Mittwoch, 31. März 2010
TdA1, Tag 018: Mbeya- Malawibushcamp
Tag 018: 30. März 2010, Bushcamp, Malawi, km 01’423
Heute war der beste Tag seit meinem Start in Nairobi. Die Strasse ist gesäumt von Leuten aller Art. Kurz nach Sonnenaufgang, wenn wir uns auf den Weg machen, sind die ersten Bauern resp. Bäuerinnen mit ihrer Hacke auf dem Kopf unterwegs auf die Felder. Unzählige Schüler gehen zur Schule und viele Frauen tragen ihre Ware zum Markt, meist sind es Bananenstauden, die sie auf dem Kopf tragen. Überhaupt tragen die Frauen, und nur die Frauen, alles auf dem Kopf. Bananenstauden, Zementsäcke, Hacken, Holzbalken und ganze Baumstämme, sogar ihre Handtaschen und Schuhe. Das gibt den Frauen so einen Anmut, so einen Stolz. Überhaupt fällt hier auf, wie stolz die Leute sind. Das liegt wohl daran, dass sie die Kinder frei aufwachsen lassen. Die Kinder hier sind sicher nicht überbehütet, sie sind gar nicht behütet. Ab 3 oder 4 Jahren sind sie auf sich selbst gestellt. Manchmal sieht man Kinder der Strasse entlang gehen, die sind bestimmt nicht älter als 4 Jahre. Auch ist die Erziehung hier komplett anders. Hier gilt es nicht, den Kindern möglichst früh den Willen zu brechen, sondern sie wachsen frei auf. Dafür sind sie manchmal rotzfrech, aber das legt sich dann mit dem Alter. Auffällig auch, wie aufrecht die Leute hier gehen.
Genau über Mittag bin ich heute über die Grenze. Kein Problem. In 10 min bin ich in Malawi. Wenn die Leute in Tanzania freundlich waren, so sind se in Malawi superextrafreundlich, das ist unglaublich. Am Strassenrand grüsst jeder, die Kinder sind total euphorisch. Ich klatsche jedem die Hand ab (Serien-give-me-five), der es zulässt und alle lachen. Manchmal ist es dann fast zu viel. Im Camp zum Beispiel werden wir überfahren von Einheimischen. Eine Sperre muss her, um die Grenze zu setzen. Das hindert aber die Leute nkcht daran, in unser Camp zu dringen. Überall latschen sie herum. Man muss tierisch aufpassen, dass nichts gestolen wird. Zu unserer Sicherheit werden Wächter angestellt, die mit ihren Stecken für etwas Ordnung sorgen. In der Nacht nehmen wir ALLES in die Zelte rein. Das ist zwar sicher, klimatisch aber sehr ungeschickt, denn es ist superheiss un d gerne würden wir unsere Zelte offen behalten. Aber da es auch viele Müclen hat, kommt das sowieso nicht in Frage. Malawi ist hochgradig Malariaverseucht (wie übrigens viele andere Krankheiten wie AIDS). Uns kommt aber auch entgegen, dass Vollmond ist und damit das ga nze Camp gut ausgeleuchtet ist.
Um Mitternacht werden wir durch ein Gewitter überrascht, das ein ganzt wenig für Abkühlung sorgt.
Dienstag, 30. März 2010
TdA1, Tag 017: Bushcamp-Mbeya
Tag 017: 29. März 2010, Mbeya, Tanzania, km 01’303
Irgendwie läutet heute morgen mein Wecker zu früh, dafür bin der erste im Truck um meine Sachen zu versorgen, was eine gute Sache ist. Im Dinnertruck ist nämlich am morgen immer eine Schlange, bis man seine Sachen einräumen kann. Aber ich bin glücklich, dass ich jetzt im Dinnertruck bin. Lieber am Morgen max. 10 min anstehen als am Nachmittag stundenlang auf den Truck warten. Die Fahrt führt heute durch eine grüne Landschaft, am Ende geht es steil bergauf. Die Unterkunft ist etwas verwirrend. Denn es heisst, dass wir in einem Hotel übernachten. Das stimmt auch, aber nur bedingt. Tatsächlich bauen wir unser Zeltlager im Garten eines Hotels auf. Die Organisation mietet dann noch 3 Zimmer dazu, so dass wir die WCs und Duschen benutzen können. Schlau! Ich habe Glück und treffe unter den ersten ein. Sofort baue ich mein Zelt auf (ich erledige die Pflicht immer so schnell wie möglich), nehme nach x Tagen wieder eine Dusche und wasche meine Kleider. Andere, die später kommen, haben weniger Glück. Kein Wasser mehr. Insbesondere diejenigen, die ein Zimmer genommen haben, sind sehr enttäuscht und sauer. Aber irgendwann ist der Strom zurück und damit auch das Wasser. Wir sind halt in Afrika, was mich aber sehr an Südamerika erinnert.
Ansonsten gibt es hier nicht viel neues zu berichten. Morgen geht es nach Malawi. Bin ja gespannt, wie das an der Grenze abläuft. Schliesslich habe ich als Schweizer vorgängig ein Visum beantragen müssen (alle anderen benötigen kein Visum, was wieder einmal typisch ist). Ich habe meinen Pass nur wenige Stunden vor meinem Abflug nach Nairobi zugestellt bekommen. Ich hoffe dass sich die ganze Hektik damals gelohnt hat. Wir werden ja sehen.
Montag, 29. März 2010
TdA1, Tag 016: Forestcamp-Bushcamp
Tag 016: 28. März 2010, Bushcamp, Tanzania, km 01’208
Heute morgen war tatsächlich das ganze Zelt nass. Wenn es regnet, ist wenigstens nur das Aussenzelt nass. Wenn man aber in der Feuchtigkeit zeltet, ist alles nass.
Die Fahrt heute ist einfach: links zum Camp aus, alles gerade aus, km 70 Mittagessen, km 128 nächstes Camp auf der rechten Seite. Zum Glück sind wir diesmal in der Savanne, so dass wir alles zum Trocknen auslegen können. Dafür wird es wieder heiss werden diese Nacht.
Im Vergleich zu Südamerika ist die Landschaft hier fast langweilig. Immer wieder etwa dieselbe Landschaft. Aber bald werden wir Malawi erreichen und dort werden wir dann einem See entlang fahren. Dann wird die Landschaft mit Sicherheit wechseln.
Unterwegs sehe ich ein paar Kinder mit Holztrottinets. Alles aus Astgabeln zusammengeschustert. Sieht wirklich toll aus und ist bestimmt sehr ökologisch, insbesondere wenn es als Transportmittel verwendet wird.
Sonntag, 28. März 2010
TdA1, Tag 015: Iringa-Forestcamp
Tag 015: 27. März 2010, Forestcamp, Tanzania, km 01’080
Die ersten 1000 km habe ich geschafft. Die Fahrt ist nicht besonders aufregend und führt an vielen Baustellen vorbei. Auch hat der Verkehr hier zugenommen. Die Busse und Trucks sind schnell, im Allgemeinen aber doch rücksichtsvoll. Am Strassenrand stehen wie immer viele Leute. Irgendwie hat man das Gefühl, dass sie genau wissen, dass wir heute vorbeifahren und warten auf uns. Viele haben eine Riesenfreude, wenn man sie begrüsst. Ich denke, dass viele von uns einfach regungslos an ihnen vorbeifahren, und wenn dann einer kommt und so was wie „Jambo“ ruft, dann fühlen sie sich wahrgenommen und freuen sich sichtlich.
Der letzte Teil der heutigen Fahrt ist einfach, es geht bergab und wir haben Rückenwind. Das Camp liegt abgelegen in einem Wald. Wir stellen alle unser Zelt im hohen Grass auf. Das wird feucht werden, heute Nacht.
