Samstag, 31. Oktober 2009

SA, Tag 097: 2. Ruhetag in Cusco







Tag 097: 30. Oktober 2009, Aguas Calientes, Peru, km 08'471

Ausnahmsweise lassen wir mal unsere Velos sein und begeben uns auf eine zweitägige Tour. Nicht ganz billig, aber super organisiert. Zudem steht uns ein englischsprechender Führer zur Verfügung, der seinen Job wirklich sehr gut macht. Als erstes geht’s mit dem Auto zu einem Tierpark, wo wir endlich den Unterschied zwischen Llama, Alpaca und Vicugna sehen können (und Kamel/Dromedar, die zur selben Familie gehören!). Im Museum sehen wir auch die verschiedenen Produkte, die dank dieser Tiere hier hergestellt werden. Die Farben sind prächtig, das muss man sagen. Hier lieben sie auffällige, grelle Farben, die alle mit Naturprodukten hergestellt werden. Danach geht’s zu den beiden Inka-Stätten Pisac und Ollantaytmbo, wo wir vieles über die Inka-Kultur sehen und hören. Es ist einfach unglaublich, was die da hingestellt haben. Besonders bin ich von den unzähligen Terrassen beeindruckt, die doch weit über 500 Jahre alt und weitgehend intakt erhalten sind. Am späten Nachmittag geht’s weiter mit dem Zug nach Aguas Calientes. Unterwegs feiern wir rückwirkend noch Gerhards Geburtstag. Dazu haben gestern Lorry und ich in Cusco einen Kuchen gekauft, mit Kerzen und allem drum und dran. In Aguas Calientes gibt’s ein kleines Nachtessen und wir verbringen die Nacht in einem feinen Hotel. Morgen geht es früh auf den Machu Picchu!

Freitag, 30. Oktober 2009

SA, Tag 096: 1. Ruhetag in Cusco




Tag 096: 29. Oktober 2009, Cusco, Peru, km 08'471, 3450müM

Cusco, das heutige Zentrum der Inkakultur, seit Machu Picchu Anfangs des 20. Jahrhunderts neu entdeckt wurde.
Die Inkakultur ist unübersehbar, auch wenn die Spanier alles mögliche unternommen haben, um ihre Kultur und Religion zu etablieren. Am eindrücklichsten für mich sind diese Mauern, die ohne Mörtel gebaut wurden. Die Steine sind millimetergenau gefertigt und man kann tatsächlich keine Messerklinge dazwischen schieben (ich habe es versucht). Typisch ist vor allem die Form der Steine. Jeder Stein hat seine eigene Form, meist rechteckig, aber oft auch L-förmig, was die Mauern extrem erdbebensicher macht. Da die Spanier ihre Mauern wie zu Hause in Spanien darüber gebaut haben, wurde bei jedem Erdbeben der spanische Teil zerstört, die Inka-Fundamente blieben jedoch jeweils erhalten, und damit auch ein Teil ihrer Kultur.
Heute hat Gerhard Geburtstag. Wir wollen ihn zur Feier abends um 21.00h in einer Bar treffen. Vorher gehen Lorry und ich essen. Im selben Restaurant, wo wir bereits Mittag gegessen haben. Uns gefällt das Restaurant sehr. Gute Stimmung, gute Einrichtung und eine wunderbare Karte. Die Spaghettis zum Mittagessen waren wirklich ausgezeichnet. Aber das Nachtessen übertrifft alles, was ich bisher in Südamerika gegessen habe. Ein Traum! Da würde ich Barbara gerne zum Nachtessen einladen, das würde sie ganz bestimmt auch begeistern. Noch völlig benommen vom guten Essen begeben wir uns zur Bar. Niemand da! Also gehen wir in eine nächste Bar und trinken was. Lorry raucht noch aus der Wasserpfeife. Ich nehme ein paar Züge, lass es aber bald wieder sein. Ich will kein Risiko eingehen, denn ich bin zu froh, dass ich vor ein paar Jahren vom Tabak weggekommen bin.
Um den Tag abzuschliessen, müssen wir noch die extrem steile Treppe hoch zur Herberge gehen. Wir ringen um Sauerstoff, denn Alfonso, unser Fahrer, macht zudem noch Witze. Manchmal kann er wirklich sehr lustig sein. Aber wir schaffen es erwartungsgemäss dann doch noch hinauf zur Herberge, wo wr von ener muffligen Leiterin empfangen werden.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

SA, Tag 095: San Pedro-Cusco


Tag 095: 28. Oktober 2009, Cusco, Peru, km 08'471, 3450müM

Einfahrt ins berühmte Cusco. Da sind wir endlich. Die Fahrt bis zur Peripherie verläuft ruhig. Abwärts, mit Rückenwind, gute Strasse. Beste Voraussetzungen, um rasch vorwärts zu kommen. Ich rolle so vor mir her, und wie immer tropft meine Nase (alle haben das, keiner weiss warum). Mechanisch schaue ich aus Anstand zurück, bevor ich mich in Männermanier meine Nase putze (das geht wie bei den Fussballern) … und entdecke einen kleinen Jungen, vielleicht 14-15 Jahre alt, der hinter mir herfährt. Zum ersten mal kann ein Local mit mir mithalten, und wie! Zwischendurch wechselt er die Strassenseite, um deutlich zu machen, dass er nicht auf meinen Windschatten angewiesen ist. Da er ein breites Lächeln auf dem Gesicht hat und wirklich sympathisch winkt, freue ich mich mit ihm. So fahren wir vielleicht 15 oder 20 km zusammen, bis er in eine Schuleinfahrt einbiegt. Ich winke ihm zum Abschied noch zu. Ich bin wirklich beeindruckt.
Kurz vor Cusco treffen wir auf andere Einheimische, die auf uns warten, um uns in die Stadt zu lotsen. Einer fährt voraus, ein zweiter hinterher. Offenbar wollen sie uns beweisen, wie schnell sie in der Stadt fahren können. Es ist höllisch, aus allen Richtungen kommen Autos, Taxis, Busse, Fahrräder, Fussgänger und Hunde! Dazu gilt es noch Polizisten und Ampeln zu berücksichtigen. Und unser Führer fährt wie von der Tarantel gestochen durch diesen Verkehr. Die Strassen sind z.T. extrem steil und als weitere Erschwernis hat die Stadtverwaltung Gitter über die Strasse bauen lassen, wo unsere Vorderräder so wunderbar stecken bleiben, wenn man nicht darüber springt oder absteigt und das Bike darüber trägt. Zum Glück sind meine Reifen breit genug, um diese Gitter zu überwinden. Andere haben weniger Glück.
Schliesslich treffen wir doch alle zusammen in der Herberge ein, die nur über eine steile und rutschige Treppe zu erreichen ist. In dieser Höhenlage ist das Erklimmen dieser Treppe eine echtre Herausforderung, der wir uns in den nächsten Tagen mehrmals werden stellen müssen.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

