Montag, 30. November 2009

SA, Tag 127: Yanztaza-Gravel Pit


Tag 127: 29. November 2009, Gravel Pit, Ecuador, km 10’646

Es hat tatsächlich die ganze Nacht durchgeregnet, aber am Morgen trocknet es schnell ab. Wir packen unsere Zelte in nassem Zustand ein. Es ist lange her, seit dem letzten Regen. Die Stimmung ist etwas gedrückt, aber schliesslich fahren wir doch im trockenen, den ganzen Tag. Es ist Sonntag, die Leute sind auf den Strassen oder vor ihren Häusern. Viele richten sich zu einem Besuch ein und warten auf den Bus, ein Geschenk in der Hand. Es sind aber auch viele Hunde hier in Ecuador, und die sind oberaggressiv, was mich zu manchem Zwischenspurt zwingt. Am Morgen fahre ich einmal mehr ein Rennen mit Matheijs, das wieder unentschieden ausgeht. Am Nachmittag nehme ich es gemütlicher. Unterwegs schaue ich einem Fussballmatch zu, mache mein obligates Nickerchen (leider zusammen mit den hier so häufig vorkommenden roten Ameisen), trinke ein Cola und schreibe ein paar Zeile an Barbara in einem offenen Internet-Kaffee. Ich nehme mir Zeit, den hier ist die Natur sehr grosszügig. Die Diversivität ist unglaublich. Vögel in allen Farben, Schmetterlinge, Schlangen, Ameisen, alles in schrillen Farben. Auch die Flora ist sehr vielfältig. Die Leute haben hier wunderschöne Gärten, welche sie mit Kühen und Schweinen teilen.
Kurz vor dem Camp nehme ich meine Dusche unter einem eiskalten Wasserfall. Das tut gut, nach diesem heiss-feuchten Tag. Unsere Fahrt endet auf einem Bauernhof, wo wir von Hühnern, Enten, Gänsen und Pfauen umgeben sind. Ich hoffe nur, dass es heute Abend nicht wieder regnet!

Sonntag, 29. November 2009

SA, Tag 126: Loja-Yanztaza


Tag 126: 28. November 2009, Yantzaza, Ecuador, km 10’553

Fertig mit Ruhetag. Nach dem Frühstück geht’s gleich zur Sache mit 700 Höhenmetern Anstieg. Die Landschaft verändert sich hier sehr schnell. Kaum sind wir aus der Stadt, sieht es sehr schweizerisch aus. Wälder und Weiden mit holländischen Kühen dominieren die Landschaft. Nach wenigen km drückt aber der Urwald schon durch. Die Luft wird schwerer und feuchter, mit einem würzigen Geschmack nach italienischer Minestrone. Nach dem Aufstieg folgt eine endlose Abfahrt auf einer perfekten Betonstrasse (das liegt wohl an der aufdringlichen Militärpräsenz). Die Fahrt endet auf einem Sport- und Spielplatz. Der Platz für unsere Zelte ist äusserst knapp, aber irgendwie finden doch alle Zelte auf den spärlichen Grünflächen Platz. Am späten Nachmittag belebt sich der ganze Ort und viele Jugendliche spielen Fuss-, Volley- oder Basketball. Nach dem Essen besuche ich noch eine nahelegende Bar. Leider fängt es genau in dieser Zeit an zu regnen, und zwar wie aus Kübeln. Leider habe ich es verpasst, meine saubere Wäsche, die bereits trocken war, zu versorgen. Ich werde morgen mit nassen Kleidern starten müssen! Obschon ich relativ früh ins Zelt gehe, kann ich nicht einschlafen. Das Flutlicht brennt bis um 24.00h. Das gehört wohl mit zu den Sparmassnahmen!

Samstag, 28. November 2009

SA, Tag 125: Ruhetag in Loja


Tag 125: 27. November 2009, Loja, Ecuador, km 10’444

Nach dem gestrigen Tag brauche ich heute Ruhe. Irgendwie spürt man, dass wir uns dem Ende nähern, wir sind alle ziemlich müde und keiner hat so richtig Lust, den sonst üblichen Ruhetage-Aktivitäten nachzugehen. So bleibt mein Bike absolut unberührt und meine Wäsche dreckig.
Da sie hier ständig den Strom abstellen, ist es enorm schwierig, die Kommunikation per Internet aufrecht zu erhalten. Irgend etwas versagt immer wieder den Dienst.

Freitag, 27. November 2009

SA, Tag 124: Catacucho-Loja


Tag 124: 26. November 2009, Loja, Ecuador, km 10’444

Die heutige Fahrt beginnt wie sie gestern aufgehört hat. Unterwegs ist es ziemlich langweilig, speziell die letzte Bergfahrt, die doch ganz ruppig ist. Zur Abwechslung lege ich mich hin und schlafe eine Runde. Danach geht es deutlich besser, nur habe ich Hunger. Deshalb halte ich unterwegs an und esse was in einer einfachen Städte, die sonst nur von Einheimischen besucht wird. Wie üblich setzte ich mich hin und werde ohne dass ich etwas bestellt hätte sofort bedient. Suppe, Essen, Trinken, Dessert, alles kommt unaufgefordert. Dafür bezahle ich 1.50 US$.
Die letzte Abfahrt vor Loja erinnert mich an zu Hause. Lauter Tannen säumen die steil bergabführende Strasse. Loja liegt in einem Tal und ist schmal aber extrem lange. Offenbar sieht man mir an, dass ich meinen Weg suche, denn Eingangs Stadt hält spontan ein Auto an und der Fahrer erklärt mir ausführlich, wo ich durchfahren muss. Kurz darauf treffe ich im 4-Sterne-Hotel an. Diesmal hat es die Organisation wieder etwas übertrieben, aber in die andere Rechtung. Kaum eingetroffen, bin ich vom Personal umringt, welches mit das Gepäck aus der Hand reisst und mir sonst in vielen Sachen behilflich sein will. Das Hotel ist schrecklich, insbesondere die Zimmer, die alle ohne Fenster sind. Dafür hört man im Hintergrund einen Generator laufen. Das lässt erwarten, dass auch hier der Strom für Stunden abgestellt wird.Lorry hat einen Freund hier in der Stadt, den sie besuchen will. Sie lädt mich ein, sie zu begleiten. Natürlich sage ich zu und wir machen uns bereit. Victor, der Freund, holt uns mit seinem Wagen ab und zuerst fahren wir zu ihm nach Hause. Ein Riesenhaus mit angrenzender Festhalle. Wir trinken schnell was und dann geht’s in die Stadt. Zuerst essen wir etwas kleines in einer Bar, trinken dazu ein paar Biere. Wir haben es sehr lustig zusammen. Später fahren wir in eine andere Bar, wo wir die einzigen nicht Einheimischen sind. Bereits beim Eintreten schauen sie uns alle an, weil wir alleine durch unsere Grösse sehr auffallen, zudem hat Lorry schöne blonde Haare! Das Lokal ist super. Livemusik vom feinsten, und hier gibt es auch guten Pisco Saur, den wir regelmässig beim Barkeeper bestellen. Nach einer Weile erscheint der Lokalbesitzer und will sich vergewissern, dass wir auch wirklich bezahlen können. Ich kann, und so können wir lustig weiterfeiern.

