Freitag, 7. August 2009

SA, Tag 012: Curitiba-Waterfall







6. August 2009, Waterfall - Brasilien, km 01’129

Ich habe mich entschieden, ich bin heute nicht mit meinem Bike gefahren. Anstatt dessen bin ich in die naheliegende Stadt, nach Curitiba. Schon mal was von Curitiba gehört? 3 Mil.ionen Einwohner, habe ich mir sagen lassen. Gilt weltweit alt mustergültig, was den Innenstadtverkehr betrifft. Vor Jahren habe ich im Spektrum (= deutschsprachiges Science) einen Bericht darüber gelesen. Alles Einbahnstrassen, alternierend, Linksabbiegen sehr eingeschränkt, viele Bus- und Velospuren, Busbahnhöfe für die Langstreckenbusse mit charakteristischen Wartehäuschen, alle Strassen rechtwinklig. Unglaublich, zwischen 7 und 8 Uhr (Rushhour) habe ich keine Spur gesehen, auf der mehr als 5-6 Autos gewartet haben. Dasselbe zwischen 16 und 19 Uhr (nochmals Rushhour). Alles ist flüssig (und sauber!!! Ich sage nie mehr, dass die Schweiz sauber ist. Wer das sagt, war noch nie in Curitiba). Nach einer kurzen Busfahrt vom Camp ins Zentrum gehen wir alle notwendigen Ersatzteile für unsere Bikes kaufen. Dazu suchen wir den besten Bike-Shop aus und fahren mit dem Taxi hin. Tatsächlich finden wir einen Superlladen vor. Alles perfekt eingereiht, alles da, was man sich nur wünschen kann. Das Personal sehr kompetent. Die Preise extra-exhorbitant. Kein Wunder, denn wer fährt in Brasilien Velo? Antwort: a) die ganz Armen, aber die fahren weiter, auch wenn das Velo kaputt ist, und betreten nie einen solchen Laden b) die ganz reichen, die sich dank der extrem hohen Preise vom Rest der Welt abheben wollen. Ergo: Preispolitik = je teurer desto besser. Die Teile sind schnell herbeigeschafft. Das Personal kennt sich aus, da besteht kein Zweifel. Und es ist auch genug da. Unzählige Verkäufer stehen hier rum, wir sind die einzigen Kunden. Und dann das Bezahlen. Endlos!!! Ich werde mich noch an diese Art gewöhnen müssen. Eine Stunde, um die 7 gut und deutlich angeschriebenen Teile reichen nicht. 90 min tun’s knapp. Mit unseren Teilen fahren wir zum „Museu Oscar Niemeyer“. Unglaublich! Diese Architektur! Ich wünschte mir so, dass Barbara dabei wäre. Wir würden beide diesen Moment so geniessen, das können wir so gut. Auch die Besichtigung der Ausstellungen innen ist berauschend. Die Schweiz ist mit Tinguely gut vertreten. Ich schaue mir das Ganze in Ruhe an und bin völlig hingerissen. Nach diesem Besuch treffen wir uns alle, das heisst all diejenigen, welche nicht am biken sind, also 7 Personen, in der Altstadt. Schnell habe ich ausgemacht, dass Ruth und Henry, den ich bisher nicht besonders gemocht habe, die einzigen sind, die das gesehene richtig einordnen kann. Der Gedankenaustausch mit Ruth ist sehr interessant. Aus dem Gespräch heraus erfahre ich, dass sie Architektur an einer Uni unterrichtet. Dass sie Herzog und Demeron nicht kennt, darüber schaue ich grosszügig hinweg. Anschliessend fahren wir die 79km per Taxi und erreichen das Camp, das wieder sehr schön gelegen ist, gerade richtig zum Nachtessen.
Heute morgen habe ich lange mit mir gerungen, bis ich mich entschieden habe, nicht zu biken. Rückwirkend muss ich sagen, dass es richtig war, seine Limiten zu erkennen. Jeder hat seine Grenzen. Und wenn man so an seine Grenzen geht wie wir es alle tun, dann werden die kleinsten Details wichtig. Schlechtes Essen, unsauberes Wasser, zu wenig getrunken, kein Streching (bei mir der Fall), Zähne nicht regelmässig geputzt, Wäsche nicht sauber, Stuhlgang verpasst etc, und schwup, schon hat es einen erwischt. Das zu erkennen fällt schwer, aber es ist so. Auch bin ich gestern zum ersten Mal nicht als erster eingefahren. Im ersten Augenblick hat es mir weh getan, aber eigentlich war das gut so, denn damit ist der Bann gebrochen, und ich bin frei, so zu fahren wie ich es will, denn eigentlich interessiert das sowieso niemanden. Ich bin auf Reisen, nicht an einem Rennen. Meine Entscheidung von heute morgen war richtig, und der heutige Tag war … spitze!

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