Samstag, 27. März 2010
TdA1, Tag 014: Ruhetag in Iringa
Tag 014: 26. März 2010, Iringa, Tanzania, km 00’975
Heute ist Ruhetag in Iringa. Ab heute habe ich ein neues Fach im Dinnertruck. Das bedeutet, dass ich am Nachmittag, wenn ich mit meinem Bike ankimme, nicht meht stundenlang auf den Truck warten mzuss. Der dinnertruck ist dann schon da. Zudem ist mein Fach jetzt auf Brusthöhe und nicht mehr am Boden. Damit kann ich es sauber hjalten und das Füllen isrt viel viel einfacher. Zum x-ten Mal organisiere ich mein Gepäck neu. Danach Bike putzen und ab in die Stadt zum Essen. Unterwegs kaufe ich noch Sonnencrème, da sie mir ausgegangen ist. Auf der Flasche steht Nivea, sie stammt somit aus der Schweiz wie ich. Aber hier kostet sie ein Mehrfaches als zu Hause. Für den Preis hätte ich mir einen Einheimischen leisten können, der mit dem Sonnenschirm neben mir herfährt!
Freitag, 26. März 2010
TdA1, Tag 013: Hilltopcamp-Iringa
Tag 013: 25. März 2010, Iringa, Tanzania, km 00’975
Heute gibt es zu Beginn gleich ein Rennen für jedermann. 20km bergauf, im tiefen Sand. Ich gehe schon mal an den Start, wer weiss, vielleicht kann ich mit den alten mithalten. Hier sind nämlich viele Rennfahrer, die richtig Rennen fahren wollen, und die haben vielleicht ein Tempo drauf mit ihren Rennrädern. Ich gehe also an den Start und fahre los. Nach wenigen km ist es für mich vorbei, Plattfuss, meinen ersten. Erstaunlich, dass es fast 1'000 km gegangen ist, bis zu meinem ersten Plattfuss. Ich passe nämlich nie auf und fahre überall durch. Andere tragen ihr Bike von der Strasse zum Zelt und zurück. Das finde ich doch etwas übertrieben.
Nach dem Rennen geht es weiter auf Iringa zu. In einer Kurve kommt mir ein Bus auf meiner Seite entgegen. Er denkt nicht eine Sekunde daran, mir irgend etwas Platz zu lassen und so bleibt mir nur noch der Notausgang, der Strassengeraben. Ich nehme die Herausforderung an und tauche in den Graben. Fast kann ich mich auf dem Rad halten, aber zuletzt überschlägt es mich doch noch. Zum dritten Mal bin gefallen, und zum dritten Mal passiert mir nichts. Ich habe sogar Zeit, mich schnell aufzuraffen und dem idiotischen Chauffeur meine Meinung nachzurufen und zur Sicherheit zeige ich ihm meinen Stinkefinger (er hat es nicht anders verdient).
Wenig später fahren wir in Iringa ein. Unser Camp befindet sich ausgerechnet in einer baptistischen Mädchenschule. Ich frage mich immer wieder, wie die Organisation solche Orte findet. Für 80 Personen gibt es 2 Duschen und 2 WCs. Sonst kein essen, kein Trinken, einfach nichts. Wir fahren mit dem Taxi in die Stadt rein und essen ausgezeichnetes lokales Essen.
Donnerstag, 25. März 2010
TdA1, Tag 012: Bushcamp-Hilltopcamp
Tag 012: 24. März 2010, Hilltopcamp, Tanzania, km 00’901
Heute habe ich eine wichtige Erfahrung gemacht. Der Tag fing ganz normal an, ausser dass ich mich sehr müde fühlte. In der Nacht war es sehr warm, und die Luft kühlte sich die ganze Nacht nicht ab. Im Zelt war er irre heiss, der Boden strahlte die ganze Nacht Wärme ab, was furchtbar war. Da es draussen Mücken hatte, konnte man das Zelt auch nicht aufmachen oder draussen schlafen. Ich hatte den Eindruck, dass ch die ganze Nacht nicht schlafen konnte.
Ich mache mich also auf den Weg und bei km 55 kommt wie angekündigt der Lunch. Ohne Absicht bin ich ganz vorne dabei (wenn man nicht stürzt und keinen Platten hat und etwas sehr Gas gibt, ist man vorne dabei) und nach dem Lunch will ich weiter Gas geben, denn ich will heute früh ankommen. Nach wenigen km greife ich zur Drinkflasche und staune, denn ist leer! Ich bin mir sicher, dass ich sie beim Lunch aufgefüllt habe, aber jetzt ist sie leer. Offenbar hat die Flasche ein Loch. Es ist bald Mittag, also brennend heiss, und mir bleiben ca. 40 km zu fahren, ohne Trinksame. Ich reduziere mein Tempo, um nicht allzu sehr zu schwitzen und fahre möglichst ökonomisch, will heissen mit minimalem Energieaufwand, denn es ist klar, dass ich bei einem Hungerast oder so keine Energybar essen kann, denn ohne wasser würde ich daran versticken. Es ist interessant zu beobachten, wie die Motivation verschwindet, die Konzentration und alle Sinne langsam runterfahren . Jetzt nur keinen Unfall! Ich gebe mir alle Mühe, konzentriert zu bleiben, aber der Durst macht sich schnell bemerkbar. Die Strasse ist rau und überall hat es diese Sandbänke, die extrem viel Kraft benötigen. Dummerweise habe ich genau heute kein Geld dabei, ich habe mein Portemonnaie in meiner Hosentasche vergessen! Ich werde immer langsamer und zähle jeden km, ja jede 100 m ab. Das Camp heisst heute Hilltopcamp, was kein einfaches Ende verspricht. Ich lege immer mehr Pausen ein und spüre genau, dass mein Puls zu spinnen anfängt. Ich bin schon ca. 3 Stunden ohne Wasser in der brühenden Hitze unterwegs, als mich Simon überholt. Ich erkläre schnell mein Problem und ich bitte ihn um etwas Geld, damit ich mir unterwegs eine Cola kaufen kann, was mein Problem deutlich entschärfen würde. Grosszügig gibt er mir 5000 TSh und wir fahren weiter. Wie immer zeigt mein Tacho zu viel an, so dass ich bei den angekündigten 99km immer noch nicht am Ziel bin, dafür geht es langsam gehörig bergauf. Einige 100m vor dem Ziel kommt mir ein Fahrzeug der Organisation entgegen und gibt mir eine volle Flasche Wasser, ich bin gerettet (danke Simon!). trotz des Wassers bin ich total groggy und brauche Stunden, bis ich mich erholt habe. Verdursten muss grauenhaft sein!
Mittwoch, 24. März 2010
TdA1, Tag 011: Dodoma-Bushcamp
Tag 011: 23. März 2010, Bushcamp, Tanzania, km 00’802
Irgendwie sind die afrikanischen Naturstrassen einfach anders als die mir vertrauten. Ich bin heute schon wieder umgefallen. Harmlos, ohne Schürfungen, aber ich bin innerhalb von 3 Tagen schon zum zweiten mal zu Boden. Seit Jahren bin ich nicht gefallen, und jetzt gleich zwei Mal.
Das ganze Camp flickt Schläuche. Alle haben sie Plattfüsse gehabt, die meisten sogar mehrere. Ich bin froh um meine Schwalbe Marathon plus ATB. Es ist mir unverständlich, warum Schwalbe diese nicht mehr herstellt. Ich habe bisher immer nur Positives gehört, ausser, dass er nicht faltbar ist. Aber ansonsten wäre das der perfekte Reifen zum Reisen. In Südamerika habe ich mit bereits gut gebrauchten Reifen noch gut 12'000 km gemacht, ohne Probleme (und nie Reifen gewechselt, wie die Strassen auch ausschauten). Zum Glück hat mir Serge, mein Velomechaniker, noch 4 Stück beim Importeur auftreiben können. Das ist gut investiertes Geld!