Donnerstag, 26. November 2009

SA, Tag 123: Macara-Catacucho


Tag 123: 25. November 2009, Catacucho, Ecuador, km 10’343

Nach der ersten Nacht in Ecuador geht’s ganz gehörig den Berg hoch. Wir fahren an Goldgräbern vorbei, welche in einem Bachbeet rumschaufeln. Ich bleibe stehen und schaue ihnen etwas zu. Das Ganze scheint etwas konzeptlos, ob sich die Mühe wirklich lohnt?
Heute ist es besonders heiss und ich ziehe meinen Helm ausnahmsweise mal aus. Natürlich erwischt mich Randy, unser Tourdirektor, schaut aber freundlicherweise weg. Ich bedanke mich damit, dass ich ihm wenig später zu einer Cola einlade. Allerdings muss er mit dem Trinken noch etwas zuwarten, denn sie ist gefroren. Hier kennen sie kein Mittelmass. Entweder die Cola, die man am Strassenrand kauft, ist „seichwarm“ oder aber gleich gefroren.
Das Abendessen ist heute in einem Restaurant. Da aber zur Essenszeit aus Spargründen der Strom abgestellt wird, gibt es ein Candellight-Dinner, ganz vornehm! Etwas später kaufe ich in einem Laden ein Paket „High Speed“, das sind Zigaretten mit „Extra-Stoff“. Leider kann der Inhalt nicht mit dem Namen mithalten. Es sind ganz normale Zigaretten!

Mittwoch, 25. November 2009

SA, Tag 122: Las Lomas-Macara


Tag 122: 24. November 2009, Macara, Ecuador, km 10’247

Nach einer kurzen Fahrt überqueren wir die Grenze zu Ecuador. Erstaunlich, der Eintrag im Pass erfolgt hier elektronisch per Printer. Das sehe ich zum ersten mal, hier in Ecuador!!! Kurz nach der Grenze will ich mein restliches peruanisches Geld in Dollar wechseln (in Ecuador zahlt man mit Dollar). Da sind viele (Schwarz-)Händler und ich wähle den vertrauenswürdigsten aus. Er bietet mir den Wechsel zu einen Superkurs an, der mich wirklich überrascht und ich schlage sofort ein. Nachdem ich meine Dollars erhalten habe, stellt der Händler fest, dass er sich verrechnet hat. Er will sein Geld zurück! Ich lache ihm ins Gesicht, aber sofort bin ich von ca. 10 dubiosen Männern umringt, und die paar Dollar, die er zurück haben will, sind es mir Wert, wenn ich dafür dem sich anbahnenden Nahkampf entgehen kann. Also zahle ich ihm die zu vielen Dollars zurück.
Nach der Grenze geht es weiter nach Macara. Unterwegs sehe ich Bäume ohne Laub. Ich lasse mir erklären, dass die Stämme grün sind und für die Photosynthese zuständig sind. An den Ästen hängen Früchte. Merkwürdiges Konzept!

Dienstag, 24. November 2009

SA, Tag 121: Chulucanas-Las Lomas




Tag 121: 23. November 2009, Las Lomas, Peru, km 10’190

Ich fahre heute frühmorgens los und nach wenigen km kommt ein kleines Dörfchen, dass voll ist von diesen Tucktucks. Keine Ahnung, woher die alle kommen. Auch fahre ich an Mangoplantagen und Reisfeldern vorbei. Es ist erstaunlich, wie schnell Trockenheit und Fruchtbarkeit sich hier ablösen können. Aber offenbar wechselt das auch von Jahr zu Jahr, denn ich sehe auch viele ausgetrocknete Reisplantagen, welche offensichtlich nicht mehr in Betrieb sind.
Den Lunch gibt es in einem kleinen Dorf, nachdem wir auf einer kiesigen, nicht einfachen Strasse gefahren sind. Beim Essen schauen uns die Einheimischen mit grossen Augen zu. Sie haben offensichtlich Hunger und staunen ab unseren Sandwichs, welche vor Mayonnaise, Senf, Schinken, Käse, Thunfisch, Gurken, Tomaten etc überquillen. Irgendwie schmeckt mir der Lunch heute nicht besonders gut.
Nach 84 km sind wir am Ziel, Las Lomas, kurz vor der Grenze zu Ecuador, unserer letzten auf unserer Reise.

Montag, 23. November 2009

SA, Tag 120: Bush Camp-Chulucanas

Tag 120: 22. November 2009, Bush Camp, Peru, km 10’104

Wir sind im Zentrum der Mangoplantagen. Überall nur Mangos! Sie schmecken hier ausgezeichnet, und ich esse nur noch Mangos (ich kann sie nicht mehr sehen!!!).
Ansonsten ist der Tag eher langweilig und das Camp ist in einem ausgedienten Campingplatz gelegen. Kein Wasser, kein Strom, einfach gar nichts hier. 500m weiter gibt es einen weiteren Campingplatz, diesmal mit Swimming-pool, Elektrizität, Bungalows etc. Mir ist es unverständlich, warum wir nicht im gut ausgestatteten Camp übernachten und beziehe dort ein Bungalow für die Nacht. Man gönnt sich ja sonst nichts.


Sonntag, 22. November 2009

SA, Tag 119: Chicayo-Bush Camp

Tag 119: 21. November 2009, Bush Camp, Peru, km 9’993

Nach 2 bikelosen Tagen bin ich wieder auf meinem Zweirad unterwegs. Tut das gut! Die heutige Strecke ist einfach, wir haben Rückenwind, keine Steigungen und beste Strassenverhältnisse ohne Verkehr. Die 127 km bewältigen wir in 4 Stunden. Das Camp ist ideal gelegen, schattig (bei 32°) und ich bete, dass es nicht wieder diese echt mühsamen Sandflöhe gibt (meine Beine und Arme sehen fürchterlich aus).
Die Strassen sind hier von Tieren gesäumt. Esel, Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen usw. Das bedeutet aber auch, das entsprechend viele Kadaver im Strassengraben liegen und die Aasgeier hier viel Nahrung vorfinden. Zum Teil stinken diese Kadaver erbärmlich, so dass mir fast die Luft wegbleibt.



Samstag, 21. November 2009

SA, Tag 118: Ruhetag in Chicayo


Tag 118: 20. November 2009, Chicayo, Peru, km 9’866

Wir geniessen alle den Ruhetag hier in Chicayo. Ein bisschen shoppen, das Bikle lassen wir gegen ein kleines Entgelt waschen und ein paar Pisco Sour runden den Tag ab. Mehr ist heute nicht los.

