wohnt. Dann füllt man Formulare aus mit Fragen wie „Vorname des Vaters“ oder „Geburtsort der Mutter“ etc. aus. Nimmt mich ja wunder, ob sie in Indien wissen, wo Bougon liegt.

Donnerstag, 20. Januar 2011

IA, Eintrag 1; Transfer Basel-Delhi



Eintrag 1: 20. Januar 2011, Delhi, Indien, km 0’000

Der Flug Basel-London erfolgt ohne Probleme. Christian bringt mich zum Flughafen und nachdem ich mein wenig Gepäck abgegeben habe, trinken wir noch einen Kaffee. Weil ich schreckliches Kopfweh habe, schlafe ich fast auf dem ganzen Flug. Rechtzeitig erwache ich zum Anflug in London. Offenbar ist der Flughafen ziemlich ausgebucht, denn wir fliegen ein paar Extraschlaufen über die Vororte von London. Die Landschaft ist dank dem klaren Himmel traumhaft. Die vielen weissen Reihenhäuser wechseln sich mit den unzähligen dunkelgrünen Hecken und den mäandrierenden Bachläufen ab. Zu guter Letzt fliegen wir doch noch nach Heathrow. Dabei überfliegen wie das Zentrum von London. Hier sind die Leute nicht so sensibel, denn wir fliegen unmittelbar an Tower Bridge, an Victoria Station und sogar am Riesenrad vorbei. Beim Buckingham Palace winkt mir die Königin zum Fenster raus. Sie wollte mich noch zum The einladen, aber ich habe abgesagt, wollte keine Umstände machen, mit meinem Bike und so. Also, wie gesagt, alles in greifbarer Nähe. Unglaublich! Das hat mir das Sightseeing in London erspart und so konnte ich einmal mehr (zum siebten Mal in den letzten 18 Monaten) den Terminal 5 stundenlange geniessen. Echt! Ich liebe es, den Leuten zuzusehen. Und wenn sie dann noch etwas nervös sind (wegen dem Fliegen), dann ist es nochmals spannender, ihnen zuzusehen.
Der Flug von London nach Delhi ist unspektakulär. Das einzig auffällige sind die vielen Inder im Flugzeug. Wen wundert es, bei der gigantischen Anzahl der Bevölkerung (weit über einer Milliarde oder 200 x die Schweiz).
Mit dem Taxi fahre ich zur Pension. Obschon ausdrücklich ein GROSSES Taxi (wegen der Bikebox) bestellt war, erwartet mich ein sagen wir mal für unsere Verhältnisse mittleres Taxi. Weil der Fahrer sein Auto in der Flughafeneinfahrt abgestellt hat, müssen wir in aller Windeseile die Box auf dem Dach festbinden (innen hat sie natürlich keinen Platz) und sofort wegfahren. Nach einem ersten Stück Autobahn mit mässig befestigter Velobox auf dem Dach hält der Fahrer nochmals an und wir bringen das Ganze auf dem Pannenstreifen in Ordnung. Zum Glück hat es an diesem Morgen nur wenig Verkehr.
Das Gasthaus ist schnell gefunden. Grosszügig und sauber. Bestimmt werde ich hier in Delhi ein paar tolle Tage verbringen.
Übrigens: Delhi spricht sich nicht wie Dehli aus (da liegen wir deutschsprachigen komplett falsch). Richtig sagt man Delli, wie etwa Gopferdelli oder Leuedelli.