Im Camp sind wir wieder von Eingeborenen umzingelt. Hier ist sonst nichts los und kaum fahren die Trucks ein, kommen die Eingeborenen in Scharen. Die schlauen versuchen, uns etwas zu verkaufen. Bier und Cola/Papsi kommen immer gut an. Aber auch Früchte wie Wassermelonen nehmen wir gerne ab. Brennholz und Hühner sind weniger gefragt. Die Kinder kommen gleich mit einer Schale, wer weiss, vielleicht gibt’s etwas zu essen. Die grösseren haben Kanister dabei. Vielleicht tropft irgendwo Wasser runter, das man auffangen könnte. Auffällig sind die kleinen Mädchen, vielleicht 10-12-jährig, die den kleinen Brüder oder die kleine Schwester auf dem Rücken tragen. Überhaupt hat es viele Kinder hier. Im Grossen und Ganzen sind sie sehr anständig und vor allen Dingen neugierig. So setze ich mich auf einen Stuhl und schreibe meinen Blog. Sofort kommen die ersten und wollen sehen, was ich mache. Diese kleine Schar zieht weitere an, und im Nu bin ich von hundert Kindern umgeben. Untereinander sind sie sehr unzimperlich und wenn es um den besten Platz gehen, setzen sie gerne ihre Faust ein. Mädchen haben keine Chance. Ich schiesse ein paar Bilder von ihnen und zeige ihnen die Bilder auf dem PC. Sofort geht ein Riesengejaule los, das die letzten Kinder auch noch anzieht. Nach wenigen Momenten muss ich abbrechen, es ist einfach zu viel.
Dienstag, 23. März 2010
TdA1, Tag 010: Bushcamp-Dodoma
Tag 010: 22. März 2010, Dodoma, Tanzania, km 00’710
Heute sind die Strassen wieder etwas besser. Zwar fahren wir weiter auf Naturstrassen, aber die Fahrbahn ist nicht mehr so rau und mit Steinen besetzt. Kurz vor dem Mittag liefere ich mir noch ein Rennen mit ein paar starken Jungs. Voll ausgepumpt komme ich beim Lunchtruck an, aber glücklich. Zwischendurch müssen sich Männer halt immer wieder messen. Nach dem Lunch geht es gleich weiter, und schon ist es mir langweilig, denn je näher wir der Stadt Dodoma kommen, desto besser wird der Belag. Irgendwie ist es nie recht!
Dodoma ist übrigens die Hauptstadt Tansanias, dennoch gibt es hier nicht zu sehen.
In der Stadt angekommen, suche ich ein Internet-Caffee, finde aber keines. Deshalb richte ich mein Zelt ein, dusche und waschen mein verschwitztes Leibchen. Danach fahre ich schnell mit einem Taxi in die Stadt, lese und beantworte schnell meine e-mails und fahre gleich zurück, denn es gibt schon wieder Nachtessen.
Übrigens: In Südamerika haben sie uns allen Gringo nachgerufen. Hier sind wir die Mzungu. Tönt ja nicht unbedingt besser.
Montag, 22. März 2010
TdA1, Tag 009: Lembo-Bushcamp
Tag 009: 21. März 2010, Bushcamp, Tanzania, km 00’599
Heute gehe ich mal richtig zur Sache und fahre frühmorgens rechtzeitig ab. Den Lunchtruck erreiche ich kurz nach der Spitze, nehme mir aber Zeit für ein gesundes Mittagessen. Danach fahre ich eher lustlos den Rest der Strecke ab und komme prompt auf idiotische Weise bei voller Fahrt zu Fall. Zum ersten Mal seit Jahren! Obschon ich ein Verfechter von „manchmal muss man einfach loslassen können, es kommt dann schon noch eine Gelegenheit zum bremsen“ bin, sind die Strassen hier einfach anders und ich komme tatsächlich in eine Situation, wo der Sturz die letzte vernünftige Option ist. Erstaunlicherweise passiert überhaupt nichts, ich habe nicht mal Schürfungen. Warum nicht, weiss ich auch nicht. Das Ganze nehme ich als Zeichen und fahre von da an wieder viel konzentrierter und vor allen Dingen langsamer. Später komme ich nochmals zwei mal zu Fall, aber immer aus dem Stand, weil meine Klicks so schwer aufgehen. Müssen unbedingt wieder mal geschmiert werden!
Die Strasse ist schrecklich. Entweder sehr grob mit Steinen übersäht oder aber tiefer Sand. Manchmal hat es parallel zur Strasse einen kleinen Pfad, den die Einheimischen verwenden. Dieser aber ist voller Dornen. Man hat die Wahl, Plattfuss oder Erschöpfung. Ich wähle den Pfad und habe Glück. Andere haben weniger Glück, sogar zwei der Begleitfahrzeuge haben heute einen Plattfuss, der Dinnertruck hat aber noch ganz andere Probleme und kann gar nicht ins Camp reinfahren. Natürlich finden sich sofort unzählige Leute ein, Einheimische und Tourteilnehmer, und wollen alles besser wissen. Interessant zu beobachten.
Auf dem Camp sind wir von neugierigen Einheimischen umzingelt. Es ist kaum möglich, einen Schritt zu machen, ohne dass gleich ganze Trauben von Kindern mitziehen. Aber sie sind wirklich lustig. Auch sie finden uns lustig und lachen manchmal lauthals, wenn sie uns sehen. Was sie an uns so lustig finden, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht verstehen sie nicht, wie man sich bei der Hitze auf einem Bike in dieser ungewöhnlichen Montur so abplagen kann.
Sonntag, 21. März 2010
TdA1, Tag 008: Lakeviewcamp-Lembo
Tag 008: 20. März 2010, Lembo, Tanzania, km 00’500
Heute habe ich Geburtstag und mache einen ruhigen Tag, soweit das überhaupt möglich ist, den die Strecke ist sehr anspruchsvoll. Alles Naturstrasse mit rauem Belag, dazwischen diese Sandbänke, die einem die Kontrolle über das Bike verlieren lassen. Aber dennoch komme ich unter den ersten an und warte wieder einmal stundenlang auf den Lunchtruck (ich ärgere mich immer noch über dieses Scheisskonzept), der mein Gepäck bringen soll. Nachdem ich mein Zelt aufgestellt habe, nehme ich eine „Dusche“. Ich höre von einem Typen, den nicht weit Wasser kübelweise verkauft, zu einem Spottpreis. Und tatsächlich, für ca. 20 Rp bekomme ich einen vollen Kessel Wasser hingestellt. Im nahegelegenen Maisfeld nehme ich meine „Dusche“. Beim bezahlen runde ich den Betrag grosszügig aus, dafür werden mir von 3 Männern die Füsse gewaschen. Der Rest des Tages ist schnell vorüber, ich gehe zeitig ins Bett und schlafe schnell ein, schliesslich habe ich den ersten Halbtausender bereits hinter mir.
Samstag, 20. März 2010
TdA1, Tag 007: Arusha-Lakeviewcamp
Tag 007: 19. März 2010, Lakeviewcamp, Tanzania, km 00’380
Die heutige Fahrt war nicht sehr aufregend. Ausser vielleicht die Fahrt aus Arusha heraus, wie in solchen Stadten immer ein Riesenbetrieb ist. Ie Strasse hingegen bringt keine eigentlichen Überraschungen, da wir sie schon bei der Anfahrt zur Safari benutzt haben.