Freitag, 20. November 2009

SA, Tag 117: Dorn Camp-Chicayo

Tag 117: 19. November 2009, Chiclayo, Peru, km 9’866

Über Nacht wurden die beiden Reifen des Zwillingsrades am Truck geflickt. Zum Glück, denn heute wird nicht gebiket, sondern im Truck gefahren. 360km stehen auf dem Programm. Da ich nicht gerne im Truck fahre, nehme ich in Roha, unserem Pick-up, Platz. Wir fahren voraus und sind dafür zuständig, ein Restaurant für das Mittagessen aufzutreiben. Tatsächlich finden wir um die Mittagszeit ein schmuckes Restaurant und bestellen gleich das Essen für 25 Personen. Gleichzeitig informieren wir den Fahrer des Trucks, wo das Restaurant liegt. Aber der Truck kommt nicht, und nach einem weiteren Telefon stellt sich heraus, dass der Truck nicht an der beschriebenen Stelle abgebogen ist, sondern einfach weitergefahren ist. Nun sollen wir das Essen wieder abstellen und einen anderen Platz suchen! Die Tische sind bereits gedeckt, das Essen unterwegs. Nach langem hin und her fährt der Truck wieder zurück! Alle sind natürlich gereizt, weil keiner genau weiss, was eigentlich genau vorgefallen ist
Nach dem Essen geht’s weiter nach Chiclayo. Die Landschaft ist hier sehr abwechslungsreich. Entweder fahren wir in Wüsten oder aber gleich an grünen Reisfeldern vorbei. Abends gehe ich noch mit Lorry zum Dinner und wir finden eine tolle Bar, wo es Pisco Sour gibt!



Donnerstag, 19. November 2009

SA, Tag 116: Huallanca-Dorn Camp


Tag 116: 18. November 2009, Yuramarca, Peru, km 9’866

Heute erwartet uns ein schwerer Tag. Lange sehr raue Strassen mit vielen Tunnels. Tatsächlich ist die Strasse wirklich sehr sehr sehr rau, und viele beklagen sich über zerschundene Hände. Viele haben trotz der Handschuhe Blasen an den Händen und geschwollene Unterarme, zum Teil sogar blutunterlaufen. Und das nach über 10’000km! Zudem kommen wir nicht vom Fleck, denn wir fahren kaum schneller als 10 km/h im Schnitt, obschon es runter geht. Zum Glück ist die Strasse unerwartet früh bereits geteert, so dass der letzte Teil erheblich schneller geht. Sehr schnell sogar, denn unser Track hat einen Platten, zwei sogar, an beiden der Zwillingsräder. Damit ist unsere Fahrt nach 80km zu Ende. Keiner beklagt sich!

Mittwoch, 18. November 2009

SA, Tag 115: Toll Camp-Huallanca

Tag 115: 17. November 2009, Huallanca, Peru, km 09'786


Wir stehen um 5.00h auf. Draussen ist es noch dunkel, aber wir legen auf unseren Bikes los, denn wir müssen die restlichen 50km vor 7.00h zurückgelegt haben. Das ist zu schaffen, aber wir müssen schnell vorwärtskommen. Die ersten km legen wir im Scheinwerferlicht der Busse und Lastwagen zurück. Die Strasse ist in einem schlechten Zustand, die Schlaglöcher sind riesig und tief. Unter allen Umständen müssen wir einen Unfall vermeiden, gleichzeitig drängt die Zeit. Und dann sind noch die Hunde, die wir in der Dunkelheit nur hören können. Irgendwie geht’s vorwärts, schnell sogar. Wie sind überzeugt, das wir es noch schaffen werden, bis … Maxime sein linkes Pedal verliert. Es ist unglaublich, alles scheint gegen uns zu sein. Das Pedal kann nicht ohne Spez-Werkzeug montiert werden, also fährt Maxime mit einem Pedal weiter. Es ist zwar effizienter als erwartet, aber wir verlieren viel Zeit. Nach wenigen Minuten müssen wir uns eingestehen, dass wir es so nicht schaffen werden, er wird seinen EFI-Status (Every Fucken Inch) verlieren! Um das zu vermeiden, bleibt nur eine Lösung. Ich gebe ihm mein Bike (ein Bike ist etwa so wie die Frau und das Gewehr, beides gibt man normalerweise nicht weiter, das habe ich zumindest im Militär so gelernt). Trotz Widerrede fährt Maxime weiter mit meinem intakten Cannondale. Ich hingegen fahre mit einer Pedale weiter und bin natürlich gleich abgehängt. Zudem habe ich in der Aufregung vergessen, mein Portemonnaie an mich zu nehmen, so dass ich jetzt komplett verloren bin. Ich kann weder telefonieren noch ein Taxi nehmen. Ich kann nur noch hoffen, das Maxime mich nicht im Stich lässt und meine Rettung organisiert. In der Zwischenzeit fahre ich mit einem Pedal weiter. Im Normalfall schreien uns alle Einheimischen „Gringo“ nach. Heute bin ich der Supergringo!

Überraschenderweise treffe ich in der nächsten grösseren Stadt Maxime wieder an. Er hat angehalten und die Organisation angerufen. Sie kommen uns mit dem Begleitfahrzeug abholen. Ich bin erleichtert! Tatsächlich kommt uns Randy abholen und fragt uns als erstes, wo wir denn übernachtet haben. Ich kann meinen Ärger kaum verbergen, lasse aber meine neu errungene südamerikanische Gelassenheit spielen. Später sollte sich herausstellen, dass sie uns zwar gesucht haben, aber nicht weit genug (nur lächerliche 25km) und dann zurückgefahren sind in der Überzeugung, dass wir ein Hotelzimmer gefunden haben. Toll, aber das war nicht so abgemacht. Sie sollten uns abholen, nicht nur suchen gehen. Aber das ist typisch. Und dann vom bestmöglichen Fall ausgehen und die Suche abbrechen! Meiner Meinung nach ein schwerer Fehler, der ins Auge hätte gehen können. Wir lernen daraus für die Zukunft!

Da Randy das Bike von Maxime nicht sofort flicken kann, überlasse ich mein Bike Maxime und fahre heute im Truck. Nach all den gestrigen Abenteuern bin ich sogar froh, muss ich nicht noch den ganzen Tag biken.

Im Truck ist es natürlich viel bequemer. Nach wenigen km fahren wir in die del Pato-Schlucht, die Strasse wird immer enger, die Schlucht auch. Irgendwann schaue ich genau aus dem Fenster und muss feststellen, dass wir rechts sehr nahe am ungesicherten Rand der Strasse fahren und der tiefe Abgrund sehr nahe liegt. Im selben Moment schlagen wir mit der linken Dachkante an die Felswand an. Ich steige aus, mir ist das zu gefährlich. Mit Hilfe von vorbeifahrenden Einheimischen kann Alfonso, der Fahrer, den Truck durch die kritische Stelle führen, aber das ist nur der Anfang. Es folgen 23 Tunnels, die immer enger werden. Einzelne sind so eng, dass der Truck gleichzeitig links und rechts mit dem Dach an die Tunnelwand anschlägt. Da es kein Zurück gibt, gibt es nur eine Lösung. Vollgas! Und tatsächlich quetscht er seinen Truck durch die vielen engen Tunnels. Am Schluss der Strecke sieht unser schöner Truck unansehnlich aus. Alle Kanten sind völlig krumm und zerstört, das Dach wohl nicht mehr dicht. Dafür können jetzt breitere Trucks durch die Tunnels fahren. Unser Fahrer hat neue Standards gesetzt.