SA, Tag 094: Ayavir-San Pedro







Tag 094: 27. Oktober 2009, San Pedro, Peru, km 08'340

Heute geht es langsam voran. Ich fahre den ganzen Tag mit Lorry zusammen. Sie ist zwar nicht sehr schnell, dafür zäh. Seit Beginn in Rio hat sie noch keinen km verpasst. Die ganze Distanz hat sie auf dem Bike zurückgelegt. Damit ist sie eine EFI (ich weiss nicht, wofür diese Abkürzung steht, spasseshalber sagen wir „Evey Fuckung Inch“, und genau das bedeutet es auch). Es ist genau der richtige Tag, um etwas auszuspannen und die Landschaft zu geniessen. Die naheliegenden Hänge sind wieder andentypisch goldig-gelb und die dahinterliegenden Berge dunkelschwarz/anthrazit oder schneebedeckt. Wir haben einen langen Aufstieg vor uns, aber es st nicht besonders steil, so dass wie den Höhenunterschied kaum spüren. Das Atmen hingegen ist immer mühsamer, und Lorry legt sogar Pausen ein, um aus der Flasche zu trinken. Den Höhepunkt erreichen wir mit 4338müM. Plötzlich ist es fertig mit der Ruhe, auf der Passhöhe warten unzählige Busse auf deren Inhalt. Diese stammen aus allen Herren Länder und schiessen Fotos aus allen Lagen oder besuchen den künstlich angelegten Markt.
Auf der anderen Seite des Passes (der ausnahmsweise einen Namen trägt, nämlich „Abra la Raya“) ändert sich die Landschaft komplett. Hier gibt es viel Wasser, und das Tal st richtig grün. Manchmal macht es richtig weh in den Augen, wenn man in dieses grelle Grasgrün schaut. Hier gibt es plötzlich viel Landwirtschaft und überall sind Wasserkanäle zu sehen (wie im Wallis!). Es muss einer der ersten Frühlingstage sein, denn überall an den Flüssen sieht man Leute, die sich waschen, ihre Wäsche machen oder sogar das Auto waschen.
Unterwegs kehren wir noch in ein einfaches Restaurant ein und bestellen Kaffe und Schokoladepudding. Na ja, mit der Zeit wird man bescheiden und freut sich auch an sehr kleinen Dingen.

Dienstag, 27. Oktober 2009

SA, Tag 093: Puno-Ayaviri


Tag 093: 26. Oktober 2009, Ajaviri, Peru, km 08'215, 3950müM

Ich ziehe heute einen meiner schlechtesten tage ein. Aber damit bin ich sicher nicht der einzige. Wir fahren 142 km bei über 3900 müM. Die Anstrengung ist immens, mir macht alles weh, zudem plagt mich ein Kopfweh, was bei dieser Meereshöhe keine Ausnahme ist. Um das Ganz noch zu erschweren, haben wir kurz Regen, der aber zum Glück schnell wieder verschwindet. Das Abendessen nehmen wir in einem Restaurant ein. Poulet mit Pommes und Gemüse und Salat. Wenn man das so isst, hat man immer schon ein mulmiges Gefühl im Magen, weil man nie so sicher ist, was man da alles mitisst. Morgen wissen wir es dann genau. Ansonsten war der Tag eher langweilig. Viele sind mit dem Linienbus direkt nach Cusco gefahren. So dass wir nur wenige sind, welche die 400 km zwischen Puno und Cusco unter die Räder genommen haben.

Montag, 26. Oktober 2009

SA, Tag 092: Ruhetag in Puno


Tag 092: 25. Oktober 2009, Puno, Peru, km 08'073

Wieder einmal Ruhetag. Bereits früh morgens herrscht im Hotel Hochbetrieb. Alle gehen auf die schwimmenden Inseln von Puno. Spontan schliesse ich mich an, obschon ich den Verdacht habe, dass es dort obertouristisch zugehen wird. Mit dem Schiff fahren wir auf den Titicacasee hinaus und treffen auf Inseln, die tatsächlich künstlich aus Schilf hergestellt werden. Insgesamt gibt es 50 dieser Inseln, und wir landen auf einer davon. Wir werden vom Inselpräsidenten in Empfang genommen, der uns auch gleich erklärt, wie man eine solche Insel baut und wie man sie in Schuss hält. Die Inselbewohner, jeweils eine ganze Famille, begrüsst uns ebenfalls und lädt uns ein zum Hausbesuch. Man glaubt es kaum, aber da sind überall Sonnenkollektoren und Fernseher, Handies und sonst noch, was das moderne Leben zu bieten hat. Schrecklich, aber ich lasse alles über mich ergehen und klatsche auch beim Abschiedslid (vamos a la playa), das die Frauen uns artig vorsingen, als wir die Insel verlassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie nach unserer Abreise ihre traditionellen Kostüme gegen ihre bequemen Jeans tauschen werden.

Sonntag, 25. Oktober 2009

SA, Tag 091: Juli-Puno


Tag 091: 24. Oktober 2009, Puno, Peru, km 08'073

Heute haben wir die 8000 km geknackt. Das bedeutet auch, dass wir jetzt ca. 2/3 der Strecke hinter uns haben. Die Strecke ist eher langweilig. Die Leute hier sind wirklich herzlich und viele winken uns bei vorbeifahren zu. Der Verkehr hingegen ist viel undisziplinierter als in Bolivien. Es ist wichtig, dass man trotz der Langeweile immer konzentriert bleibt. Unterwegs sehe ich mehrere Seiler, die zusammen mit ihrer ganzen Familie ihre Seile drehen.
Die Fahrt zum Hotel in Puno ist nicht ausgeflaggt und ich verfahre mich komplett. Macht nicht, denn damit habe ich die gesamte Stadt gesehen. Es ist sehr touristisch hier, das sind wir uns nicht gewohnt. Selbst fallen wir auch auf. Insbesondere wenn ich mit Dirk unterwegs bin (er ist nochmals ein paar cm grösser als ich). Früher fielen wir mit unseren Bikes und Shirts auf. Hier in Peru fallen wir auch ohne Bike auf. Aber grundsätzlich gibt es keinen grossen Unterschied zwischen den Bolivianern und den Peruanern in dieser Region. Beide leben sie um und mit dem Titicacasee.

Samstag, 24. Oktober 2009

SA, Tag 090: Copacabana-Juli


Tag 090: 23. Oktober 2009, Juli, Peru, km 07'988

Letzte Nacht hat es in Strömen geregnet. Sogar das Treppenhaus im Hotel gleicht einem Wasserfall. Viele bekommen Probleme, weil sie keine Regensachen dabei haben und der Truck uns nicht begleitet hat. Ich habe in meinem Rucksack immer alles dabei. Das sind zwar ein paar kg Zusatzgewicht, aber dafür bin ich geschützt, wenn es nass und vor allem kalt wird. Und die Verhältnisse können hier sehr schnell ändern, wie bei uns in den Bergen. Bei über 3900 müM kann das schnell gefährlich werden.
Bis das Morgenessen fertig ist, hat sich das Wetter etwas verbessert, so dass wir ohne Regen losfahren und bereits nach wenigen km die Grenze zu Peru erreichen. Der Übergang ist unerwartet einfach. Gleichzeitig wechsle ich mein Geld. Kurz nach der Grenze fängt es wieder an zu regnen, und es wird wirklich eiskalt. Beim Lunch ziehe ich alles an, was ich dabei habe, Fliess, Überschuhe, Beinwärmer, Armwärmer, Regenjacke, lange Handschuhe. Natürlich hört der Regen sofort auf. Wer mich kennt, weiss, dass ich deswegen nicht anhalte und dass ich in Vollmontur bis nach Juli weiterfahre. In der Herberge bestehe ich darauf, dass rosa Bett zu bekomme.
Obschon ich nur wenige km in Peru gefahren bin, ist der Eindruck positiv. Irgendwie ist hier alles aufgeräumter, geregelter. Kein Unrat zwischen den Häusern, und die Felder sind viel intensiver bewirtschaftet. Und dann sind diese unzähligen Mauern, die aus einreihig aufgeschichteten Steinen bestehen. Sieht total instabil aus, dafür bieden sie dem Wind, der hier ganz heftig sein kann, keinen Widerstand.