Heute aben habe ich Abwaschdienst. Bevor wir aber die Pfannen abwaschen können, soll ich die Suppe, welche dicke Nudeln und Rübenstücke enthält, wegwerfen. Ies, obschon unser Lager von vielleicht 15 bis 20 hungrigen Massai-Kindern umlagert sind. Ich mache den Vorschlag, dass wir ihnen die Suppe schenken, was beim Koch zuerst Skepsis auslöst, aber schliesslich doch seine Zustimmung findet. Also packen wir die Suppe in einen Plastiksack und ich bringe diese Suppe hinaus aus dem Kamp, wo sie sofort in Empfang genommen wird. Nach wenigen Minuten, wenn ich zurückkehre, ist sogar der Plastiksack verschwunden!
Freitag, 19. März 2010
TdA1, Tag 006: 3. Ruhetag in Arusha
Tag 006: 18. März 2010, Arusha, Tanzania, km 00’275
Drei Ruhetage am Stück nach zwei Biketagen, das ist schon fast zu viel. Dennoch mache ich heute einen faulen Tag. Schnell mal waschen und dann bringe ich meinen Blog auf Vordermann. Der Tag ist perfekt dazu. Zudem kann ich mich im Schatten aufhalten, damit kann ich mich langsam an die intensive Sonne gewöhnen. Sonst? Im Süden nichts neues. Morgen geht es weiter, den nächste Ruhetag gibt es in sieben Tagen.
Donnerstag, 18. März 2010
TdA1, Suahelisch-Kurs für Anfänger
danke - asante
hallo - jambo
gut - nzuri
wie geht es dir - habari yako
willkommen - karibu
nein danke - hapana asante
Freund - rafiki
ja - ndio
nein - hapana
links - kushoto
rechts - kulia
eins - moja
zwei - unbili
drei - tato
vier - nne
fünf - tano
sechs - sita
sieben - saba
acht - nane
neun - tisa
zehn - kumi
langsam langsam - pole pole
TdA1, Tag 005: 2. Ruhetag in Arusha
Tag 005: 17. März 2010, Arusha, Tanzania, km 00’275
Ich kann es kaum glauben, schon der sechste Tag unterwegs. Ok, davon bin ich lediglich 2 Tage gefahren, aber trotzdem, seit fast einer Woche unterwegs, das kommt mir nicht so vor.
Das Gepäckkonzept ist hier dermassen schlecht, dass ich mich zum x-ten mal mein Gepäck neu organisieren muss, irgendwie passt es nicht so recht. Danach wie üblich am Ruhetag Bike putzen und reparieren. Gewaschen wird erst morgen. Bei dem Wetter hier ist das kein Problem, die Wäsche wird mit Sicherheit trocken. Danach gehe ich in die Stadt, zu Fuss. Wie so oft im Ausland hat es entlang der Strassen viele Leute, und manchmal ist es mir schon etwas mulmig. Aber nichts passiert, bis ich in der Stadt bin. Dort haut mich ein Einheimischer an und stellt mir tausend Fragen, die ich freundlich beantworte, da ich nicht den Eindruck habe, dass er mir etwas verkaufen will. Ich laufe zügig weiter in der Meinung, dass er bestimmt von mir ablassen wird, wenn er merkt, dass ich fest entschlossen bin, weiterzulaufen. Aber dem ist nicht so. Er fragt mich, was ich den einkaufen will, und freundlich wie ich bin, sage ich ihm, dass ich ein paar Schuhe brauche und einen Adapter für meine Stecker (in Tansania haben sie ganz fürchterliche Steckdosen, die mein Weltweit-Multi-Adapter nicht abdeckt). Sofort bietet er sich an, mich zum Schuhkaufen zu assistieren, er weiss wo der Schuhmarkt liegt und will mich begleiten. Ich bin stutzig, etwas ängstlich und bange ein bisschen um meine Gesundheit und um mein Geld. Überall gibt er den Leuten Zeichen, die ich nicht verstehe und die ich wohl nicht sehen soll. Sind das seine Freunde, seine Komplizen? Ich lasse mich in das Spiel ein, im Bewusstsein, dass ich böse reinlaufen könnte. Gemeinsam gehen wir zum Schuhmarkt und sofort bin ich von 8 Einheimischen umlagert. Ich suche mir ein paar Schuhe aus, und frage nach dem Preis. Natürlich wird gefeilscht, ich (und mein Begleiter) gegen die gesamte Marktbelegschaft. Am Schluss werden wir uns einig und ich zahle, ohne mein Portemonnaie zu zeigen. Sie sollen nicht wissen, wie viel Geld ich dabei habe, schliesslich will ich nicht provozieren. Überhaupt bin ich sehr in der Defensive, auf einem abgelegenen Schuhmarkt, umringt von Einheimischen. Aber nichts passiert. Alles verläuft friedlich. Danach kaufe ich noch meinen Adapter, Waschmittel und Sonnencreme. Immer wieder in abgelegenen Shops, immer etwas unheimlich, aber schlussendlich ist alles ok, nichts passiert. Die Leute sind hier wirklich so hilfsbereit, man glaubt es kaum! Zum Dank lade ich meinen Begleiter zum Essen ein. Er wählt auf meinen Wunsch hin ein Restaurant aus, in dem man lokales Essen bekommt. Natürlich bin ich der einzige weisse. Zum Essen gibt es Schwein. Die Stücke sucht man sich aus einem Haufen von einer verschnittenen Sau selber aus. Sieht unheimlich aus, schmeckt unheimlich gut und heisst „Ugaly Kitomoto“ (klingt irgendwie japanisch). Während dem Essen schreibe ich mir noch ein paar suaheliesche Begriffe auf. So heisst zum Beispiel Danke „Asante“ und Wie geht es dir „Habari yako“. Und jeder zweiter ist hier „a cool banana“. Zum Schluss begleitet mich mein neuer Freund, der übrigens Ebo heisst, zum Camp zurück. Zum Dank zahle ich ihm noch ein fettes Drinkgeld, worüber er sich riesig freut. Das war ein schöner Tag! Asante, rafiki Ebo.
Mittwoch, 17. März 2010
TdA1, Tag 004: 1. Ruhetag in Arusha
Tag 004: 16. März 2010, Arusha, Tanzania, km 00’275
Schon wieder Ruhetag. Viele aus der Gruppe sind zu einem dreitägigen Safari aufgebrochen. Ich gehe hingegen mit ein paar Begleitern auf eine eintägige Safari. Ist viel günstiger, viel einfacher und viel angenehmer.
Die Tour war perfekt! Wir haben alle Wildtiere gesehen: Löwen, Giraffen, Zebras, Elefanten und die ganzen übrigen Tiere. Leider aber auch alle diese schrecklichen Touristen. Hier geht es sehr touristisch zu. Zum Glück ist nicht Hochsaison!
Dienstag, 16. März 2010
TdA1, Tag 003: Namanga-Arusha
Tag 003: 15. März 2010, Arusha, Tanzania, km 00’275
Heute erfahre ich wieder mal, was es bedeutet, Schweizer zu sein. Am Zoll werden alle schnell abgefertigt … ausser die Schweizer (es fahren noch andere Schweizer mit). Stundenlang muss ich auf mein Visum warten, dabei kleben die doch nur ein Formular in den Pass und dann gibt’s noch einen Stempel mit Datum drauf!