Dienstag, 17. November 2009

SA, Tag 114:Pyramid Camp-Toll Camp


Tag 114: 16. November 2009, Toll Camp, Peru, km 09'746

Für heute sind 210km im Truck vorgesehen. Alle eingepfercht in einem Truck zusammen mit allen Bikes, Rucksäcken etc. Nein Danke. Zusammen mit Maxime entscheide ich, diese Strecke als einzige mit dem Bike zurückzulegen. Brisant an der Geschichte ist, dass das Ganze in einem Zug 3200m nach oben geht. Gestern Abend noch haben wir alles vorbereitet und fahren heute morgen um 5.30h, also sobald es hell ist, ab. Gerne hätten wir noch Matheijs mitgenommen, der ist aber gestern nach Lima zurückgefahren, um seine Reisetasche, die dort liegengeblieben ist, zu holen. Nach wenigen km geht es gleich zur Sache. Der Anstieg wird immer steiler und bald fahren wir in unseren kleinsten Gängen. Das Essen, das wir mitgenommen haben (ein paar Brote, Bananen und Energiebars), ist bald aufgegessen und wir fragen nach einem Restaurant. Aber hier gibt es nichts. Das einzige Restaurant, das wir finden, will uns nichts servieren. Es ist wohl zu spät nachmittags. Also fahren wir hungrig weiter, bis wir an einem Kiosk vorbeifahren. Wir kaufen Coca-Cola und … einheimische Erdnüsse, das einzige, das im Kiosk etwas an Energie hergibt. Nach Stunden erreichen wir den Gipfel, den ich weit früher erwartet hätte. Kurz nach dem Gipfel wird mir alles klar. Wir sind nicht 3200 Höhenmeter gefahren, sondern 4200!!! In einem Schnortz!!! In Europa wäre so was unmöglich, und beide sind wir stolz auf unsere Performance. Aber dafür bleibt nicht viel Zeit, denn es ist bereits 17.00h und wir haben erst 125 km zurückgelegt. Es bleiben noch 85km. Wir essen nochmals ein paar Erdnüsse und geben Vollgas. Immerhin legen wir noch bis 18.45h ein paar km zurück (und noch weitere Höhenmeter, so dass wir an diesem Tag ca. 4500 Höhenmeter zurückgelegt haben) und bleiben bei km 160 stehen, weil wir einfach nichts mehr sehen. Die Strasse ist viel zu gefährlich, um im Dunkeln zu fahren. Bei einer Zahlstelle stellen wir unsere Bikes am Strassenrand ab und warten auf eines der Begleitfahrzeuge, dass uns abholen soll, denn am Vortag habe ich vereinbart, dass die TdA uns abholen kommt, wenn wir nicht die gesamte Strecke fahren können. Wir warten also in der Dunkelheit, und es wird immer kälter (wir sind ja auf ca. 3500müM). Es wird immer kälter und wir sind von der Fahrt erschöpft und durchnässt. Bei einer Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt fragen wir den Typ von der Zahlstelle, ob es hier ein Restaurant gibt oder sonst etwas, wo wir Unterschlupf finden könnten. Nein, hier gibt es nichts, in beiden Richtungen geht es mindestens 10km, bis etwas an Zivilisation anzutreffen ist. Ein Telefon, um die Organisation anzurufen, hat er nicht. Dafür bietet er uns Unterschlupf in einer Art Küche an. Aber auch hier ist es eiskalt. Immerhin macht er uns einen warmen Tee und bietet uns Kekse an. Maxime versucht noch, Autos, Busse oder Lastwagen anzuhalten, aber alle fahren weiter, keiner will uns helfen. Wir stecken in der Falle. Hier gibt es nichts, weiter können wir nicht und jemanden benachrichtigen geht auch nicht. Langsam müssen wir auch wahrhaben, dass uns heute niemand abholen wird. Wir sind beide zutiefst enttäuscht, dass man uns so im Stich lässt. Wir holen unsere Bikes vom Strassenrand weg und beraten, was zu tun ist. Wir müssen in diesem verlorenen Ort übernachten, auch wenn wir dabei frieren werden. Wir sind beide in kurzen Hosen und haben über dem Bikeleibchen nur unsere dünne Regenjacke, und wie gesagt, alles ist durchnässt. In der Not fragen wir nochmals den Typ von der Zahlstelle, ob wir hier übernachten können und ob er vielleicht eine Decke hat. Nein, hat er nicht, aber dafür bietet er uns … 2 Betten an. Wir sind völlig überwältigt. Betten, hier, in der Wildnis? Tatsächlich gibt es hier in der Zahlstelle 2 Betten. Damit ist der Plan klar: wir gehen sofort schlafen und morgen um 5.00h fahren wir langsam weiter (wegen der Dunkelheit). Wir müssen so schnell wie möglich ins Camp kommen, um die Reise fortzusetzen. Wenn wir zu spät sind und die anderen bereits abgefahren sind, verlieren wir den Anschluss. Da Maxime ein EFI ist (Every Fucken Inch, also einer, der bisher jeden km mit dem Bike gefahren ist), muss er unbedingt den Anschluss finden, denn ein Nachreisen im Buss/Taxi oder so würde seinen Status als EFI löschen. Wir legen uns also ins Bett. Morgen wird es eiskalt sein, und mit unseren nassen Kleidern werden wir verfrieren. Also lege ich mich mit den nassen Kleidern ins Bett und hoffe, dass sie morgen trocken sein werden. Sogar meine Handschuhe habe ich anbehalten, denn die Finger sind die ersten, die mir bei Kälte zu schaffen machen. Im Normalfall ist es schrecklich, mit nassen Kleidern in ein Bett zu steigen. Unter den heutigen Umständen bin ich sogar glücklich dabei.

Montag, 16. November 2009

SA, Tag 113: RN Lomas Lachay-Pyramid Camp

Tag 113: 15. November 2009, Pyramid Camp, Peru, km 09'746

Die Nacht war wirklich feucht, das kann man sagen. Am morgen ist alles durchnässt, durch und durch. Dafür ist die Abfahrt umso spannender. Im Sand fährt es sich um so besser, je schneller man fährt. Und wenn es bergab geht, dann darf man nicht bremsen, wenn es schnell gehen soll. Ich beherzige beide Regeln und fahre an allen vorbei, welche die beiden Regeln nicht berücksichtigen. Was für eine Abfahrt, so früh am morgen (7.00h). Den Rest fahre ich alleine, meist voraus. Die Fahrt ist etwas langweilig, aber weil ich wieder neu motiviert bin, gebe ich Vollgas und erreiche das Camp als erster. Das Fahrt ist deutlich kürzer als geplant, und mein Zelt steht unmittelbar unter einer Pyramide aus der prä-Inka-Zeit. Nicht nur die Ägypter und Azteken haben Pyramiden gebaut. Die Inkas hatten Vorfahren, welche diese Technik auch kannten.
Dirk ist total deprimiert. Seit Tagen hat er einen Plattfuss nach dem anderen. Ein Phänomen! Während der Fahrt geht alles gut, dann stellt er sein Velo irgendwo ab und nach ca. 30min macht es „Pfffff“ und in 2.5 sec ist sein Reifen platt. Keiner weiss warum. Vor drei Tagen haben wir ihm das Felgenband und den Schlauch gewechselt. Ich habe ihm meinen besten Schlauch gegeben, aber es hat nicht geholfen. Wir stehen vor einem Rätsel!
Seit Tagen versuche ich, an ein Internet ranzukommen. Wir sind jedoch dermassen in der Pampa, dass es mir nicht möglich ist, mich bei Barbara zu melden. Ich hoffe, dass sie nicht allzu besorg ist, denn seit dem ersten Tag in Lima habe ich mich nicht mehr gemeldet.