Freitag, 23. Oktober 2009

SA, Tag 089: Huatajata-Copacabana





Tag 089: 22. Oktober 2009, Copacabana, Bolivien, km 07'923

Darauf waren wir nicht gefasst. Heute geht es den Berg hoch, obschon wir dem Titicacasee entlang fahren. Zuerst erreiche ich die 3892 müM, später geht nochmals hinauf auf 4055 müM und weiter kämpfe ich mich Pass um Pass nach oben bis ich die 4251 müM erreiche! 4251 müM mit dem Bike, das ist knapp 220 Höhenmeter unter dem Matterhorn! Die Aussicht ist wunderschön, und einmal mehr wünsche ich mir, dass Barbara meine Freude mit mir teilen könnte.
Später benutzen wir die Fähre, um die Seite des Sees zu wechseln. Jetzt wird auch klar, warum der Truck uns nicht begleiten kann. Die Fähre, ist sehr primitiv. Achtung wo du hintrittst! Das Personal ist etwa gleich primitiv (im ursprünglichen Sinn des Wortes), denn sie sind nicht fähig, uns das Herausgeld zu bezahlen. Der Verdacht liegt nahe, dass sie nicht rechnen können. Unsere Fahrt endet schliesslich in Copacabana, also an einem Ort, der denselben Namen trägt wie derjenige Platz, wo unserer Fahrt vor drei Monaten und fast 8000 km begonnen hat.

Donnerstag, 22. Oktober 2009

SA, Tag 088: La Paz-Huatajata


Tag 088: 21. Oktober 2009, Huatajata, Bolivien, km 07'858,

Wir verlassen heute La Paz im Truck. Natürlich sind wir die grössten und stärksten, so dass uns alle die Vorfahrt gewähren. Das ist mal was anderes, als auf dem Bike immer auf alles gefasst sein zu müssen. Gestern wurden in Bolivien die 200 Jahre Unabhängigkeit gefeiert, was natürlich zu vielen Protestaktionen geführt hat. Das war durch die offensichtliche Polizeipräsenz in der Stadt deutlich zu spüren. Auch wurden viele Zufahrtsstrassen aus Protest gesperrt, so das wir vorsichtshalber über kleine Quartierstrassen die Stadt verlassen. Die Strassen werden immer schmaler, die Häuser immer kleiner, die Quartiere werden zu kleinen und kleinsten Dörfern, und irgendwann müssen wir uns eingestehen, dass wir komplett verloren sind. Ein riesiger gelber Bus mit 20 Reisenden, mitten in der Wildnis. Und der Witz an der ganzen Sache ist, dass sogar die kleinsten Feldwege gesperrt sind, mit grossen Steinen und einer Bolivienfahne. Jedes mal muss verhandelt werden, jedes mal fragen wir nach dem Weg, und jedes mal versinken wir weiter in der Wildnis. Und weil das nicht genug ist, müssen wir noch Bachläufe überqueren und unzählige aufgehäufte Erdwalle überwinden (keine Ahnung, warum die hier überall Erdwälle auf den Strassen haben). Schliesslich ist die Lage so aussichtslos, dass wir einen Einheimischen als Führer anstellen, damit er uns aus der Bredouille hinausbegleitet. Das gelingt ihm auch und endlich landen wir an einer Tankstelle, (die aber kein Benzin verkauft, warum auch immer).
Nach einem kurzen Lunch begeben wir uns mit unserem Bike auf die verbleibenden 69 km. Kein Problem. Das Camp bezeihen wir heute in Huatajata, auf einem Fussballplatz. Huatajata liegt am Titicacasee, dem grössten südamerikanischen und weltweit höchstgelegenen navigierbaren See.
Der morgige Tag stellt für die Organisatoren eine Herausforderung dar, und weil sie nicht sicher sind, dass uns der Truck begleiten kann, packen wir wieder unser Notgepäck ein.
Beim Einschlafen höre ich aus dem naheliegenden Dorf Musik, was mich an die Fasnachtszeit zu Hause erinnert. Ich habe schon fast ein bisschen Heimweh!

Mittwoch, 21. Oktober 2009

SA, Tag 087: 2. Ruhetag in La Paz







Tag 087: 20. Oktober 2009, La Paz, Bolivien, km 07'773, 3640 müM

Der Zweite Ruhetag. Ich habe nichts spezielles vor, ausser meine Reise nach Afrika vorzubereiten. Passfoto, viele Formulare, Adressen von Botschaften, damit verbringe ich meinen Tag. Später laufe ich noch etwas ziellos durch die Stadt, trinke Kaffee und esse Kuchen und schau mir in einem Innenhof etwas Lokalfussball an.
Der Verkehr ist immens. Da die Strassen sehr steil sind, kommt es immer wieder zu Staus, weil die Fahrzeuge (mehrheitlich Minivans) kaum anfahren können. Hier haben diejenigen Vortritt, welche bergauf fahren, der Kupplung zuliebe! Diese Minivans fahren hier zu Millionen herum. Am Steuer sitzt der Fahrer, auf dem ersten Sitz zur Hintertür sitzt der Beifahrer, der irgend etwas zum Fenster hinausquasselt. Das müssen die Zielorte sein, die übrigens auf unzähligen farbigen Plakaten, Schildern und Symbolen an der Fontscheibe aufgeführt sind. Wer einsteigen will, winkt, und wenn Platz vorhanden ist, hält der Minivan an. Man steigt ein, bezahl und sitz ab. Die meisten Mnivans sind aber voll belegt und halten nicht an.
Wie gesagt, sind die Strassen hier sehr steil, und beim hinauflaufen kann man sehr schnell die Einheimischen von den Touristen unterscheiden, obschon die Einheimischen auch schnell nach Luft ringen. Ich frage mich immer wieder, wie die Frauen, die hier gerne sehr hohe Schuhe tragen, die Berge hinauf- und hinuntersteigen. Das wird mir wohl bis zum Schluss meines Aufenthaltes in La Paz ein Rätsel sein.

Dienstag, 20. Oktober 2009

SA, Tag 086: 1. Ruhetag in La Paz




Tag 086: 19. Oktober 2009, La Paz, Bolivien, km 07'773, 3640 müM

Unser Hotel ist in der Stoffstrasse, in dieser Strasse kann man alle möglichen Stoffe kaufen. Sie mündet in die Coiffeurstrasse, in der ich mich sehr unbehaglich fühle. Dann gibt es hier noch die Lampenstrasse, die Sportstrasse, wo ich mich ein neues Leibchen der peruanischen Fussballmannschaft kaufe, und die Baustoffstrasse. Wie in Cordoba sind alle Geschäfte der gleichen Art in derselben Strasse. Das mutet wirklich merkwürdig an, ist aber extrem kundenfreundlich, obschon sie hier sehr fantasielos sind und die Geschäfte sich kaum voreinander unterscheiden.
La Paz ist wirklich eine multikulturelle Stadt. Da fällt man als grosser Mitteleuropäer mit langen Haaren kaum auf. Alles trifft man hier an. Auch die Restaurants sind multinational. Da Dirk Vegetarier ist, gehen wir gerne in italienische Restaurants, wo es Pizzas oder Raviolis zu essen gibt.
La Paz liegt in einem Tal, so dass die Strassen extrem steil sind. Auch sehen sie alle gleich aus. Alles ist hier so fraktioniert, so mikrokosmisch. Alles ist extrem klein und innerhalb von wenigen Metern trifft man sicher auf ein Restaurant, eine Bank, ein Lebensmittelladen und ein Internet-Kaffe. Und das wiederholt sich in dieser Stadt tausendfach. Daran muss man sich erst mal gewöhnen. Überhaupt denke ich, dass es sehr schwer sein muss, aus der Schweiz direkt nach La Paz zu fliegen und hier auszusteigen. Der Schock muss immens sein. Nach 3 Monaten Südamerika hingegen hat man sich langsam an diese Kultur angepasst und findet gefallen an diese unruhige, ameisenhafte Stadt.
Auffällig ist auch, wie sich die Stadt über die Tageszeit verändert. Tagsüber ist alles in Eile, alles bewegt sich, alles ist unterwegs und bussy. Am Abend hingegen räumen sie alles schnell weg und die Stadt stirbt sozusagen innerhalb weniger Minuten oder Stunden. Übrig bleiben riesige Abfallhaufen, die dann frühmorgens abgeräumt werden. In der Nacht ist hier ausser in den Bars überhaupt nichts los. Um 22.00h findet man nichts mehr zum Essen,. Die Stadt ist bereits im Tiefschlaf versunken.

