Mittwoch, 26. August 2009

SA, Tag 031: Carmelo-Colonia


25. August 2009, Colonia - Uruguay, km 03’042

Eigentlich habe ich eine gute Nacht verbracht, und ich bin beim aufstehen fast überrascht, das heute Nacht nichts vorgefallen ist. Nach dem Morgenessen aber erfahren wir, dass gestern Abend das Zelt von Miles, unserem Koch, der sein Zelt immer sehr weit weg vom Truck aufstellt, mit einem Messer aufgeschnitten wurde und dass seine Reisetasche inkl. Geld und Pass gestohlen wurden. Ich bin froh, dass ich meinem Instinkt gefolgt bin und meine Zelt gezügelt habe, auch wenn viele über mein Verhalten gelacht haben!
Auf unseren letzten Fahrt in Uruguay knacken wir die 3000 km-Grenze nach 31 Tagen Fahrt in Südamerika. Ohne Ruhetage bringen wir es sogar auf durchschnittlich fast 125 km pro Tag! Erstaunlich, zu was der Mensch fähig ist. Man gewöhnt sich so schnell daran. Die heutigen 80 km „erledige“ ich zum Beispiel in 2 ½ Stunden. Dies nicht zuletzt dank eines Einheimischen, der mich ca. 30 km vor Colonia auf seinem Rennrad überholt. Wer mich kennt, weiss, dass ich das nicht gerne habe. Also hänge ich mich in seinen Windschatten. Natürlich merkt der Einheimische das sofort und versucht, mich abzuschütteln. Was würden denn sein Kollegen denken, wenn sie ihn sehen würden in Begleitung eines Touristen, mit Lenkstangentasche, 2.1“-Reifen, Helm und Juve-Leibchen. Er: Carbon-Rennrat und Vollwichs, alles nur vom feinsten. Er fährt aber auch gut, das muss ich ihm zugestehen, und so geht’s mit 50 Sachen Richtung Stadt. Immer wieder versucht er, mich abzuhängen. Nur stellt er sich falsch an. Er versucht es immer in den kurzen Steigungen. Er ahnt natürlich nicht, dass ich aus der Schweiz bin und solche Steigungen durchtrete. Ganz Uruguay kann mich nicht in diesen Steigungen schlagen, dafür gibt es da einfach zu wenig Berge (es gibt hier überhaut keine Berge, sondern nur solche 20m-Steigungen). Würde er hingegen auf den Flachen mal Gas geben, würde er mich schon alleine wegen der Übersetzung abhängen (Rennräder sind viel länger übersetzt, so dass man mit einem Rennrad mit viel höheren Geschwindigkeiten noch treten kann). Kurz vor der Stadt ist er völlig ausgebrannt und lässt mich vorfahren. Beim vorbeifahren bedanke ich mich höflich auf spanisch und zeige ihm gleich, wie man in der Schweiz Steigungen durchtritt. Danach habe ich nicht mehr gesehen. Schade, denn er war ein guter regelmässiger Fahrer. Der Rest des Tages geht schnell vorbei. Kurz einpuffen, Wäsche machen, Bike auf Vordermann bringen, Stadtbesichtigung, Nachtessen, Blog schreiben und ab in die Federn.

1 Kommentar:

  1. Hallo Eric
    mit Hochspannung klicke ich mich jeweils in Deinen Blog ein, um ja keine Deiner tollen Tagesgeschichten zu spät zu lesen. Ich kann Dir zu Deiner Leistung nur gratulieren, so wie es tönt, hast Du wohl einen goldrichtigen Entscheid getroffen. Irgendwie bewundere ich Dich!
    Gruss vom Werkzeugbau

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