Sonntag, 15. November 2009

SA, Tag 112: Lima-RN Lomas Lachay


Tag 112: 14. November 2009, Nationalpark Lomas Lachay, Peru, km 09'636


Lima ist eine riesige Stadt mit viel Verkehr. Viel zu gefährlich für uns Biker. Also ist geplant, dass wir um 8.00h alle mit dem Truck Lima verlassen. Leider ist der Truck nicht da. Offenbar ist er zur Reparatur in der Garage und sie haben mit ein paar Zusatzproblemen zu kämpfen. Mit 2 bis 3 Stunden Verspätung verlassen wir Lima. Da alle PanAm-Zufahrten verstopft sind, fährt ein Lotse voraus und bringt uns ohne allzu grosse Probleme auf die PanAm zurück. Für einmal sitze ich vorne beim Fahrer. Die Stadt scheint unendlich gross und es dauert ewig, bis wir die Peripherie erreicht haben. Nach ca. 75 km gibt es Lunch und danach steige ich nach fünf Ruhetagen erstmals wieder auf mein Bike zurück. Das tut gut, endlich wieder die Beine zu spüren. Ich gebe Vollgas und schliesse kurz vor dem Camp auf Mattheijs aus Holland auf. Auf den letzten km, auf denen es gehörig bergauf geht und der Weg sehr sandig ist, liefern wir uns ein Rennen, das unentschieden ausgeht!
Das Camp liegt in einem Naturschutzgebiet, sehr idyllisch. Wir bereiten uns auf eine ruhige Nacht vor, sehen uns aber bald enttäuscht. Aus mir unerfindlichen Gründen lassen sie an der Pforte Junge Leute rein, die da eine Party feiern, in einem Nationalpark, unglaublich! Zur Sicherheit schliesse ich mein Bike ab, man kann ja nie wissen.

Samstag, 14. November 2009

SA, Tag 111: Ruhetag in Lima


Tag 111: 13. November 2009, Lima, Peru, km 09'585

Heute ist wieder Ruhetag. Um 8.00h läuft in der Herberge das Musikband ab. Immer wieder dieselben französischen Lieder (Brigitte Bardot, Serge Lamas etc.), so alle 45min kommt wieder dasselbe. Ich kann es nicht mehr hören. Dennoch schlafe ich aus und stehe nicht vor 11.00h auf. Danach geht’s in die Stadt zum Mittagessen, Kaffee und Kuchen und mit Lorry kaufen wir noch ein Geschenk für Tim, der heute Geburtstag hat.Am späten Nachmittag stelle ich dann noch fest, dass mein PC nicht mehr geladen werden kann. Das Ladegerät (bereits das zweite) funktioniert nicht mehr (in den letzten Vortagen waren bereits ein paar Anzeichen dazu erkennbar). Also mache ich mich auf und versuche, das nächste Ladegerät zu kaufen. Tatsächlich finde ich einen Laden, wo sie mir ein Ladegerät für 70 USD in zwei Tagen besorgen können. Nach etwas hin und her bekomme ich es für 50 USD in 20 min. Allerdings ist meine Enttäuschung gross, denn trotz Ladegerät kann ich meine Batterie immer noch nicht laden. Für weitere Experimente bleibt keine Zeit, um 19.30h machen wir uns auf ins China Town, wo das Geburtstagsessen stattfinden soll. Unterwegs werden wir von Chinesen angehalten, weil es für uns zu gefährlich ist. Also müssen wir einen anderen Weg einschlagen. Zu guter Letzt finden wir das Restaurant und nehmen am vorbereiteten Tisch Platz. Nach wenigen Minuten findet jemand heraus, dass es zwei gleichnamige Restaurants nebeneinander gibt. Wir sitzen im falschen Restaurant. Wie immer bei solchen „Grossanlässen“ dauert es ewig, bis sich alle einig sind, in welchem Restaurant nun endlich das Fest stattfinden soll. Peinlich. Aber am Ende sitze ich im richtigen und ein Wechsel bleibt mir erspart. Das Essen ist fein, vielfältig. Ich esse gerne chinesisch. Nach dem Essen auf dem nach Hause-Weg trinke ich noch zwei Pisco-Sauer zum Abschied von Lima. Sie ist riesig, dreckig, laut, aber irgendwie hat sie doch Charme, obschon sie keine eigentliche Sehenswürdigkeiten hat.

Freitag, 13. November 2009

SA, Tag 110: Pucusana-Lima


Tag 110: 12. November 2009, Lima, Peru, km 09'x585

Wir fahren mit dem Truck in Lima ein, denn für Biker ist das viel zu gefährlich. Die Fahrt verläuft bis zur Peripherie einigermassen ruhig. In der Stadt selbst wird es deutlich unruhiger, denn die Strassen hier sind sehr schlecht. Zudem ist nichts ausgeschildert, so dass wir manchmal im Kreis herum fahren. Der erste Eindruck ist nicht der beste. Die Stadt ist dunkel, verschmutzt, voller Armut, die Leute sind traurig, schauen bei unserer Vorbeifahrt nicht einmal auf. Irgendwie ist das deprimierend. Aber es soll ja andere Quartiere geben, die einen besseren Eindruck machen. Der Fahrer ist mit diesem Riesentruck nicht zu beneiden. Schliesslich landen wir doch noch vor der Herberge. Die Herberge ist wunderbar. Sie ist mit unzähligen Bildern und Spiegeln ausgestattet, wirklich sehr stilvoll. Und riesig, man verläuft sich fast. Ich „wohne“ im 4. Stock, und weil Gerhard ein anderes Zimmer bezogen hat, bin ich alleine in meinem Zimmer. Das ist seit Monaten das erste Mal, dass ich alleine in einem Zimmer bin und ich geniesse das sehr! Am Nachmittag fahre mit dem Taxi ich in eine anderes Stadtviertel, wo es deutlich freundlicher ist. Unterwegs suche ich noch ein Paar Bikerschuhe, aber das gibt es hier nicht. Kein Wunder, denn es gibt ja auch keine Biker. Ich werde wohl mein Südamerika-Trip mit meinen lädierten Schuhen abschliessen müssen!Am Abend lande ich in einer Pisco-Saur-Bar. Da geht es lustig zu und her. Ebenso lustig ist es beim nach Hause laufen. Habe schon lange nicht mehr so gelacht. Tut gut!