Montag, 19. Oktober 2009

SA, Tag 085: Altiplano Camp-La Paz


Tag 085: 18. Oktober 2009, La Paz, Bolivien, km 07'773, 3640 müM

Einfahrt in La Paz! Ich, auf meinem Bike, mit wehenden Haaren! Aber alles der Reihe nach.
Heute morgen stehen wir wie gewohnt früh auf, um den günstigen Morgenwind zu nutzen, der uns als Rückenwind eine grosse Hilfe ist. Die Stecke bis nach La Paz ist kurz, wir haben am Vortag etwas vorgeholt, so dass wir rechtzeitig in La Paz ankommen und noch etwas von der Stadt profitieren können. Ich fahre also früh los und geselle mich zu Maxim, der auch ganz schnell fahren kann. Gemeinsam erreichen wir die Stadtgrenze von La Paz, 30km vor der Stadt. Es ist einfach unglaublich!!! Der Verkehr nimmt schlagartig zu und wir sind sofort umringt von Millionen Minivans, die hier als Taxi dienen. Andere Verkehrsteilnehmer existieren hier nicht, keine Autos und keine Lastwagen. In den Vororten halten diese Minivans überall an, machen eine Türe auf und dann kommt irgend so ein Gepäckstück geflogen und hinterher ein Passagier. Da muss man mit dem Bike unheimlich aufpassen, dass man da nicht in einen Unfall verwickelt wird. Später fährt Maxim unglücklicherweise auf einer anderen Spur als ich, und obschon der Verkehr sehr zähflüssig ist, stehen und fahren die Minivans so dicht beieinander, dass ich die Spur nicht wechseln kann und wir uns verlieren. Es herrscht ein riesiges Durcheinander, und schliesslich treffen wir uns wieder an einer Zahlstelle. Hier stossen wir auch auf ein paar Locals aus La Paz, die uns mit ihren Fahrrädern in die Stadt lotsen wollen. Es sind Teufelskerle, die mit einem rasanten Tempo durch den Verkehr hindurch uns zum Hotel führen. Die meisten von uns haben Probleme, das Tempo mitzufahren. Wie immer schaffen wir es trotzdem, alle gemeinsam im Hotel einzutreffen. Ich frage mich immer wieder, warum niemand verloren geht,. Sehr wahrscheinlich sind unsere Sinne derart geschärft, so dass wir mit unserer Intuition automatisch zur Herde zurückfinden.
Das Hotel ist wirklich gut, im Zentrum gelegen und es verfügt über WiFi, was uns allen die Kommunikation mit zu Hause unheimlich erleichtert.

Sonntag, 18. Oktober 2009

SA, Tag 084: Oruro-Altiplano Camp


Tag 084: 17. Oktober 2009, Altiplano Camp, Bolivien, km 07’668

Noch zwei Tage bis nach La Paz. Irgendwie freue ich mich ungemein, in La Paz einzufahren. Aber vorher gilt es, noch 245 km zurückzulegen, heute 140 und morgen 105. Der Ruhetag in Oruro hat gut getan, denn die Tage von San Pedro nach Sn Juan haben spuren hinterlassen. Die Tage waren so schwer, dass alle unsere Bobochen, die wir nach über 7000km geheilt wähnten, ausbrachen. Der Hinter tat den meisten wieder weh, die Hände von den Abfahrten auf den rauen Strassen, meine Ferse. So konnten wir uns in den letzten Tagen doch einigermassen erholen und die beiden Tage, die uns noch von La Paz trennen, sind relativ flach und auf einer guten Strasse. Einzig der Gegenwind, der jeweils nach dem Mittag aufkommt, macht uns immer wieder schwer zu schaffen.
Die Bolivianer sind überfreundliche Leute, dabei bleibe ich. Sie grüssen vom Strassenrand und freuen sich ab unserem Speed. Am morgen stehen sie mit ihrer Herde Schafe, Kühe oder Lamas (manchmal nicht mehr als 3 Tiere) und warten auf eine Lücke im Verkehr, um dann die Strassenseite zu wechseln. Natürlich rechnen sie nicht damit, dass wir mit unserem Bike so schnell kommen. Aber mit einem Lächeln ist die Sache schnell geregelt. Wie gesagt, sie sind wirklich friedliebend.
Am Abend beziehen wir unser Camp in einer Kiesgrube, und kaum sind unsere Zelte aufgestellt, erscheinen die Dorfbewohnen am Horizont und schauen uns zu. Wie die Indianer im wilden Westen. Aber ich fühle mich nicht bedroht, sondern habe einfach den Eindruck, dass die Leute interessiert sind. Einzelne bieten uns sogar ihre Früchte und ihr Gemüse zum Kauf an.
Kurz nach dem Nachtessen erkennen wir die Blitze eines Gewitters, das sehr schnell auf uns zukommt. Wir verschanzen und schnell im Zelt … und bleiben glücklicherweise trocken.

Samstag, 17. Oktober 2009

SA, Tag 083: Ruhetag in Oruro




Tag 083: 16. Oktober 2009, Oruro, Bolivien, km 07’528

Heute ist Ruhetag, als nutzen wir die Freizeit und machen … nicht, oder fast nichts. Wir holen nachmittags wieder unsere Wäsche ab und wandern durch die Stadt. Dirk und ich sind uns da sehr ähnlich, beide schlendern wir gerne ziellos durch die Stadt und machen unsere Beobachtungen. Wir haben keine Angst, uns unter die Einheimischen zu mischen, denn die Bolivianer sind überaus freundlich und zuvorkommend, wirklich friedliebende Menschen, vor denen man sich wirklich nirgends fürchten muss. Auch sind sie offen und tolerant. Es ist erstaunlich, wie sich hier modernstes mit traditionellem mischt. So sieht man am gleichen Ort Frauen in Anzügen oder in traditionellen Kleidern. An den Kiosken hängen Männermagazine offen in den Auslagen und am Fernsehen sieht man Werbungen, die so in der Schweiz nicht gezeigt werden dürften. Andere Teilnehmer bevorzugen die obligaten Besuche der Museen und Stadtsehenswürdigkeiten. Mit ihrem Lonely Planet-Führens durchkämmen sie die Stadt und gehen nur in die Restaurants, die in ihrem Führer aufgeführt sind (und wundern sich danach, warum sie immer wieder gemeinsam mit anderen Teilnehmern in denselben Restaurants essen müssen). Wie gesagt haben Dirk und ich eine komplett andere Strategie, um Stadt und Leute kennen zu lernen. So bleiben wir auch gerne stehen, wenn zwei Einheimische streiten (zB bei einem Autounfall) oder wenn Polizisten den Verkehr regeln. Daran erkennt man die Mentalität der Leute. Heute treffe ich sogar einen Uhrenmacher resp. Uhrenflicker, der in seinem Kabäuschen geschickt eine Unruhe repariert. Obschon seine Werkzeuge mehr als primitiv sind, bekommt er es sehr schnell hin und freut sich ungemein daran, dass ich ein Foto von ihm mache.

