Mittwoch, 18. November 2009

SA, Tag 115: Toll Camp-Huallanca

Tag 115: 17. November 2009, Huallanca, Peru, km 09'786


Wir stehen um 5.00h auf. Draussen ist es noch dunkel, aber wir legen auf unseren Bikes los, denn wir müssen die restlichen 50km vor 7.00h zurückgelegt haben. Das ist zu schaffen, aber wir müssen schnell vorwärtskommen. Die ersten km legen wir im Scheinwerferlicht der Busse und Lastwagen zurück. Die Strasse ist in einem schlechten Zustand, die Schlaglöcher sind riesig und tief. Unter allen Umständen müssen wir einen Unfall vermeiden, gleichzeitig drängt die Zeit. Und dann sind noch die Hunde, die wir in der Dunkelheit nur hören können. Irgendwie geht’s vorwärts, schnell sogar. Wie sind überzeugt, das wir es noch schaffen werden, bis … Maxime sein linkes Pedal verliert. Es ist unglaublich, alles scheint gegen uns zu sein. Das Pedal kann nicht ohne Spez-Werkzeug montiert werden, also fährt Maxime mit einem Pedal weiter. Es ist zwar effizienter als erwartet, aber wir verlieren viel Zeit. Nach wenigen Minuten müssen wir uns eingestehen, dass wir es so nicht schaffen werden, er wird seinen EFI-Status (Every Fucken Inch) verlieren! Um das zu vermeiden, bleibt nur eine Lösung. Ich gebe ihm mein Bike (ein Bike ist etwa so wie die Frau und das Gewehr, beides gibt man normalerweise nicht weiter, das habe ich zumindest im Militär so gelernt). Trotz Widerrede fährt Maxime weiter mit meinem intakten Cannondale. Ich hingegen fahre mit einer Pedale weiter und bin natürlich gleich abgehängt. Zudem habe ich in der Aufregung vergessen, mein Portemonnaie an mich zu nehmen, so dass ich jetzt komplett verloren bin. Ich kann weder telefonieren noch ein Taxi nehmen. Ich kann nur noch hoffen, das Maxime mich nicht im Stich lässt und meine Rettung organisiert. In der Zwischenzeit fahre ich mit einem Pedal weiter. Im Normalfall schreien uns alle Einheimischen „Gringo“ nach. Heute bin ich der Supergringo!

Überraschenderweise treffe ich in der nächsten grösseren Stadt Maxime wieder an. Er hat angehalten und die Organisation angerufen. Sie kommen uns mit dem Begleitfahrzeug abholen. Ich bin erleichtert! Tatsächlich kommt uns Randy abholen und fragt uns als erstes, wo wir denn übernachtet haben. Ich kann meinen Ärger kaum verbergen, lasse aber meine neu errungene südamerikanische Gelassenheit spielen. Später sollte sich herausstellen, dass sie uns zwar gesucht haben, aber nicht weit genug (nur lächerliche 25km) und dann zurückgefahren sind in der Überzeugung, dass wir ein Hotelzimmer gefunden haben. Toll, aber das war nicht so abgemacht. Sie sollten uns abholen, nicht nur suchen gehen. Aber das ist typisch. Und dann vom bestmöglichen Fall ausgehen und die Suche abbrechen! Meiner Meinung nach ein schwerer Fehler, der ins Auge hätte gehen können. Wir lernen daraus für die Zukunft!

Da Randy das Bike von Maxime nicht sofort flicken kann, überlasse ich mein Bike Maxime und fahre heute im Truck. Nach all den gestrigen Abenteuern bin ich sogar froh, muss ich nicht noch den ganzen Tag biken.

Im Truck ist es natürlich viel bequemer. Nach wenigen km fahren wir in die del Pato-Schlucht, die Strasse wird immer enger, die Schlucht auch. Irgendwann schaue ich genau aus dem Fenster und muss feststellen, dass wir rechts sehr nahe am ungesicherten Rand der Strasse fahren und der tiefe Abgrund sehr nahe liegt. Im selben Moment schlagen wir mit der linken Dachkante an die Felswand an. Ich steige aus, mir ist das zu gefährlich. Mit Hilfe von vorbeifahrenden Einheimischen kann Alfonso, der Fahrer, den Truck durch die kritische Stelle führen, aber das ist nur der Anfang. Es folgen 23 Tunnels, die immer enger werden. Einzelne sind so eng, dass der Truck gleichzeitig links und rechts mit dem Dach an die Tunnelwand anschlägt. Da es kein Zurück gibt, gibt es nur eine Lösung. Vollgas! Und tatsächlich quetscht er seinen Truck durch die vielen engen Tunnels. Am Schluss der Strecke sieht unser schöner Truck unansehnlich aus. Alle Kanten sind völlig krumm und zerstört, das Dach wohl nicht mehr dicht. Dafür können jetzt breitere Trucks durch die Tunnels fahren. Unser Fahrer hat neue Standards gesetzt.

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