Donnerstag, 12. November 2009

SR, Tag 109: erro Azul-Pucusana




Tag 109: 11. November 2009, Pucusana, Peru, km 09'585

Pucusana, eine kleine Hafenstadt voller Leben. Ich verbringe viel Zeit im Hafen, wo die vielen Schiffe anlegen. Natürlich ist die Anlegestelle viel zu klein und es kommt immer wieder zu Gerangel zwischen den Schiffen. Man stösst sich hin und her, manchmal auch weg. Zum Ein- und Aussteigen muss man auch immer wieder über andere Schiffe gehen. Es ist ein riesiges hin und her, wie ich es liebe. Hier wird alles umgesetzt. Fisch natürlich, Netze, Menschen, Fischfutter, Eis, Motoren, Holz, Backsteine und vieles mehr.
Zum Mittagessen esse ich rohen fisch, in Lemonensaft mariniert. So frisch wie noch nie, direkt vom Hafen. Einmalig! Der Koch, der den Fisch auf der Strasse zubereitet, gibt sich ernorme Mühe. Es ist so gut, dass ich gleich eine zweite Portion bestelle.
Ansonsten hat die Stadt nicht viel zu bieten. Ausser Fischerei gibt es hier wohl nicht viel. Aber man erkennt sofort, dass die Stadt von der Fischerei lebt. Alle sind beschäftigt, in den Strassen hängt niemand herum. Am Tag wird gefischt, am Abend sind sie müde bei ihren Familien.Typisch für grössere Städte sind die Tucktuck, wie wir sie nennen. Hier werden sie respektvoll Motortaxi genannt. Es sind umgebaute Motorräder, die als Taxi verwendet werden. Meist sind sie liebevoll ausgestattet und angemalt (ganz beliebt: das Nike-Häkchen). Manche haben sogar einen Spoiler montiert, der die Aerodynamik verbessern soll, obschon sie nicht schnell fahren (zumindest nicht schneller als wir auf unseren Bikes) Es gibt sie wie in Asien zu Millionen, und auf dem Bike muss man sehr aufpassen, dass man ihnen nicht in die Quere kommt.

Mittwoch, 11. November 2009

SA, Tag 108: Paracas-Cerro Azul


Tag 108: 10. November 2009, Cerro Azul, Peru, km 09'483


Es wird nicht besser, im Gegenteil. Die Landschaft wird immer langweiliger und die Häuser immer zerrütteter. Was hier neu ist, sind die unzähligen Chicken-Farms. Zu Millionen werden hier Pollo’s gehalten. Es ist hier einfach deprimierend!

Dienstag, 10. November 2009

SA, Tag 107: Soccercamp-Paracas




Tag 107: 9. November 2009, Paracas, Peru, km 09'365

Tatsächlich nehme ich heute den Truck. Die Strassen sind hier einfach langweilig, und ich befürchte, die Konzentration zu verlieren. Mit dem Truck sind wir schnell in Paracas. Das Camp befindet sich in einem schönen Hotel mit Swimming-Pool, Bar, Internet etc. Die Region ist hier nicht sehr attraktiv und unterwegs sehe ich vom Truck aus hinter die Häuser und hinter die Mauern. Der Anblick ist trostlos. Was die hier an Schutt ansammeln, unglaublich. Für mich ist unverständlich, dass sie nichts haben und dennoch so viel Schutt sammeln. Es ist deprimierend, obschon es mich ja nichts angeht, aber der Anblick alleine macht mich traurig. Aber eigentlich ist es nicht die Armut, die mich traurig macht, sondern die Würdelosigkeit, die hier vorherrscht. Wo nehmen diese Leute nur ihre Lebensfreude her? Ich würde die Lebensqualiät vermissen!Diese Gegend wurde vor wenigen Jahren durch ein Erdbeben und ein anschliessendes Tsunami zerstört. Daher ist es verständlich, dass die Leute etwas demotiviert sind. Speziell Pisco, das ganz in der Nähe liegt, ist heute noch ein Trümmerhaufen. Die wenigen Biker, die durch dir Stadt gefahren sind, sind wie die Stadt zerrüttet.

Montag, 9. November 2009

SA, Tag 106: Nazca-Soccercamp




Tag 106: 8. November 2009, Soccercamp, Peru, km 09'276

Heute verlasse wir Nazca. Es ist totlangweilig, und zu guter Letzt landen wir hinter Mauern auf einem Basketball-Feld. Da sind viele neugierige Kinder, die unbedingt helfen wollen. Am Abend gibt es noch ein grosses Fussballduell zwischen uns und den Einheimischen (meist Kinder). Es ist merkwürdig, Kanadiern und Amerikanern beim Fussballspielen zuzusehen. Sie haben keine Ahnung von Fussball. Ich halte mich raus, denn es ist nicht der Moment, mich zu verletzen.
Die Nacht verläuft ruhig und hinter unserer Mauer ist nicht zu befürchten, dass unsere Bikes wegkommen. Weil die Fahrt der letzten tage so langweilig ist, beschliesse ich, morgen den Truck zu nehmen.

Sonntag, 8. November 2009

SA, Tag 105: Ruhetag in Nazca


Tag 105: 7. November 2009, Nasca, Peru, km 09'142

Heute haben wir wieder einen Ruhetag! Das heisst nicht etwa, dass wir nichts tun. Nein, alle haben sich für den Flug zu den geheimnisvollen Linien angemeldet, und wir werden früh im Hotel angeholt. Der Flughafen ist nicht sehr weit und sehr gut organisiert. Wir werden in 5er-gruppen eingeteilt und je einm Piloten zugeordnet. Mit einer Cessna heben wir ab und steuern auf die Figuren zu. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, so in einem kleinen Flugzeug in der Luft zu hängen. Jeder Luftwirbel spürt man sofort. Ich sitze vorne, neben dem Pilot, so dass ich ihm beim Fliegen zusehen kann. Da sind ein Haufen Knöpfe, und er scheint sehr beschäftigt. Die Figuren sind eindrücklich, und bis heute weiss niemand mit Sicherheit, wozu sie gedient haben (ausser Erich von Däniken, der mir hier wieder einfällt mit seinem Film „Zurück in die Zukunft“ oder so). Ich geniesse den Flug, andere haben da mehr Mühe und sind froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben (das ist halt etwas anderes als biken!).Den Nachmittag verbringe ich in der Stadt, die sonst nicht sehr viel zu bieten hat. Aber hier ist der Sommer ausgebrochen, und wir flanieren in der Hauptstrasse rum und geniessen das Leben.

Samstag, 7. November 2009

SA, Tag 104: Desertcamp-Nazca


Tag 104: 6. November 2009, Nasca, Peru, km 09'142; 590 müM

Um 5.00h werden wir durch einen Riesenkrach geweckt. Es sind die Arbeiter der naheliegenden Baustelle, die unmittelbar vor unserem, Camp aus den Bussen aussteigen. Dem Gelächter an müssen sie sich ab uns köstlich amüsieren. Aber das sind wir uns Mittlerehrweile gewohnt, wegen die ständigen „Gringo“-Zurufe (als wüssten wir nicht selbst, dass wir Gringos sind). Wenig später sitzen wir auf unseren Bikes und nehmen die Abfahrt, welche uns ins Flachland zurückbringen wird, in Angriff. Ich fahre also von 4465 müM hinunter auf 590 müM, in einem Streich, Nur der Lunch unterbricht diese irre Talfahrt ( das sind 3875 Tiefenmeter). Nach dieser Irrfahrt nach Nasca beziehe ich ein Zimmer in der Herberge zusammen mit den beiden Holländern, die uns seit Cusco begleiten. Die Herberge ist nett und gut eingerichtet. Für morgen habe ich mich für einen Flug über die geheimnisvollen Figuren von Nasca angemeldet!