Freitag, 16. Oktober 2009

SA, Tag 082: Challapata-Oruro




Tag 082: 15. Oktober 2009, Oruro, Bolivien, km 07’528

Mit Oruro erreichen wir auch endgültig die Altiplano, die Hochebene, die sich von Bolivien nach Peru zieht. Wie es der Name sagt, ist es hier sowohl hoch (ca. 3500 bis 3800 müM) als auch flach. Die Fahrt nach Oruro ist relativ flach und anspruchslos. Der Verkehr relativ ruhig, auch wenn man merkt, dass man auf ein Zentrum zufährt. Oruro ist die erste Stadt, wenn man vom letzten nördlichen Zipfel Chiles in Bolivien einfährt.
In Oruro beziehen wir ein tolles Hotel mit Duschen und allem drum und dran. Um die Wäsche zu waschen, müssen wir mit dem Taxi ins Zentrum fahren. Das kostet uns ca 50 Rp pro Fahrgast. Nicht dumm, die Taxifahrer hier, jeder Fahrgast zahlt seine Anteil. Auffällig hier sind die traditionell gekleideten Frauen. Es sind gigantische Frauen, fast breiter als hoch. Wie gesagt traditionell gekleidet, d.h. einfache flache Sandalen, wollene Strümpfe mit Inka-Mustern bis zu den Knöcheln, sehr breite, lange Röcke, mehrschichtig. Darüber unzählige gestrickte Jacken (hier ist der Winter erst knapp vorüber). Auf dem Rücken tragen sie immer einen farbigen Schal, der gleichzeitig als Rucksack dient. Damit wird alles mögliche transportiert, vom Strohballen bis zum Kleinkind. Die Haare schwarz, extrem lang, bis zum Hindern und zu zwei Zöpfen zusammengebunden. Meistens sind sie noch künstlich durch wollene Zöpfchen verlängert und miteinander verbunden. Alle haben sie ganz schlechte Zähne, die z.T. mit viel Gold zusammengeflickt sind. Der Kopf ist immer mit einem Hut bedeck, so eine Art Melone, aber nach meinem Geschmack mindestens zwei Nummern zu klein, was irgendwie clownhaft wirkt. Aber es sind ernste, dominante Frauen. Das erkennt man am besten daran, wie sie breitbeinig dasitzen. Auch sind sie auffällig ungepflegt. Füsse und Hände sind schmutzig, die Nägel nicht etwa geschnitten, sondern abgebrochen. Die Körperhygiene wird hier ganz anders praktiziert als bei uns (oder eher gar nicht). Auch sehen sie immer viel älter aus, als sie tatsächlich sind. Zum Teil sieht man wandelnde Mumien herumlaufen, ausgemergelt und komplett verbrannt. Ich frage mich ernsthaft, ob hier nicht etwa das Matriarchat vorherrscht, denn die Männer sind hier eher unauffällig. Auch sieht man hier selten ein Paar. Immer sind die Frauen oder die Männer in Gruppen anzutreffen. Selten sieht man durchmischte Gruppen. Hingegen sieht man oft Väter mit ihren Söhnen, gemeinsam unterwegs. Die Kinder sind hier noch völlig unverdorben, nicht selten sieht man die Kinder ruhig dasitzen und auf weiteres wartend. Sie sind nicht so aufgedreht wie bei uns.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

SA, Tag 081: Garci Mendoza-Challapata


Tag 081: 14. Oktober 2009, Challapata, Bolivien, km 07’408

Heute kommen wir unerwartet zu einem Ruhetag, resp. zu einem Reisetag. Die Strecke führt von Garci Mendoza nach Challapata. Bisher haben wir viele Strassenbeläge kennen gelernt: Teer (in allen denkbaren Qualitäten und Zuständen), Lehm, Sand, Geröll, versiegelte Naturstrassen (was gar nicht so schlecht ist, wenn sie in einem guten Zustand sind), Salzseen (optimal zum Velo fahren). Heute kommt eine neue Kategorie dazu: Jusca (oder ähnlich, ich habe keine Ahnung, wie man das schreibt): Staub (Staub, nicht Sand!!!), 30-40 cm tief, mit kopfgrossen Steinen durchsetzt, die man aber im Staub nicht sieht. Da stellt es sogar die schwersten Lastwagen quer. Für uns Biker unpassierbar, wir fahren im Truck! Unser Ziel: Challapata, wieder so ein verlassenes Nest. Zwar gibt es da Internet-Shops, aber die Verbindungen ist sssoooo lllllaaaaannnnggggssssaaaammmmm, dass sie für uns unbrauchbar sind. Den Einheimischen gefällt es, sie haben die ganze Zeit der Welt, denn hier gibt es nichts zu tun. Keine Ahnung, was die Leute hier den ganzen Tag tun. Keine Industrie, kein Tourismus, kaum Landwirtschaft, höchstens ein paar Lamas, die übrigens wie unsere Kühe gezüchtet sind und in der freien Natur nicht vorkommen. Im Zentrum der Stadt gibt es noch einen Markt. Die Leute sind hier so einfallslos: 1000 Stände, alle genau gleich. Berge von Kleidern und dahinter eine Frau, die auf einen Käufer wartet. Geduld haben sie hier, dass muss ich sagen. Abends gehen wir noch ins Restaurant, wo viele Einheimische Fussball schauen: Chile-Bolivien oder so. Die Einheimischen werden bedient, ohne dass sie bestellen müssen. Logisch, es gibt ja auch nur ein Gericht. Wir hingegen fragen nach der Karte, was das Personal schnell aus dem Konzept bringt. Wünscht man sich noch etwa ein Bier, so dauert das eine Ewigkeit. Man sieht sofort, für exotische Wünsche wie ein Bier sind sie hier einfach nicht eingerichtet. Sie kennen nur ihren Alltagstrott.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

SA, Tag 080: Coquesa-Garci Mendoza


Tag 080: 13. Oktober 2009, Garci Mendoza, Bolivien, km 07’408

Die letzen Tage waren wirklich sehr schwer. Insbesondere die Strassen, der Wind und die Höhe machen uns zu schaffen. Die Strassen sind furchtbar, tiefster Sand, Wellblech oder dann Geröll, als ob man in einem Geleise fahren würde. Selten sieht man hier Autos, und wenn, dann produzieren sie einen Haufen Staub. Und weil sie kaum schneller als ich fahren, kommt zu den schlechten Strassenverhältnisse noch der Staub dazu. Manchmal wünsche ich mir sogar mehr Wind, um diesen Staub wegzuschaffen. Die letzten Tage waren nicht nur für uns Fahrer mühsam, sondern auch für die Organisatoren, welche in den letzten Tagen durch 2 Einheimische mit einem schweren Fahrzeug begleitet wurden. Wie schwer die Verhältnisse für die Organisatoren sind, erkennt man heute an der Distanz. Angekündigt waren heute 70km, tatsächlich sind wir nach 45km schon am Ziel, einem kleinen verlassenen Dorf namens Garci Mendoza. Offenbar sind de Karten hier nicht so genau, oder aber die Auskunft der Einheimischen sind zweifelhaft. Die Unterkunft ist perfekt, mit warmen Duschen und Betten, die lange genug sind, so dass ich mich darin ausstrecken kann. Ich nutze die Freizeit und wasche Velo und Schuhe, die es beide nach dem vielen Salz wirklich nötig haben. Gut machen es meine Zimmergenossen es mir nach, vor allem was die Schuhe betrifft, denn dadurch herrscht im Zimmer wieder ein angenehmes Klima.
Im Dorf gibt es ausser – wie überall hier – einen schönen Dorfplatz mit Brunnen, Sitzbänke etc. und ein kleines Restaurant nichts. Internet? Kennen die nicht. Telefon? Ja, in der nächstliegenden Stadt. Wir sind am Ende der Welt angelangt!

