Donnerstag, 3. September 2009

SA, Tag 039: Bouquet-Villa Maria

2. September 2009, Villa Maria, Argentinien, km 03’712

Heute sitze ich wieder auf meinem Bike. Der morgen überrascht uns mit einem Dauerregen. Eine gute Gelegenheit, meine in BA gekauften Neopren-Überschuhe einzuweihen. Da ich gestern die Einfahrt ins Dorf verpennt habe (ich war ja im Truck), finde ich heute den Weg auf die Hauptstrasse nicht sofort. Erst mit viel Verspätung komme ich also in Fahrt. Irgendwann schleicht sich ein Polizeiauto hinter mich und begleitet mich auf ca. 15 km . Ich weiss nicht so recht, was das soll. Wollen sie mich eskortieren, sicher sein, dass ich die Stadt auch wirklich verlasse oder mich imponieren? Keine Ahnung. Ich bin heute gut drauf, und wir haben Rückenwind. Unterwegs überhohle ich sogar einen Zug. Das ist neu. Ich habe schon vieles überholt: Velos, Autos, Motorräder, Schiffe, Cars, PTT-Bus, Krankenwagen (Krankenwagen mit Blaulicht war mal in Reichweite, aus Respekt auf den Verunfallten habe ich dann auf das Überholmanöver verzichtet). Aber ein Zug, das ist was wirklich neues. Und der war lang, und das hat gedauert! Heute bin ich für jede Abwechslung froh, denn die Strasse könnte nicht langweiliger sein. Über 100 km und mehr gerade, ohne Kreuzung, ohne Verkehr, ohne Steigung. Über jeder Schlagloch freut man sich und umfährt es umständlich, nur um sich wach zu halten. Und alles ist weiterhin flach. Es gibt auf den gesamten 138 km nicht eine Steigung. Die 12cm Randstein bei der Ausfahrt aus dem Camping sind die einzigen Höhenzentimeter, die ich heute fahre! Aber bald wird sich das ändern, den die Anden kommen immer näher, und dort wird es Höhenmeter zu Hauff geben.
In der Ferne sehe ich Bäume, die sind vielleicht 20-30km weit weg. Das heisst, dass man von meinem Sattel aus ca. 3000 km2 überblickt. Das ist 6x die Fläche des Kanton Baselland!!!
Der Zeltplatz heute ist eine Katastrophe. Nichts funktioniert, alles ist kaputt. Zudem befindet er sich wie immer am Ende der Stadt. Das macht die letzten km immer so mühsam, denn man muss die ganze Stadt durchqueren, was beim Ermüdungsgrad gefährlich ist und dieses Stop and Go geht unheimlich in die Knochen. Zudem ist man nie ganz sicher, ob man nicht vom Weg abgekommen ist.
Kurz vor dem Dinner entdecken wir einen Riesen B allsaal, den wir frei nutzen können. Nach dem Essen zügle ich mein Zelt, das ohne Hderinge frei stehen kann, in den Ballsaal. Damit bin ich sicher, dass es morgen beich packen trocken ist. Das ist wichtig, denn motgen übernachten wir in einem Hotel, wo das Zelttrocknen immer sehr umständlich ist. Natürlich mockieren sich ein paar über meine Entscheidung, aber etwas später hat es mir die Hälfte nachgemacht. Der Boden ist hart, was mr wiederum die Gelegenheit gibt, meinen Zeltboden zu putzen. Das geht nämlich nur, wenn der Boden flach und hart ist.
Und dann fällt mir noch ein, dass ich über Uruguay noch gar nichts gesagt habe. In Europa kennt ja keiner Uruguay und man macht sich völlig falsche Vorstellungen. Ein Land voller Banditen, Halbstarken und Zuhälter. Keine Kultur, keine Industrie, keine Zukunft. Alles falsch. Die Menschen sind übermässig freundlich. In den Städten und auf der Strasse herrscht Ordnung und nirgends ist Hektik auszumachen. Der Verkehr rollt in den Städten mit 30 km. Alle sind Rücksichtsvoll. Keine Aggressivität, auch auf den Strassen nicht. Ein ideales Ferienland. Ich kann nur empfehlen, sich über Uruguay zu informieren und allenfalls mal in Uruguay Ferien zu machen. Es gibt hier tolle Städte und Strände. Ende der Propaganda.
Übrigens fällt es mir immer schwerer, in deutsch zu schreiben. Unterwegs rede ich englisch, zu den Einheimischen versuche ich es mit spanisch, dann rede ich auch noch französisch und deutsch. Aber mit der deutschen Schrift wird es immer schwerer. Ich muss immer mehr meine Worte suchen und überlegen, wie ich denn den Satz fertig mache.

1 Kommentar:

  1. Hallo Eric,
    Es ist faszinierend Deine Bericht zu lesen. Da ich auch ein wenig Velo fahre, kann ich mir einwenig vorstellen, dass es für Dich einmalig sein muss eine solche Radtour mitmachen zu können. Ich wünsche Dir noch viele tolle Erlebnisse. Es grüsst Dich Ernst und das ganze Laborteam.

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