Die Strecke ist sonst nicht besonders anregend. Wir fahren in der Savanne am Fusse des Kilimanjaros, den man aber nie richtig sieht, da der Gipfel immer in den Wolken liegt. Zum Schluss der Tagesstrecke gibt’s dann wieder mal so eine richtige Abfahrt im Schotter, so wie ich sie liebe. Kurz vor Arusha, der Safari-Hauptstadt Tanzanias, überhole ich viele Rennfahrer, die mit dem Geröll so ihre liebe Mühe haben. Dafür werden wir alle mit einem schönen Zeltplatz entschädigt. Da gibt es Bier, ausgezeichnetes Essen und sogar eine warme Dusche.
Montag, 15. März 2010
TdA1, Tag 002: Nairobi-Namanga
Tag 002: 14. März 2010, Namanga, Kenya, km 00’157
Ich starte in Nairobi, fahre somit schon wieder Velo in der südlichen Hämnisphäre. Am ersten Tag gleich 157 km in der Hitze, die ich schlimmer erwartet hätte. Die Navigation ist hier perfekt. Da gibt es keine Überraschungen, denn diese Tour findet schon zum 8. Mal statt, da ist alles schon ausgereift und ausgeklügelt. Die richtigen Distanzangaben und vor allem die richtige Richtungen sind sehr angenehm. Für mich geht es ganz schön flott voran, aber man merkt schon, dass die anderen schon seit ca 5000 km unterwegs sind. Fast den ganzen Tag fahren wir auf Teerstrassen, die ganz passabel sind. Und dort, wo noch keine Teerstrassen existieren, sind sie zumindest im Bau. Das haben wir alle zu spüren bekommen. Auf einem Abschnitt ist alles zum Teeren bereit. Die Strasse ist planiert und der Untergrund bereits mit Pech benetzt. Von einem Arbeiter werden wir eingeladen, unsere Fahrt auf diesem pechgetränkten Untergrund fortzuführen. Das ist natürlich viel einfacher als auf der Ersatzstrasse, die rau und hügelig ist. Zum Glück habe ich eine Vorahnung und fahre auf dem Strassenrand, wo es keinen Pech hat. Andere fahren auf dem nassen Pech und spritzen sich voll. Einzelne kommen pechgetränkt im Camp an und müssen sich und ihr Bike in stundenlanger Arbeit reinigen. Andere haben noch weniger Glück und stürzen. Pechgetränkte Wunden sind das Resultat!
Unterwegs sehe ich viele Massais, die alleine durch ihre Physionomie auffallen. Sehr schlank und gross, wenig Haare, in farbigen Tüchern eingewickelt mit riesigem Ohrschmuck, der die Ohren so richtig nach unten ziehen. Und der Stock, den jeden Massai begleitet. Insgesamt eine beeindruckende Erscheinung. Am besten gefallen mir die Schuhe. Sehen aus wie aus Autopneus gefertigt, als Bändel werden wohl Schläuche verwendet.
Wir sind hier eine Riesengruppe. So zwischen 60 und 70 Leute. Es wird nicht einfach werden, sich da zu integrieren. Irgendwie ist die Stimmung hier ganz anders als in Südamerika. Das liegt wohl dran, dass die Gruppe so viel grösser ist und dass das ganze viel mehr Renncharakteristik hat. Vorne fährt sogar ein „Einbeiner“ mit. Und der ist schnell, sehr schnell sogar.
Morgen geht es nach Tansania. Bin ja gespannt, wie einfach sie mich da reinlassen.
Sonntag, 14. März 2010
TdA1, Tag 001: Ruhetag in Nairobi
Tag 001: 13. März 2010, Nairobi, Kenya, km 00’000
Gleich zu Beginn ein Ruhetag! Nach dem Frühstück und nachdem ich mich da und dort vorgestellt habe, setze ich schon mal mein Bike zusammen. Im grossen und ganzen klappt alles. Mit Verlust muss man rechnen, ich ersetze also den abgebrochenen Rückspiegel und fahre gleich zum nächsten Supermarkt. Bis dorthin sind es nur ca. 5 km, aber an den Linksverkehr muss ich mich erst mal gewöhnen. Nicht ganz einfach, vor allem wenn man abbiegt und in der neuen Strasse die richtige Strassenseite erwischen muss. Leider haben andere Biker nicht soviel Glück wie ich und stossen mit Autos und Bussen zusammen.
Auf dieser Tour ist die Organisation ähnlich wie der Südamerikatour. Nur das Gepäck ist ganz anders organisiert. Jeder bekommt ein Fach auf dem Truck, und da muss alles rein. Alles! An sich wäre das Fach gross genug, so ca. 250 Liter, aber die Öffnung ist viel zu klein. Der obere Teil des Fachs ist abgedeckt! Das heisst nicht anderes, als dass man das Fach nicht richtig füllen kann. Eine komplette Fehlkonstruktion, typisch TdA! Mit grossen Taschen, wie ich sie habe, geht da nichts. Was hier gefragt ist, sind kleine Einheiten, was für den Transport vom Truck zum Zelt und zurück auch nicht so super ist.
Zum Nachtessen schliesse ich mich einer Gruppe an, die in ein Restaurant fährt, das Carnivore heisst. Nichts für Vegetarier! Fleisch in allen Variationen à Discretion. Alle 2 min erscheint ein Typ mit einem Spiess und bietet dir etwas an, bis du nicht mehr magst. Da gibt es sogar Kamel und Alligator (letzteres kann ich nicht empfehlen, denn ausser Knochenlutschen ist da nichts). Sofort sieht man den Unterschied zwischen mir (erst angereist) und denjenigen, die bereits seit Monaten unterwegs sind. Sie essen ungefähr 100x mehr als ich!
Samstag, 13. März 2010
TdA1, Transit Basel-Nairobi
Tag 000: 12. März 2010, Nairobi, Kenya, km 00’000
Schon wieder unterwegs zum Flughafen. Diesmal bin ich auf Hilfe angewiesen, denn mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kann man nicht so viel Gepäck mitnehmen: 3 grosse Taschen und eine riesige Kartonbox mit meinem Bike drin. Als Fluggesellschaft habe ich mir wieder die British Airways ausgesucht, für Vielgepäckflieger ideal, wenn man sich geschickt anstellt. Für mein gesamtes Gepäck, das sind doch immerhin an die 75 kg, bezahle ich 67 SFr. Ich fahre also früh morgens mit Christian (herzlichen Dank nochmals) raus und gebe sofort mein Gepäck ab. Eingecheckt habe ich bereits am Vorabend und die Bordkarten habe ich auch schon. Alles läuft rund und als letzte Unsicherheit bleibt nur noch der Sitzplatz von London nach Nairobi. Ich habe hoch gepokert. Ich habe es gerne etwas bequem, wenn ich so weit fliege. Den Sitzplatz habe ich mir mit Hilfe von http://www.seatguru.com/ (oder ähnlich) ausgesucht. Und zwar habe ich mir den schlechtesten Platz ausgesucht, nämlich ganz hinten auf der Seite. Dort sind jeweils links und rechts je zwei Plätze, wo man die Rückenlehne nicht zurückklappen kann (was ich ohnehin nie tue). Deshalb sind diese Sitze sehr unbeliebt. Der Trick ist der, dass die Chance, dass ich alleine BEIDE Plätze benutzen kann, gar nicht so klein ist, insbesondere wenn der Flug nicht komplett ausgebucht ist. Denn zwei schlechte Sitze sind doch besser als ein guter Sitz. Und tatsächlich, das Ganze geht auf. Ich fliege ca. 10 Stunden auf einem Doppelsitz!
Im Flugzeug sind fast nur laute Franzosen und schwarze. Die ganze Stimmung ist sehr locker, manchmal sogar schon etwas hysterisch. Aber was soll’s, irgendwann sind alle ruhig und ich schlafe ein paar Stunden. Der Flug geht schnell vorüber und in Nairobi landen eine halbe Stunde zu früh.