Freitag, 6. November 2009

SA, Tag 103: Lakecamp-Desertcamp


Tag 103: 5. November 2009, Desertcamp, Peru, km 09'041; 4'165 müM

In der Tat war die letzte Naht extrem kalt. Meine Trinkflaschen sind beide gefroren, mein Zelt ist mit einer dicken Eisschicht überzogen undd der naheliegende See ist über Nacht zugefroren!!!
Morgenessen um 6.00h, die Sonne geht kurz davor auf, und wir geniessen alle die ersten warmen Strahlen. Die ersten km sind eiskalt, Füsse und Finger sind über viele km gefroren, obschon ich in voller Montur fahre. Als erstes geht hinunter von 4450 auf 3225müM. Unterwegs fahre ich noch nach Puquio in die Stadt rein und schicke Tine, meiner Tochter, ein e-mail. Sie hat gestern ihren 23. Geburtstag gehabt (gestern war aber kein Internet auf der Strecke zu finden). Am tiefsten Punkt nehme ich im Fluss ein Bad. Das gibt mir die Gelegenheit, mich etwas zu waschen, da wir seit Tagen keine Dusche mehr gesehen haben und unsere Camps so hoch angelegt sind, dass das waschen wegen der Kälte und des Windes unmöglich ist. Ich ziehe also meine Badehose an und gehe ins Wasser. Plötzlich bin ich von 100 Schafen, Ziegen, Pferden, Eseln und einer Hirtin umgeben. Das ganze ist etwas peinlich und ich setzte mich auf einen Stein und warte, bis die ganze Herde an mir vorbeigezogen ist. Bis aber jedes Tier getrunken hat und die Hirtin ihre Wäsche fertig hat, vergehen ein paar Minuten. Etwas unterkühlt steige ich in meine Bike-Kleider und fahre weiter. 110 km sind angesagt, 3500 müM soll das Ziel liegen. Tatsächlich sind es aber 117km, und das Ziel liegt bei 4165 müM. Das heisst nichts anderes, als dass wir 7 km weitergefahren und dabei 656 Höhenmeter gestiegen sind. Das sind 10% Steigung, auf dieser Höhe ist das einfach mörderisch. Dafür liegt unser Camp auf einer Art Werkhof, wo sie zwischen den Zelten alle Baumaschinen für die Nacht abstellen. Morgen holen sie sie um 5.00h wieder ab.

Donnerstag, 5. November 2009

SA, Tag 102: Bushcamp-Lakecamp




Tag 102: 4. November 2009, Altiplano Lake Camp, Peru, km 08'924; 4'450 müM

Nochmals ein Tag, wo es nur rauf geht. Am morgen geht es wieder gleich zur Sache und wir steigen die engen Serpentinen rauf, bis wir eine Hochebene erreichen, welche bei ca. 4300-4400 müM liegt. Immer wieder überschreiten wir die 4400müM und fahren gleich wieder etwas runter, um wieder hochzufahren. Mit 4600 müM erreichen wir den höchsten Punkt unserer gesamten Reise in Südamerika. Die Pässe haben hier keine Namen, und wenn da nicht ein Stein wäre, auf dem die Höhe angeschrieben ist, würde man die Stelle gleich verpassen. Die Luft ist hier extrem dünn und es ist bitterkalt. Ich habe Glück, weil ich vorausfahre. Die anderen hinter mir haben Regen und Schnee! Unser Camp liegt heute auf 4'450 müM und es ist eiskalt. Das Nachtessen nehme ich im Truck ein, da ist es noch am wärmsten. Für einmal esse ich ganz langsam, trotz meines Heisshungers, denn die Luft ist so dünn, dass man zwischen den Bissen nach Luft ringt.
Im Moment liege ich in meinem Zelt. Es ist 19.00h, die Sonne ist vor kurzem untergegangen. Draussen muss es bald unter null sein und es geht ein eisiger Wind. Wir liegen alle bereits in unseren Zelten. Das gibt eine kühle Nacht.

Mittwoch, 4. November 2009

SA, Tag 101: Yacca-Bush Camp


Tag 101: 3. November 2009, Bushcamp, Peru, km 08'822; 3'475 müM

Wir sind in den Anden, das ist keine Frage. Zum dritten Mal steigen wir die Anden hoch. Ohne Unterbrechung geht’s hinauf bis auf 3475 müM. Die Steigung ist aber stetig und die Strasse perfekt. Kein Verkehr. Ich lege einen Touristik-Tag ein. Unterwegs treffe ich zwei Franzosen, Staphane und Caroline. Wir kommen ins Gespräch und unterwegs besuchen wir die Kirche von Chalhuaca. Danach geht’s für mich weiter. Wie immer wird es ab 12.00h sehr heiss, und ich gehe im Fluss baden. Diesmal ist das Wasser wirklich kalt. Das kühlt und gibt hunger, weshalb ich im nächsten Dorf ein einfaches Restaurant aufsuche. Ich setze mich hin und bekomme unmittelbar mein Essen (ohne dass ich bestellt hätte): Gemüse-/Fleischsuppe, Teller mit Reis, Kartoffeln, Gemüse und Poulet. Zum Dessert gibt es Minzengelee und zum trinken Zitronentee. Das alles, von einem freundlichen, aber neugierigen Mädchen serviert, kostet 4 Soles, also etwas um 1 SFR!
Wenig später erreiche ich das Lager. Diesmal ist es ganz einfach, am Strassenrand gelegen ohne jegliche Infrastruktur. Mittlerweile bin ich mir das gewohnt. Kurz vor dem Nachtessen (das wir hier um 17.45h einnehmen) treffen auch die beiden Franzosen ein, die heute das Nachtessen und Lager mit uns teilen. Das ist eine willkommene Abwechslung.

Dienstag, 3. November 2009

SA, Tag 100: Cuarhuasi-Yacca


Tag 100: 2. November 2009, Yacca, Peru, km 08'708

Heute geht es gleich richtig zur Sache. Zuerst 1300 Höhenmeter hinauf auf 4000 müM, um dann gleich wieder herunterzufahren, 55 km Abfahrt von 4000 auf 1800 müM. Der Rest ist Beigemüse. Aber ich bin richtig in Form und zudem ist das men Terrain: hoch hinauf und lange Abfahrten. Von den Strapazen von gestern habe ich mich sehr gut erholt und komme gleich 1½ Stunde vor dem zweiten im Camp an. Das hat richtig Spass gemacht. Am Nachmittag gehe ich noch in den naheliegenden Fluss baden, zur Abkühlung. Leider habe ich sehr anhängliche Nachbarn. Manchmal verstehe ich das nicht ganz. Wir haben einen riesigen Zeltplatz für uns alleine und dann zelten manche ein Meter neben meinem Zelt. Ich könnte bei einem Sturm nicht mal eine Leine spannen, so nahe steht das Nachbarzelt! Aber ich werde noch zügeln, denn ich brauche meine Intimität, nach einem solchen Tag.