Dienstag, 13. Oktober 2009

SA, Tag 079: San Juan-Coquesa




Tag 079: 12. Oktober 2009, Coquesa, Bolivien, km 07’338

Die Begleitfahrzeuge haben unheimlich Mühe auf den Strassen hier, denn diese Strassen sind extrem schlecht. Für morgen Abend müssen wir damit rechnen, dass wir ohne Truck auskommen müssen. Deshalb macht jeder ein Minimalbündel bestehend aus Schlafsack, Schlafunterlage etwas Wäsche und Waschzeug. Dieses Bündel wird heute mit einem Spezialfahrzeug sicher am Zielort gefahren, während unser Truck einen Riesenumweg fahren muss und tatsächlich stecken bleibt!
Die Fahrt könnte heute nicht gegensätzlicher sein. Die ersten 45 km sind die Hölle. Die Strasse ist extrem schlecht. Entweder Wellblech oder aber zutiefst sandig, so dass das Vorwärtskommen sehr sehr sehr schwer ist. Und plötzlich schwenkt unser Weg auf den Salar Uyuni, dem grössten Salzsee der Welt. Die Oberfläche ist arschglatt und der Fahrtwiderstand reduziert sich auf den Luftwiderstand. Es ist unheimlich hell und ich trage zum ersten Mal Sonnenbrille und Gesichtsschutz. Andere verzichten darauf und verbrennen sich das Gesicht. Stundenlang fahren wir auf dieser Oberfläche, die so sehr an Eis erinnert. In den ersten Minuten traue ich der ganzen Sache nicht und bin immer darauf gefasst, im Eis einzubrechen oder mit meinen Rädern auszurutschen. Aber tatsächlich ist diese Salzoberfläche extrem aggressiv. In der Lunchpause kann ich es nicht unterlassen, die Schuhe auszuziehen und barfuss rumzulaufen. Das überzeugt mich endgültig davon, dass wir nicht auf Eis fahren, den der Boden ist angenehm warm. Der Salzsee ist riesig und ich sehe das Ziel bereits aus 70 km. Stundenlang fahre ich darauf zu, ohne dass sich etwas am Horizont verändert. Das ist deprimierend, denn man hat den Eindruck, dass man nicht vom Fleck kommt. Unterwegsfahren wir noch an einer „Insel“ vorbei, die mit Kakteen übersäht ist. Ein merkwürdiger Anblick, denn zwischen den Kakteen erkenne ich noch Sträusse (Vogel Strauss oder etwas ähnlich).

Montag, 12. Oktober 2009

SA, Tag 078: Salar Ruins-San Juan


Tag 078: 11. Oktober 2009, San Juan, Bolivien, km 07’217

Tatsächlich war es letzte Nacht bitterkalt. Heute morgen war alles gefroren, sogar meine Trinkflasche, die ich immer im Zelt habe. Da es heute über die Grenze geht, fahre ich möglichst schnell weg, denn ich will einer der ersten sein, der über den Zoll geht. Die ersten km sind sehr kalt und ich friere an Händen und Füssen, speziell wenn ich im Schatten fahren muss. Bald erreiche ich die Grenze, und diesmal geht es ganz einfach. Keine Gepäckkontrolle, keine Leibesvisiten etc. Nur ein Stempel im Pass, und plötzlich bin ich in Bolivien, ich kann es kaum glauben.
Die weitere Fahrt führt wieder über einen Salar (Salzsee), wo die Orientierung sehr schwer ist. Natürlich erkennt man die Berge ringsum und damit die allgemeine Richtung, aber die einzelnen Pfade, die über den Salar führen, sind sehr oft verwirrend. Wir fahren zu viert voraus und sehen von weitem San Juan, unser Zielort für heute. Allerdings sind wir uns nicht ganz sicher. Und die Verunsicherung nimmt deutlich zu, als wir von weitem unseren Truck sehen, der zur Ortschaft raus- und wieder zurück auf den Salzsee zurückfährt. Wir winken wie verrückt, aber offenbar ist er zu weit und sieht uns nicht. Wenige Minuten später erscheint er wieder am Horizont und fährt wieder zurück in die Stadt. Wir winken wieder und wieder fährt er einige km von uns entfernt an uns vorbei. Völlig verunsichert beraten wir uns und entwickeln die verrücktesten Szenarien. Wir sind alle überzeugt, dass wir uns verfahren haben und vor der falschen Stadt sind und dass uns der Truck uns sucht, um uns auf unseren Fehler aufmerksam zu machen. Schliesslich entscheiden wr, in die Stadt zu fahren, unabhängig davon, ob es die richtige ist oder nicht. Die Fahrt ist mühsam, denn wir müssen einen Pfad benutzen, der extrem mühsam zu fahren ist. Wir sind alle müde, deprimiert und aufs das Ärgste gefasst, als wir am Stadteingang unerwartet auf ein anderes Begleitfahrzeug stossen und wir informiert werden, dass wir nur noch 300m zu fahren haben. Das ist irgendwie typisch für mein Abenteuer. Die Ausgangslage ist manchmal so unübersichtlich, dass man seine eigene Situation völlig falsch einschätzt. Und manchmal kann sich alles in Sekunden verändern (zum besseren oder zum schlechteren).
Wir schlafen heute in einer Herberge, die total aus Salz gebaut ist. Sogar der Boden ist aus Salzkörnern. Das sieht zwar ganz toll aus, trocknet die Luft aber noch mehr aus, was sehr unangenehm ist, unsbesondere hat sich an den Finger die Haut wieder gespalten. Das tut unheimlich weh!

Sonntag, 11. Oktober 2009

SA, Tag 077: Chiuchiu-Salar Ruins







Tag 077: 10. Oktober 2009, Salar Ruins, Chile, km 07'713, 3875 müM

Wie immer beginnen wir unseren Tag mit starkem Gegenwind. Das hindert uns aber nicht daran, weitere Höhenmeter zu gewinnen, was sich immer mehr bemerkbar macht, denn wir steigen schneller als wir uns daran gewöhnen. Am deutlichsten macht sich das beim Trinken bemerkbar. Wenn man nur ein paar Schlucke aus der Flasche trinkt, ist man sofort total ausser Atem. Ebenso lässt einem das kleinste Hindernis nach Sauerstoff ringen, und kleine Hindernisse sind der angenehmste Fall. Die Aussicht ist wieder fantastisch hier, wieder dieselben Farben wie in Argentinien, einfach hinreissend. Auch sind wir von Vulkanen umgeben, einzelne sind noch aktiv und man kann auf dem Gipfel deutlich die Schwefel- und Dampffahnen sehen. Irgendwie spürt man die explosive Kraft, die hier nur darauf wartet, befreit zu werden. Unterwegs fahren wir über einem Salar, einem Salzsee. Mir kommt es vor, als ob wir im Schnee fahren würden. Links und rechts an der Strasse steht eine Wand, nicht aus Schnee, sondern aus dreckigem Salz. Da hier alles weiss ist, muss man sich vorsichtig vor der Sonne schützen. Sonnenbrille, Gesichtsschutz, lange Ärmel. Es ist unglaublich, wie sich hier die Bevölkerung vor Sonnenbränden schützt. Alle laufen in kompletten Schutzanzügen und Roger Staub-Kappen herum! Das sieht aus, als würde man in Sibirien herumfahren. Da passen die Flamingos, die ich hier nicht erwartet hätte, besser zu den 40°C, die hier herrschen.
Unser Camp liegt heute auf 3875 müM, das lässt eine kalte Nacht erwarten, und tatsächlich wird es bereits nach dem Nachtessen sehr kalt, so dass wir schnell alle in unsere Zelte verschwinden.

Samstag, 10. Oktober 2009

SA, Tag 076: San Pedro-Chiuchiu




Tag 076: 9. Oktober 2009, Chiuchiu, Chile, km 06'982, 2550 müM

Als erstes geht es heute gleich auf 3450 müM hoch. Das ist persönlicher Rekord, so hoch war ich mit meinem Bike noch nie! Interessanterweise haben die Pässe hier keinen Namen, auch steht zu oberst kein Schild oder so. Ich mache trotzdem ein Foto, mit dem Selbstauslöser, da ja sonst niemand da ist. Kurz nach dem Kulminationspunkt steht ein Kaktus am Strassenrand und bittet um Wasser. Ich spende ihm trotz enormer Hitze eine halbe Cola-Flasche Wasser. Darauf folgt eine Abfahrt mit Rückenwind, so dass ich die nächsten 40 km bis zum Lunch in einer Stunde erledige. Aber da es im Leben nichts umsonst gibt, werden wir nach dem Lunch mit masivstem Gegenwind gebüsst. Das lässt uns Zet, die grösste Kupfermine der Welt aus der Ferne anzuschauen. Riesige, mehrere 100m hohe und kilometerlange Schutthügel säumen die Mine. Und über der Mine ist eine riesige Stabwolke, welche die ganze Umgebung in Staub einhüllt. Der Wind hält heute ungewöhnlich lange an, so dass wir das Zelt im Wind aufstellen müssen. Gar nicht so einfach hier in Chile, wo der Wind sehr stark sein kann.