Ich werde abgeholt. Vorher aber noch schnell Visa einholen und Geld wechseln. Alles klappt wunderbar und schon bald treffe ich auf dem Camping ein, wo sich die Gruppe niedergelassen hat. Kurz guten Abend wünschen (dabei treffe ich auf Miles, der auf dem Südamerika-Trip unser Koch war), Zelt aufstellen und schlafen gehen. Immerhin habe ich einen langen Tag hinter mir.
Montag, 1. März 2010
CAN, 010: Bilanz
Februar 2010, Calgary, Kanada
Insgesamt war meine Reise nach Kanada eine tolle Sache und ich habe es nie bereut, dass ich den weiten Weg auf mich genommen habe. Hier hat es Platz für alle und alles. Die Leute sind wirklich sehr freundlich und offenherzig. Aber auch der Geist ist offen, was sie fremdem oder neuem gegenüber sehr tolerant macht. Ich habe etliche ex-Schweizer getroffen, und irgendwie kann ich verstehen, dass sich die Schweizer in Kanada wohl fühlen, insbesondere in den Rockies. Die Landschaft ist vertraut, aber persönlich bekommt man hier einfach viel mehr Raum. Hier ist alles viel grosszügiger und das merkt man den Leuten einfach an. Auch lassen sie sich wirklich für etwas begeistern, das hat man im Hinblick auf die olympischen Spiele sehr deutlich gesehen.
Gerne würde ich dieses Land mal im Sommer kennen lernen. Vielleicht fliege ich im Sommer nochmals hin, wer weiss?
CAN, 009: Essen und kochen
Februar 2010, Calgary, Kanada
Kanada ist kulinarisch nicht unbedingt eine Hochburg, aber dadurch, das es in den Rockies viel Tourismus gibt, wissen gewisse Kanadier ganz genau, was gut ist. Viele schwärmen von der italienischen Küche, was doch darauf hindeutet, dass sie gerne gut essen. Auch gibt es in der Hotellerie viele ausländische Köche, nicht zuletzt viele aus der Schweiz.
Im Allgemeinen legen sie aber doch mehr Wert auf die Quantität als auf die Qualität, obschon die Qualität in vielen Fällen hervorragend ist. In den Supermärkten ist das Gemüse superfrisch. Viele Gemüse und Früchte habe ich noch nie gesehen, vieles stammt aus den USA oder Asien. Das Problem sind eher die Mengen, insbesondere wenn man selber kochen will. So gibt es hier keine vernünftigen Mayo- oder Selfmengen. Oder Zwiebeln. Die gibt es nur in einer Riesenausführung. Mir wären viele kleine lieber als eine grosse.
Alkohol ist hier sehr teuer und kann nur in speziellen Läden eingekauft werden. Dafür findet man alles, sogar Pisco aus Chile, so dass ich viel Pisco Sour gemacht und vor allem getrunken habe. Übrigens ist hier wie in den USA der öffentliche Alkoholkonsum verboten. Erst fand ich das etwas komisch, aber es hat doch den Vorteil, dass man nirgends Besoffene sieht und vor allen Dingen gibt es keine Saufgelage mit zerbrochenen Flaschen wie bei uns.
Rückblickend habe ich in Kanada doch sehr gut gegessen und getrunken und das Kochen hat mir unheimlich viel Spass gemacht. Auch dann, wenn ich schweizerisch kochen durfte, wie zB Fondue oder Röschti, was nicht immer ganz einfach war.
CAN, 008: Tierwelt
Februar 2010, Calgary, Kanada
Im Gegensatz zu unseren Wäldern ist hier die Gefahr, von wilden Tieren angegriffen zu werden, reell. Pumas und vor allem Bären sind hier allgegenwärtig und damit ist nicht zu spassen. Aber auch andere Tiere, vor allem wenn sie von Kälbern begleitet sind, können schon ganz schön unangenehm werden. Eine Zusammenkunft mit einem Bären kann durchaus tödlich sein.
In den Städten, in erster Linie auf den im Winter ungenutzten Golfplätzen, sieht man ganze Herden von Hirschen und dergleichen. Die Einheimischen können damit umgehen. Die Touristen hingegen nicht immer und so kommt es immer wieder vor, dass Väter ihre Kinder auf wilden Tieren reiten lassen oder dass wilde Bären auf Parkplätzen gefüttert werden. Die Leute sind sich dabei der drohenden Gefahr nicht bewusst und dabei entstehen viele Unfälle, manchmal sogar tödliche.
Ich halte mich die meiste Zeit in Nationalpärken auf und hier haben die Tiere absolute Priorität. So sind zum Beispiel hier alle Abfallbehälter mit einem Mechanismus versehen, der es den Bären verunmöglicht, diese zu öffnen. Die Leute gehen sehr sorgsam mit der Natur um, Abfall sieht man nirgends, die Vorschriften werden strikte eingehalten. Biken ist fast überall verboten, leider, denn die Landschaft ist sehr einladend. Dafür darf man überall wandern und Ski fahren.
CAN, 007: Sport, Langlaufen
Februar 2010, Calgary, Kanada
In Kanada ist der Sport ganz wichtig. Es ist unglaublich, wie viel Sport hier getrieben wird und wie fit die Leute sind. In den Städten wird viel gejoggt und geschwommen, auf dem Land, wenn der Schnee hoch genug liegt, wird entweder x-country oder downhill gefahren. Curling sieht man auch viel und ausserhalb der Nationalpärke sind viele Motorschlitten unterwegs.
Eigentlich ist mir das Langlaufen nicht vertraut. Und hier bietet sich nun die Gelegenheit, es zu lernen und vor allem auszuüben. Ich miete mir deshalb gleich in den ersten Tagen eine Ausrüstung und von da an bin ich fast täglich auf meinen Skiern. Hier kann man stundenlang langlaufen, ohne jemals jemandem zu begegnen. Ob man nun auf einer perfekt Loipe fährt oder die Spur selber legt, spielt keine Rolle. Hier ist einfach niemand.
Interessant ist es natürlich, durch jungfräuliche Landschaften zu fahren. Dabei geht’s durch tiefen Neuschnee, was natürlich viel anstrengender ist als auf einer präparierten Piste. Auch ist es nicht immer sehr einfach seinen Weg zwischen undurchdringliche Wälder und mäandrierenden Bächen zu finden.
Entlang der Überlandstrassen sind alle paar km Parkplätze eingerichtet, die einem als Startpunkt dienen. Wenn auf dem Parkplatz mehr als zwei Autos stehen, sprechen sie hier schon von Übernutzung.
Den schönsten Ausflug habe ich im Gebirge gemacht. Dabei ging es erst mal nur bergauf, und ich muss gestehen, dass mich das sehr nervös gemacht hat. Wie sollen wir hier je wieder runterkommen, auf unseren Langlaufskies? Aber die Abfahrt war wohl das schönste, was ich auf meinen Skiern erlebt habe. Im Tiefschnee runterschwingen, das war super.
Der Schnee liegt hier zum Teil sehr hoch, und ich kann mich an eine Situation erinnern, die ganz schön peinlich war. Und zwar wollte ich eine Pause einlegen, pee-Brake, ihr wisst schon. Um das Ganze etwas einfacher zu gestalten, bin ich von meinen Skiern gestiegen … und gleich bis zur Hüfte eingesunken. Mein Vorhaben wurde damit schon mal unmöglich, und das Wiederaufsteigen hat mir doch einiges an Energie gekostet!