Montag, 2. November 2009

SA, Tag 099: Cusco-Cuarhuasi


Tag 099: 1. November 2009, Cuarhuasi, Peru, km 08'597

Ein Tag voller Gegensätze! Zuerst fahren wir im Convoy aus Cusco hinaus, steil den Berg hinauf. Danach kommt eine Rollerstrecke, genau das richtige zum einfahren am morgen. Und dann die Abfahrt. Wir verlieren auf wenige km über 2000 Höhenmeter. Irgendwie reut mich jeder Höhenmeter, den wir herunterfahren, denn nach der Abfahrt müssen wir wieder in die Pedale steigen und über 1000 Höhenmeter wieder hinauf fahren. Der Aufstieg ist extrem mühsam, denn ich erreiche die Brücke (also den tiefsten Punkt) genau um Mittag und muss bei brühender Hitze (wir messen bis zu 48°C) hinauffahren. Jedes mal, wenn ich irgendwo Wasser sehe oder höre, halte ich an, ziehe meine Schuhe aus und kühle mich von Kopf bis Fuss ab. Leider ist das Wasser nicht sehr kalt, weshalb ich umso länger kühlen muss. Und trotz aller Strapazen erreicht man doch immer das Ziel. Aber der Preis ist hoch, die Belastung für den Körper enorm. Eigentlich sollte man viel trinken, aber bei dieser Hitze ist das Wasser aus der Trinkflasche warm wie Teewasser, einfach ohne Geschmack! Sogar Velorahmen und Lenker sind heiss, man verbrennt sich fast die Finger daran, wenn man den Griff ändert. Um ca. 14.00h erreiche ich das Hotel. Immerhin Hotel und nicht Bushcamp, wie angekündigt. Aber wie so oft gibt es hier kein Wasser. Die so erhoffte kalte Dusche ist für ein anderes mal!
Die Beanspruchung ist auch für das Material enorm. So haben einzelne von uns gleich mehrere Platten. Warum es immer dieselben trifft, bleibt mir ein Rätsel. In den bisher gefahrenen 8’600km hatte ich bisher 1 mal einen Plattfuss. Ich hoffe, dass es dabei bleibt.

Sonntag, 1. November 2009

SA, Tag 098: 3. Ruhetag in Cusco







Tag 098: 31. Oktober 2009, Cusco, Peru, km 08'471

Morgenessen um 5.00h! Es geht auf den Machu Picchu, die Inka-Stätte, welche den Spaniern verborgen blieb und deshalb quasi unzerstört erhalten geblieben ist. Kein Wunder haben die Spanier diese Stätte nie gefunden und deshalb nicht zerstören können! Sie liegt wirklich verborgen auf einem unscheinbaren Berg, die Stätte ist vom Tal nicht sichtbar! Aber heutzutage ist alles anders. Wir stehen also um 5.30h in Aguas Calientes in der Busschlange und wenig später fahren wir die Serpentinen hinauf zum Eingang. Unterwegs denke ich an die Promoter von Grindelwald und ihre Eigernordwand. Hier gibt es duzende Nordwände, überhängend, wenn es sein muss! Und die Strasse! Da können wir Schweizer mit unserer Tremola gleich zusammenpacken! Es st einfach unglaublich beeindruckend.
Hier in Südamerika muss man einfach Geduld haben und vor dem Machu Picchu ganz speziell. Denn wer da rein will, muss mehrmals Schlange stehen. Aber die Geduld wird belohnt, mit einer fantastischen Aussicht auf die umliegenden Berge und eben Machu Picchu, der Inka-Stadt, hier oben auf einer Bergspitze verborgen und dennoch mit allem notwendigen versehen: Wasser, Terrassen, Tempel, Schutzmauern, Häuser, Opfertische usw usw. Wenn nur die vielen Touristen nicht wären. Ich muss gestehen, dass ich Touristen hasse. Speziell die unsensiblen, welche jederzeit und jedem im Wege stehen. Die obligate Cusco-Mütze auf dem Kopf, das Hardrockcafe-Leibchen aus Stockholm, das den überdimensionalen Bierbauch verbergen soll, die zu kurze Hose, welche freie Sicht auf die zu dünnen und bleichen Beine gewährt und die ausgelatschten Sandalen. Deutschen und schweizerischen Touristen verraten sich mit den weissen Socken, die übrigen zeigen lieber ihre ungepflegten Füsse. Dann die laute Sprache, damit ja jeder erkennt, wie weitgereist man ist und schliesslich das allbelehrende, man ist ja wer und kommt aus einem Land, wo alles viel besser ist als hier. Genau diese Spezies ist hier leider übervertreten. Und deshalb habe ich immer Mühe, solche Orte zu besuchen. Viel lieber würde ich diesen Ort mit meiner Barbara besuchen, sie ist da viel diskreter und sensibler. Aber bei allem Spott vergesse ich, dass ich ja auch ein Tourist bin und wenn ich vielleicht unauffälliger gekleidet bin, so kann ich es mir doch nicht verkneifen, das obligate Foto von mir mit dem Machu Picchu im Hintergrund zu schiessen. Der Führer, Max, erklärt uns alles und ich bin wirklich sehr beeindruckt, was diese Inkas alles bereits gewusst und gemacht haben. Schade haben die Spanier diese Kultur schliesslich doch untergekregt und ausgerottet.
Die Rückreise trete ich bereits um zwölf Uhr an. Zusammen mit dem Führer und Gerhard laufen wir den Berg herunter bis nach Aguas Calientes, wo wir wenige Stunden später mit Zug und Auto den Weg zurück nach Cusco antreten. Müde, aber voller Eindrücke, falle ich ins Bett und schlafe kurz darauf ein.
Interessant an diesem Ausflug ist auch, dass ich erkennen muss, dass ich zwar körperlich fit bin und eigentlich keine Mühe habe, physisch mitzuhalten, mental aber an der Grenze bin. Das ist im Alltag wenig offensichtlich, weil man unterwegs viel für sich alleine ist. Während eines Ausflugs wie dieser ist man aber sehr nahe aufeinander und weil wir alle etwas eigen sind, liegen die Nerven schnell blank. Manche Vorkommnisse kann man mit Humor nehmen, wie etwa, wenn Tim (Physiker!!!) bei 45°C auf dem Machu Picchu Schokolade anbietet (natürlich flüssig). Manchmal ist es schwieriger, wie etwa, wenn derselbe Tim ständig nach seiner Freundin - Ronda genannt - frägt. Mittlerweile ist „Where is Ronda“ zum Tourslogan avanciert! Aber manchmal ist es auch sehr schwer, gelassen zu reagieren und wählt Worte, die man später bereut, weil sie zu heftig waren. Das geht nicht nur mir so, dass geht allen so. Gar nicht so einfach, eine solche Tour auch mental zu meistern!