Freitag, 9. Oktober 2009

SA, Tag 075: Ruhetag in San Pedro


Tag 075: 8. Oktober 2009, San Pedro de Altacama, Chile, km 06'849, 2350 müM

Heute ist Ruhetag. Ich benutze die Gelegenheit und wechsle meine Kette, meine Kassette und meine Zahnräder vorne aus. Alles neu. Viel Arbeit für Randy, aber ich helfe ihm dabei und benutze die Gelegenheit, um mein Bike wieder mal gründlich zu putzen.
Sonst bin ich nur so in der Stadt rumgehangen, Kaffee und Kuchen, Internet, Kuchen und Kaffee etc.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

SA, Tag 074: Salar Camp-San Pedro




Tag 074: 7. Oktober 2009, San Pedro de Altacama, Chile, km 06'849, 2350 müM

Weil der Tag gestern so schwer war und wir x km zurückfahren müssten, benutzen wir heute morgen den Truck. Der fährt uns direkt zum Eingang des Lunar Valeys, einem Tal, das höchst ungewöhnlich ist. Ricardo führt uns da durch und erklärt uns die verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Hier gibt es viele Vulkane, das erkennt man am Boden, der aus erstarrter Lava besteht. An gewissen Stellen er durchzogen mit kristallinem Salz, der durchsichtig ist und wenn man darüber geht, hat man den Eindruck, dass es unter dem Boden hohl ist. Irgendwie ist es wie wenn man durch die durchsichtigen Kristalle direkt in die Hölle sehen würde. Spasseshalber winke ich dem Teufel zu. Hier treffe ich auch Fiona aus Chur an, die hier mit dem Velo unterwegs ist. Ich brauche Minuten, um auf Schweizerdeutsch umzustellen, ständig falle ich ins Hochdeutsche oder englische zurück.Später erreichen wir San Pedro de Altacama, einer hübschen Touristenstadt, die etwas an den wilden Westen erinnert, denn alle Strassen sind wir immer hier rechtwinklig angeordnet. Hier gibt es alles, Restaurants, Internet-Kaffees und Supermercados. Für uns völlig ungewöhnlich. Besonders fallen uns die blonden Touristinnen mit den bleichen Beinen auf. Das haben wir seit Monaten nicht mehr gesehen. Für Südamerika-Reisende kann ich San Pedro nur empfehlen, wirklich eine tolle Stadt, auch wenn sie auf den Tourismus ausgerichtet ist. Obschon sie mitten in der Wüste steht, kann man von hier aus vieles unternehmen. ZB. Sandsurfen, biken, klettern, Sternwarten beuchen oder Touren nach Bolivien starten. Einzelne von uns besteigen sogar einen aktiven Vulkan.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

SA, Tag 073: Mine Camp-Salar Camp


Tag 073: 6. Oktober 2009, Salar Camp, Chile, km 06'742, 2350 müM

Die Höhe macht sich wirklich bemerkbar. Ich fahre heute wieder meine 2000 Höhenmeter. Der höchste Punkt liebt bei 2959 müM. Wie immer ist es sehr heiss (über 40°) heiss, sehr trocken, staubig und windig. Zudem ist mir kurz nach dem Lunch mein Schaltkabel gebrochen. D.h. das ich ca. 60 km mit 3 Gängen fahren muss, was vor allem bergauf sehr behinderlich ist, denn dafür habe ich nur den 9. Gang zur Verfügung. Aber irgendwie bekomme ich es hin und als Belohnung geht es auf der anderen Seite mit 90 Sachen runter. Kurz darauf fahre ich in eine Nebenstrasse, wo der Truck für das Camp bereitstehen sollte. Aber dort steht … nichts. Nach und nach kommen weitere Fahrer dazu und uns bleibt nichts anderes übrig, als zur Hauptstrasse zurückzufahren, was uns weiter 10km gegen den Wind einbringt. Dort warten wir, und tatsächlich werden wir wenig später abgeholt und zum Truck gefahren. Er hat uns am falschen Ort erwartet. Solche Überraschungen sind wir gewohnt, schliesslich sind wir in Südamerika.

Dienstag, 6. Oktober 2009

SA, Tag 072: Antofagasta-Mine Camp


Tag 072: 5. Oktober 2009, Mine Camp, Chile, km 06’607

Heute verlassen wir den Pazifik für ca. 45 Tage und schwenken ins Landesinnere. La Paz ist das Ziel, und das wird nicht einfach werden, denn uns erwarten viele Steigungen, Sand- und Salzwüsten, extremer Gegenwind und extreme Temperaturen. Wir werden ja sehen. Meine Ausrüstung ist komplett und zweckmässig, ich bin jetzt gut trainiert (die höchsten Pässe sollen auf 4600müM liegen!) und in einer guten moralischen Verfassung. Also optimale Bedingungen, um die nächsten Herausforderungen in Angriff zu nehmen.
Wir fahren die letzten km auf der Ruta 5, und biegen rechts ab Richtung San Pedro. In ein paar Tagen werden wir nach Bolivien wechseln. Die Strasse steigt den ganzen Tag etwas an, so dass wir heute unsere 2000 Höhenmeter machen, alles ohne Problem. Aber die Hitze macht sich erstmals so richtig bemerkbar, und man kann nur erahnen, was es heisst, sich hier zu verirren. Ich auf alle Fälle fülle meine beiden 1.5l Cola-Flaschen bis zum obersten Rand, sowohl am morgen als auch beim Lunch. Auch de Höhe macht sich hier langsam bemerkbar. Morgen erreichen wir fast die 3000-Marke, da spürt man die dünne Luft so langsam. Und das ganze ist sehr weitläufig! Manchmal ist es fast deprimierend, wenn man an den Strassenschildern vorbeifährt. Irgendwie hat man den Eindruck, dass diese Distanzen nicht zu bewältigen sind.
Wir sind in einer Gegend, wo es sehr viele Bodenschätze gibt. Hier gibt es unzählige Minen, und das merkt man dem Verkehr an. Alles Lastwagen. Die Truckfahrer sind aber extrem freundlich, jeder hupt, wenn er einen von uns sieht. Die denken wohl, dass wir völlig übergeschnappt sind, bei dieser Hitze mitten in der Wüste auf einem Bike! Aber dennoch sind sie sehr rücksichtsvoll.

Montag, 5. Oktober 2009

SA, Tag 071: Ruhetag in Antofagasta


Tag 071: 4. Oktober 2009, Antofagasta, Chile, km 06’494

Ruhetag! Heute will ich mit Barbara ein paar e-mails austauschen, wir haben uns vieles zu sagen. Sonst habe ich mir nichts vorgenommen. Ich bin am Morgen der erste, der wach ist und aufsteht. Nach einem kurzen Morgenessen steige ich in den Bus und fahre in die Stadt. Anstatt im Zentrum auszusteigen, bleibe ich sitzen, denn ich will mal schauen, wo der Bus eigentlich durchfährt. Niemals hätte ich gedacht, dass es bis zur Endstation 90 Minuten dauert. Das waren bestimmt 30 km, die ich kreuz und quer durch die Stadt fahre. Aber das war echt interessant, den Leuten mal zuzusehen, wie sie ein- und aussteigen, wie sie bezahlen, wie sie miteinander kommunizieren. Ich bin an unzähligen Märkten vorbeigefahren, habe die ärmsten Quartiere gesehen, den Busterminal, Monumente. Ich bin an Friedhöfen, Fussballstadien und Kasernen vorbeigefahren. Insgesamt eine sehr interessante Fahrt. Bis ich zurück im Zentrum bin, ist es 15.30h. Die meisten Läden und Restaurants haben seit einer halben Stunde geschlossen. Also gehe ich in den McDonald und bestelle mir einen McTasty. Woran haben die wohl gedacht, als sie diesem Produkt den Namen gegeben haben? Bestimmt nicht an den Geschmack, denn der ist scheusslich. Zudem ist das Essen kein Genuss, sondern ein Kampf mit den Verpackungen, mit den Servietten und meinem Stück Beef, das partout nicht zwischen den beiden Brothälften bleiben will. Den Kindern links und rechts ist es egal (warum nur bringen diese Eltern ihre Kinder hierher?), denn sie sind viel zu sehr mit ihrem eigenen Essen beschäftigt. Einmal mehr schwöre ich mir, dass ich nie mehr in einen McDonald gehe, hoffentlich zum letzten Mal. I’m hating it.