CAN, 006: Canadian Pacific
In Kanada gibt es vor allem den Privatverkehr und für den Warentransport werden LKWs verwendet. Der öffentliche Verkehr ist für Überlandfahrten nicht sehr weit entwickelt, es gibt da höchstens ein paar Überlandbusse. Ursprünglich für den Personentransport vorgesehen, dient die heutige Canadian Pacific (CP) ausschliesslich dem Warentransport. Die Linie führt vom Pazifik zum Atlantik und durchquert somit den gesamten Kontinent. Vor etwas mehr als 100 Jahren in Angriff genommen, stellte sie damals doch eine grosse Herausforderung dar. Insbesondere die Durchquerung der Rocky Mountains. Ähnlich wie in den Alpen müssen Steigungen überwunden werden, die eigentlich zu steil sind für den Schienenverkehr. Da sie es damals mit dem Bau eilig hatten, wurden viele Kompromisse eingegangen und die steilste Strecke zwischen Field und Lake Louise (aus dem Weltcup bekannt) wurde mit 4 0/00 sehr steil gebaut. Dafür musste in Field ein grosser Bahnhof gebaut werden, der es erlaubte, bei Bedarf weitere Lokomotiven anzuhängen, was aber mit viel Umtrieb verbunden war. Zudem bauten sie in Field das erste Hotel an der Strecke. Damit wurde es möglich, auf dieser steilen Strecke auf die ungewöhnlich schweren Speisewagen zu verzichten.
Später wurde dann aus wirtschaftlichen Gründen die Strecke umgebaut. Mittels zwei Kehrtunnels, die sie der Gotthardstrecke abgeschaut haben, konnten sie die Strecke verdoppeln, resp. die Steigung halbieren. In der Zwischenzeit dient die Strecke nur noch dem Warentransport. Demzufolge ist die Optimierung ganz anders als bei uns über den Gotthard. Einen Fahrplan, den es minutengenau einzuhalten gilt, gibt es nicht. Die Optimierung erfolgt rein wirtschaftlich, d.h. in Dollar/Tonne. Demnach sind die Züge sehr sehr sehr lange (ein paar km lang!!!), dafür sehr langsam. Interessant sind die Kehrtunnels, denn dort kann man sowohl die Spitze als auch das Ende eines Zuges sehen, jeweils vor resp. nach dem, Tunnel. Früher, als die Strecke noch sehr steil war, gab es an vier Stellen Weichen mit Ausweichstrecken. Die Weichen waren für die talwärts fahrenden Züge immer so eingestellt, dass die Züge auf die Ausweichstelle fuhren. Der Lokomotivführer musste dann rechtzeitig vor der Weiche jeweils vier mal pfeifen (es waren damals Dampflokomotiven im Einsatz), damit der Weichenwart wusste, dass der Zug unter Kontrolle war und die Weiche auf Talfahrt gestellt werden konnte. Andernfalls musste er davon ausgehen, das der Zug ausser Kontrolle war und um einen Unfall zu vermeiden, schickte er den Zug auf die Ausweichstrecke. Um die Strecke wirtschaftlicher zu machen, bauten sie gleich zu Beginn ein paar Riesenhotels der Strecke entlang. Damit wurde der Tourismus angekurbelt (und um sich die Konkurrenz gleich vom Hals zu schaffen, wurde beim Staat erfolgreich beantragt, entlang der Strecke Nationalparks zu eröffnen). Diese Hotels stehen heute noch, obschon die Strecke nur dem Warentransport dient und die Hotels heute zum Teil gar nicht mehr an der Strecke liegen.
Während dem Streckenbau wurden Tausende von Arbeitern angestellt. Da die Unterkünfte zT. sehr schlecht waren, bauten diese aus alten Waggons Hütten, die dann später zu ganzen Häusern umgebaut wurden. Noch heute steht so ein Haus, und von innen kann man anhand der gewölbten Decke und der Fenster den ehemaligen Waggon erkennen.
CAN, 005: Alltag
Natürlich kenne ich den Alltag der Kanadier nicht im Detail. Aber gewisse Sachen sind mir doch aufgefallen. So arbeiten die Leute in Calgary wie die Tiere, vom Montag zum Freitag (manche nur bis zum Donnerstag). Da ist nicht viel Platz für Freizeit und Kultur. Dafür fahren sie dann übers Wochenende in die Berge und geniessen diese in vollen Zügen. Der Verkehr auf der Autobahn in die Rockies ist dann sehr intensiv, denn alle brausen sie mit ihren Riesenautos, vielfach mit Motorschlitten beladen oder mit Anhänger voller Motorschlitten, hinaus. Am Sonntag Abend dann fahren sie wieder zurück zur Arbeit.
Mein Alltag hingegen war komplett anders. Natürlich habe ich als Tourist keine Verpflichtungen und geniesse das Leben. Ich bin fast täglich sportlich aktiv. Meistens gehe ich zum Langlaufen. Ich habe mir eine Ausrüstung gemietet und bin täglich auf meinen Skiern. Und wenn ich in der Stadt bin, gehe ich schwimmen oder ins Wassertraining, welches sehr anstrengend ist. Aber es tut gut, sich mal gegen einen erhöhten Widerstand zu bewegen.
Zum Alltag gehört hier auch, dass man sehr lange an den Kassen warten muss, vor allem wenn der Kassier ein Problem hat. Hier gibt es keine Springer, die Bescheid wissen und den Kassier entlasten können. Alle sehen sich ratlos an und warten, bis sich das Problem irgendwie löst. Das kann ganz schön lange dauern. Und wenn wir schon von Kassen und bezahlen sprechen, so gibt es hier auch einen wichtigen Unterschied. Alle zahlen sie mit der Debit- oder Kreditkarte. Das ist sicher praktisch. Dafür haben sie keine Einzahlungsscheine wie wir. Handwerker und dergleichen werden per Checks bezahlt, was natürlich sehr umständlich ist.
CAN, 004: Calgary
März 2010, Calgary, Kanada
Calgary ist eine Millionenstadt. Bekannt wurde die Stadt vor allen Dingen durch die Olympischen Spiele, die hier stadtgefunden haben. Merkmal der Stadt ist der Tower, der mal das höchste Gebäude der Stadt war, in der Zwischenzeit aber längst durch die zT hübschen Wolkenkratzer übertroffen wird. Die Stadt lebt vor allen Dingen von globalen Multi-Gesellschaften, die ihr Geld weltweit mit Minen, Öl und Gas verdienen. An sich sind die Leute hier sehr fleissig, kulturell aber nicht sehr anspruchsvoll. Ich denke, dass Basel diesbezüglich viel mehr zu bieten hat. Die Leute sind freundlich, ja sehr freundlich, der Verkehr im Vergleich zur Schweiz eher ruhig, die Strassen grosszügig.