Sonntag, 4. Oktober 2009

SA, Tag 070: Desert-Camp-Antofagasta


Tag 070: 3. Oktober 2009, Antofagasta, Chile, km 06’494

Heute Nacht bin ich kurz aufgestanden. Der Mond (fast voll) hing knapp über dem Horizont und die Schatten waren extrem lange. Zusammen mit den rumliegenden Steinen sieht es aus wie auf dem Mond. Ich versuche wie Nil Armstrong halb schwerelos herumzuhüpfen, aber es will mir nicht gelingen.
Wie gewohnt fahren wir frühmorgens ab vorbei am Europäische Observatorium. Dort hat Luc Besson seine Aufnahmen im Eissee gemacht für seinen fantastischen Film Le grand bleu (deep blue).
Die Fahrt nach Antofagasta ist ohne Aufregung. Wir beziehen Bungalows mit warmen Duschen, Küche etc. Etwas komisch, hat uns doch Randy noch vor ein paar Tagen erklärt, dass die Ferien nun vorbei wären. Noch nie hatten wie eine so schone Unterkunft. Nachmittags fahren wir noch in die Stadt. Der Bus hier ist bganz einfach zu benutzen. Man muss nur die Nummer kennen. Wir benutzen zb die Nr 104. Dann steht man am Strassenrand und winkt dem nächsten 104. Dieser hält unmittelbar an, man steigt ein, bezahlt dem Chauffeur seine 420 Pesos und alles ist erledigt. Keine Busstationen, keine Automaten, nichts. Einfacher geht’s nicht mehr.

Samstag, 3. Oktober 2009

SA, Tag 069: San Lorenzo-Desert-Camp




Tag 069: 2. Oktober 2009, Desert Camp, Chile, km 06’369

Tatsächlich geht es heute 2000Hm am Stück hoch (und über den gesamten Tag noch ein bisschen mehr). Zum Glück ist das Lager etwas vorversetzt worden, denn ich bin wirklich müde. Die 2000 Höhenmeter waren doch recht anstrengende. Insbesondere sind wir an der Küste bei ca 10°C abgefahren und haben schnell 35° Umgebungstemperatur, und je höher wir steigen, desto wärmer wird es. Und das alles in der Wüste. Und auch diese hat sich nochmals gesteigert. Sie besteht diesmal nicht nur aus Sand, sondern neu auch aus Staub, der die Luft total abtrocknet. Dagegen nützt nicht mal trinken, denn 30 sec später hat man schon wieder wie Watte im Mund. Sogar das Atmen wird schwerer. Und wer geglaubt hat, dass nach dem Aufstieg die Suppe gegessen sei, der sieht sich mächtig enttäuscht. Denn genau auf dem Kulminationspunkt setzt der Gegenwind ein. Nichts mit rollen, jeder Meter will erkämpft sein, was einem nach dem zurückliegenden Aufstieg total zermürbt. Im Camp angekommen, lege ich mich sofort in den Truck zur Ruh und schlafe schon mal eine ½ Stunde, so müde bin ich.
Die Nacht verbringen wir in der Wüste auf 2100müM. Zwar ist der Sonnenuntergang hier oben nicht so spektakulär, dafür aber der Mondaufgang.

Freitag, 2. Oktober 2009

SA, Tag 068: Piqueros-San Lorenzo


Tag 068: 1. Oktober 2009, San Lorenzo, Chile, km 06’292

Es gibt schlimmeres als die Wüste: die Wüste und heisser Wind! Da gibt es nichts mehr, wirklich nichts, nicht mal Tierspuren, die bisher immer zu sahen waren. Auch keine Vögel, einfach nichts! Wie in den letzten Tagen üblich, verlassen wir am Morgen mit Gegenwind die Küste, spulen auf der Ruta 5 unsere km ab und fahren am Nachmittag wieder zurück zur Küste, wo wir unser Camp beziehen (auch hier immer mit Gegenwind, so dass wir trotz der Abfahrt mächtig in die Pedale treten müssen). An der Küste ist es merklich kühler, dafür gibt es wunderschöne Sonnenuntzergänge und wenn man Glück hat, sieht man Pelikane und Pinguine! Seelöwen soll es hier auch geben, aber davon habe ich noch keine gesehen.
Morgen geht es 2000 Höhenmeter nach oben. Als Aufmunterung gibt es ausnahmsweise Glace zum Dessert. Das ist zwar nett, verheisst aber nichts Gutes.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

SA, Tag 067: Caldera-Piqueros


Tag 067: 30. September 2009, Piqueros, Chile, km 06’155

Heute haben wir Halbzeit. Die Hälfte der Fahrtage ist geschafft, d.h. dass wir bereits 55 von 110 Tagen geschafft haben. Für die Fahrdistanz gilt ungefähr das gleiche, obschon uns die schweren Tage erst erwarten. Cusco, La Paz, Machu Picchu, das sind zwar wohlklingende Namen für übliche Touristen. Wir hingegen werden uns diese Ziele erst verdienen müssen. Darauf hat uns Randy, der Tourmanager, klar aufmerksam gemacht. Was wir bisher gefahren sind, ist zwar toll und bemerkenswert, aber das ist die Anfahrt zu den oben zitierten Zielen. Die physische Stärke haben wir bis hierher etwas antrainieren können, die sollte jetzt so ungefähr ok sein. Was das mentale angeht, so wird es sicher nicht einfacher werden. Herbergen, Hotel, das können wir von jetzt an vergessen. Weg mit den warmen Duschen resp. mit den Duschen überhaupt, jetzt geht es ans Eingemachte. Auch hebt er die Bedeutung der Gruppe hervor. Wir sollen uns gegenseitig aushelfen, und das haben wir bereits in den vergangenen Wochen immer gemacht. Auch wenn wir sehr verschieden sind und es in der Gruppe die verschiedensten Motivationen gibt, so haben wir uns in den letzten Wochen zusammen geschweisst. Die Stimmung ist eigentlich ganz gut. Mein Ziel ist es immer noch, jeweils gesund und mit einem Lächeln auf den Lippen anzukommen. Bisher ist mir das immer gelungen, und ich hoffe sehr, dass mir das auch weiterhin gelingen wird. Mehr noch, ich hoffe, dass es mir auch gelingt, den frustrierten oder unzufriedenen zu helfen, jeweils ihr Lächeln wiederzufinden.
Heute ist nicht nur Halbzeit, sondern auch mein letzter offizieller Arbeitstag in der Ronda. Bisher war ich sozusagen in den Ferien. Dies ist nun vorbei. Damit geht für mich eine „Epoche“ zu Ende, die doch fast genau 12 Jahre gedauert hat. Mal schauen, was mir die Zukunft bereit hält.
Zum heutigen Tag gibt es sonst nicht viel zu sagen. Wir haben unsere Hwy 5 wiedergefunden resp. Ruta 5, wie sie hier heisst. Nichts besonderes, ausser das ich sehr müde war, was für mich nach einem Ruhetag normal ist. Da ich früh im Camp war, bin ich heute nochmals im Pazifik geschwommen (nur ganz kurz, denn er ist immer noch eiskalt) und habe trotz eiskaltem Wind ein Sonnenbad im weissen Sand genommen. Das war fast wie in den Ferien, das tat richtig gut.