CAN, 003: Kanada
Kanada ist eines der grössten Länder der Welt und weist ca. 32 Mio Einwohner auf. Diese sind mehrheitlich auf die paar Millionenstädte verteilet (Montreal, Quebec, Vancouver, Toronto, Calgary etc), so dass für die riesigen Landstriche zwischen den Städten eigentlich niemand mehr übrigbleibt. Kanada ist ein moderner, aber erst junger Staat. Die ehemaligen Einheimischen, Indianer und Eskimos, sind weitgehend verdrängt und kaum wahrzunehmen. Von diesen abgesehen sind eigentlich alle Kanadier oder ihre Vorfahren irgendwann eingezogen. Da gibt es viele ex-Irren, -Briten, -Italiener, -Deutsche, -Schweizer und andere. Eigentlich besteht die Einwohnerschaft Kanadas aus den verschiedensten Ländern und Kulturen. In der Schweiz sind wir stolz auf unsere vielen Kulturen. In Kanada sind es noch viel mehr. Mit den Sprachen hält es Kanada übrigens wie die Schweiz. Offiziell gibt es da zwei Landessprachen, englisch und französisch. Viele Beamte sprechen beide Sprachen, alle Formulare gibt es in beiden Sprachen und alle Warendeklarationen sind zweisprachig. Das schriftliche französisch unterscheidet sich hier kaum vom französischen Französisch. Das mündliche Französisch hingegen ist kaum verständlich, und meistens habe ich die Leute gebeten, doch lieber englisch zu sprechen, weil ich sie dann einfach besser verstand, obschon französisch meine Muttersprache ist. Im Vergleich zu uns Schweizern sind die Kanadier viel offener. Hier sind die Leute viel weniger standardisiert und schablonisiert. Jeder ist wie er ist und Ausreisser werden nicht gleich ausgegrenzt. Das ist mir sofort aufgefallen. Sie sind wirklich herzlich und auf dem Land, wo ich mich mehrheitlich aufgehalten habe, ist man sofort willkommen, und das spürt man wirklich. Trotz des offenen Geistes sind sie manchmal aber doch etwas prüde. Sie sind extrem sportlich, was natürlich damit zu tun hat, dass da genügend Platz vorhanden ist, um seinem outdoor-Sport nachzugehen. Und dann fällt auch auf, dass sie viel weniger Angst haben als wir, speziell wenn sie sich sportlich betätigen. Obschon hier Pumas und Bären eine wirkliche Gefahr darstellen, trifft man in der dunkelsten Nacht einzelne Leute abseits jeglicher Zivilisation an. In der Schweiz kann ich mir so was einfach nicht vorstellen, viel zu gefährlich!!!
Kanada ist in diverse Provinzen eingeteilt, die sehr unabhängig sind. So hat zum Beispiel jede Provinz ihre eigenen Mehrwertsteuer-Sätze (die tatsächlich sehr unterschiedlich sind) oder ihre eigenen Emigrations-Gesetze.
In Kanada ist alles ein paar Nummern grösser als in der Schweiz. Die Autos sein riesig, die Kühlschränke sind unendlich gross. Beim einkaufen gibt es nur Riesenmengen. Mayo oder Senf zB gibt es nur riesigen Mengen, wenn nicht gleich in grossen Kübeln. Die Strassen sind sehr grosszügig gebaut, und auch wenn ich nirgends viel Verkehr sehen, sprechen sie alle von Rushhour.
CAN, 002: Die Hinreise
Abflug: 13. Januar um 12.35h vom Basler Flughafen. Ich will kein Risiko eingehen und gehe bereits um 9.45h aufs Tram. Einmal umsteigen am Bahnhof Basel, dann geht’s weiter bis zum Flughafen (die Erschliessung des Flughafens mit dem öffentlichen Verkehrsmittel ist hervorragend, auch mit einem 30kg-Koffer!). 2 Stunden vor Abflug bin ich am British Airways-Schalter und checke ein. Mein Koffer hat Übergewicht, dafür zahle ich 50 SFR extra (was ich bereits vorher wusste). Mein Handgepäck ist an der oberen Grenze, wird aber toleriert. Zwar ist der Flughafen verschneit, aber das ist nicht der Grund für unsere 1.5-stündige Verspätung. Sehr wahrscheinlich liegt das an den französischen Fluglotsen, die heute streiken. Nach einem ruhigen Flug landen wir in London Heathrow. Wenn mein Anschluss etwas Verspätung hat, reicht es mir noch. Aber auf dem Flughafen herrscht ein Riesenpuff. Wir warten annähernd eine Stunde, bis wir einen Parking zugewiesen bekommen, jedoch ohne Fingerdock, so dass wir weitere 30 min auf die mobile Treppe warten müssen. Dann nochmals auf den Buss warten! Weil dieser einen Plattfuss hat, warten wir gleich ein zweites Mal auf den Bus. Im Flughafen ist das Puff noch grösser. Tausende von Leuten, die nicht recht wissen, wie es weitergeht. Allerdings muss ich gestehen, dass sich die BA wirklich eine Riesenmühe gibt, um zu helfen. Dennoch sind die Informationen nur bedingt brauchbar. Nach einigem hin und her weiss ich, wann die Reise weitergeht: morgen um 16.00h fliege ich ab, um den Koffer muss ich mich nicht kümmern und für die Unterkunft muss ich nur in die unscheinbar wirkende Schlange stehen. Unscheinbar, aber oho. 4 Stunden Wartezeit! Aber am Schluss wird man in einen Buss verwiesen, der einem in einer weiteren Stunde durch trostlose Strassen durch den dicksten Nebel nach London fährt. Ins Londoner Marriott (nicht schlecht, die BA kümmert sich um ihre Gäste)! Da gibt es ein feines Nachtessen und das Zimmer ist extrem gross, zwei Riesenbetten für mich alleine, ein Riesenbadezimmer etc. Trotzdem verbringe ich eine unruhige Nacht. Am nächsten Tag geht es erst spät weiter. Ich gehe dennoch bald zum Flughafen, denn so kann ich mich an andere anschliessen und das Taxi sparen (obschon dieser von der BA bezahlt würde, aber die Rückerstattung ist kompliziert). Im Flughafen gehe ich gleich durch die Security, welche im Vergleich zu Basel unendlich strenger ist und hänge dann noch Stunden herum. Zum Zeitvertreib lasse ich mir in den Boutiquen alle Uhren zeigen. Endlich, der Flug steht unmittelbar bevor und zu 10’000sten mal zeige ich meinen Pass. Der Flug verläuft ruhig und wir erreichen Calgary gemäss Zeitplan. Am Zoll will der Zöllner alles wissen. Wo ich hingehe, ob ich arbeiten will, wie lange ich in Kanada bleiben werde und noch vieles mehr. Freundlich gebe ich Antwort, aber das ganze Prozedere dauert doch fast eine ganze Stunde. Endlich lässt man mich rein. Das Band, wo ich meinen Koffer abholen will, steht bereits still, und von meinem Koffe keine Spur. Also noch den Koffer suchen. Am BA-Schalter frage ich nach meinem Koffer und sofort bekomme ich ihn ausgeliefert. Glück gehabt, ich dachte schon, er sei ins Nirwana gereist. Zum Schluss muss ich nochmals durch den Zoll, diesmal geht es um den Warentransport. Natürlich hält mich der Zöllner auf, ich bin ja der einzige, der noch im Flughafen verweilt, und will meinen Koffer sehen. Zusätzlich zu meinem Koffer habe ich noch mein Handgepäck, das maximal ausgenutzt ist und etwa gleich gross ist wie mein Koffer. Ich frage den Zöllner, welchen Koffer er denn sehen möchte. Zu meinem Glück will er mein Handgepäck sehen, wo ich nichts zu verstecken habe, ganz im Gegensatz zum grossen Koffer, wo ich doch ca. 2kg Käse, eine Flasche Kirsch und 3 Flaschen Wein habe (ein Grossteil davon ist nicht erlaubt!). Ohne Probleme werde ich endlich durchgelassen und treffe eine etwas verzweifelte Lorry an, die mich herzlich begrüsst. Endlich in Kanada!
CAN, 001: Vorhaben
Ich habe heute entschieden, ich gehe nach Kanada. Auf meiner Tour in Südamerika habe ich Lorry kennen gelernt, welche mich nach Calgary eingeladen hat. Diese Chance werde ich nutzen und buche meinen Flug gleich sofort. Als Mitbringsel besorge ich Käse, Wein, Schokolade und einen kompletten Fondue-Set. Der Flug ist schnell gebucht, bei British Airways, per Internet. Also führt der Flug über London direkt nach Calgary. Dort ist es um diese Jahreszeit bitterkalt, -20°C! Ich nehme alle meine warmen Kleider mit, dafür lasse ich mein Bike zu Hause.